Ostern in Budapest. Tag 2: Paprikaalarm und sansibarisches Mittagessen

Tag 2 in Budapest startete mit einem Paprikaalarm – zumindest sieht man fast nichts anderes, wenn man die älteste Markthalle der Stadt, Nagycsarnok, betritt. Getrocknete Paprika in verschieden großen Bündeln, Paprika in Pulverform, Paprikaöl, Paprikaseife – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dazwischen: Bäckerstände mit diversen süßen Teilchen (z. B. Strudel), Obst und Gemüse, geräuchertem Käse, Salami en masse und auf der oberen Etage bestickte Textilien und Tischdeckchen, sowie Lederhandtaschen. Lange hielt ich es allerdings nicht in der Markthalle aus, sondern floh vor den hereinströmenden Touristenmassen nachdem ich einen kleinen Paprikavorrat eingekauft hatte. Nach einem Gang durch die ebenfalls gut gefüllte Einkaufsstraße der Innenstadt (es war ja Samstag und somit der einzige verkaufsoffene Tag am Osterwochenende), begab ich mich weiter südlich in die ehemaligen Arbeiterviertel Josephstadt und Franzensstadt, wo ich einen Mittagsimbiss suchen wollte, um mich für den Besuch des Nationalmuseums zu stärken. Mein „Lonely Planet“-Reiseführer führte mich in ein afrikanisches Restaurant, wie sich herausstellte ein tansanisches, ja sogar ein sansibarisches Restaurant! Der Besitzer erzählte mir, dass er und der Freund, mit dem er das Restaurant zusammen betrieb, wohl die einzigen beiden Sansibaris Budapests seien und es in der ganzen Stadt wohl nur etwa 30 Tansanier gäbe. Er war noch zu sozialistischen Zeiten mit einem Stipendium zum Studium nach Budapest gekommen und war seitdem dageblieben. Immer jedoch, wenn er sein Visum verlängern will, muss er nach Berlin fahren, da sich dort die nächste tansanische Botschaft befindet. Was für ein Zufall in Budapest Kiswahili hören zu können!

Nachdem ich im Nationalmuseum einiges über die ungarische Geschichte erfahren hatte, wollte ich die Abenddämmerung nutzen und mir das Lichtermeer Budapests von oben anschauen. Gesagt, getan fuhr ich bis an den Fuß einer weiteren Therme, dem Gellért-Bad, und stiefelte den Gellért-Berg nach oben. Oben angekommen empfing mich der übliche Touristentrubel, der Ausblick auf die beiden Stadtteile „Buda“ links der Donau und „Pest“ rechts der Donau waren aber einfach überwältigend und man konnte bis zu den Budaer Bergen blicken. Von hier oben wurde mir auch klar, warum Budapest mit seiner Lage an der Donau manchmal mit der französischen Stadt Lyon verglichen wird, die sich ähnlich an den Zusammenfluss von Rhone und Saône anschmiegt und ebenfalls von Bergen umgeben ist. Leider wurde es mit Einbruch der Dunkelheit ziemlich kalt, so dass ich bald wieder den Abstieg antrat und mich auf mein überheitztes Hostelzimmer freute.

Krakau. Interkontinentales Silvestertreffen bei Bigos und Pierogi

Was mache ich zu Silvester? Die alljährliche Preisfrage zum Ende des Jahres rückte näher. So traf es sich gut, dass Maki, eine japanische Freundin, die ich noch aus Sansibar kannte, auf den „Kontinent“, wohlgemerkt den europäischen Kontinent, kommen wollte. Sie arbeitet nämlich derzeit in Nairobi, Kenia, und brauchte etwas Erholung von der dortigen Tätigkeit und Kultur. Mit von der Partie war Makis Freund, Matt, aus Großbritannien. Unsere kleine, aber feine interkontinentale Reisegruppe traf sich also in Krakau, wo wir per AirBnB eine original sozialistisch angehauchte Plattenbauwohnung in einem Krakauer Außenbezirk gebucht hatten. Die Wiedersehensfreude am Morgen des 28. Dezembers war groß – hatten wir uns doch drei Jahre lang nicht mehr gesehen. Auch wenn ich von der Nachtbusfahrt von Berlin nach Krakau noch ein bisschen müde war, so wollten wir uns nicht ausruhen und fuhren gleich nach Wieliczka, ca. 10 km südöstlich von Krakau gelegen, wo es ein zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärtes Salzbergwerk zu besichtigen gibt. Draußen wehte ein eisiger Wind und so waren wir froh für über zwei Stunden in den Untergrund abtauchen zu können, wo es deutlich wärmer war. Im Rahmen einer Führung kamen wir an Salzdenkmälern, Figuren und Gerätschaften, die den Bergbau in früheren Jahrhunderten zeigten, grünlich schimmernden Seen und als Highlight an einer riesigen Halle vorbei, die als Kapelle genutzt wurde. Und das alles unter Tage – Wahnsinn! Natürlich durfte auf der Hälfte der Strecke auch die Shopping“straße“ mit allen möglichen Salzprodukten nicht fehlen. 😉 Nach über zwei Stunden Führung waren wir langsam ausgehungert und so blieben wir im Restaurant – natürlich ebenso unter Tage gelegen – hängen. Die erste Begegnung mit polnischem Essen stand an und so bestellte ich mir das deftige polnische Nationalgericht Bigos, Sauerkraut mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten geschmort. Lecker!

Auch den zweiten Tag in Krakau verbrachten wir eher untypisch in einem östlichen Außenbezirk, dem Arbeiterstadtteil Nowa Huta. Dieser Bezirk war 1949 ursprünglich als eigene Stadt gegründet worden, um den Arbeitern der dort angesiedelten Stahlindustrie eine Wohnstätte zu bieten.  Nowa Huta war als sozialistische Planstadt angelegt worden, soll heißen, dass von einem zentralen Platz alle Straßen sternförmig (bei Nowa Huta halbsternförmig) abgehen. Typisch sind zudem langgestreckte, dunkelgraue Häuserzeilen mit Arkaden, die mich streckenweise an die Architektur der Karl-Marx-Allee in Berlin erinnerte.  Nun ja, hübsch ist was anderes und das grieselgraue Dezemberwetter verstärkte eher noch den tristen Gesamteindruck. Erste Station war das „Museum Polens unter kommunistischer Herrschaft“ (Muzeum PRL-u) mit einer Ausstellung zu kommunistischen Regimen in Europa. Außerdem konnte man den eisekalten Bunker im Keller besichtigen. Das war echt ein bisschen gruselig zumal einen in den einzelnen Räumen Figuren mit Gasmaske erwarteten…

Hungrig vom Museumsbesuch landeten wir in einer typischen polnischen „Milchbar“, die eigentlich eher eine Art Kantine darstellt, in der es unschlagbar günstiges, weil staatlich subventioniertes Essen gibt. Wäre da nicht die Sprachbarriere gewesen… Es dauerte ewig bis wir auf der Speisekarte einigermaßen verstanden hatten, was es im Angebot gab, aber dann musste man sich den Namen des Gerichts auch noch irgendwie merken und vor allem halbwegs richtig aussprechen, damit die Dame an der Essensausgabe wusste, was man will. Ich bestellte der Einfachheit halber Borschtsch und Pierogi, war dann allerdings wieder völlig hilflos als die Dame mich irgendetwas auf Polnisch zu diesem Essen fragte und schließlich, weil ich nur Bahnhof verstand, mit einem Teller und zwei aufgeschnittenen Pierogi zurückkam. Nun war es klar – sie wollte wissen, ob ich Fleisch- oder Kartoffelfüllung haben wollte. Oh man, ich nahm mir vor, gleich diese Vokabeln nachzuschlagen und war froh, dass die Frau so geduldig mit mir gewesen war. In einer anderen Milchbar standen wir an einem anderen Tag vor demselben Verständigungsproblem bis die Frau an der Ausgabe eine Essenskarte auf Englisch aus der Schublade zauberte.  Unsere Rettung! In den Touristenrestaurants hatte man natürlich keinerlei Verständigungsprobleme, zahlte dafür aber auch entsprechend mehr. Und irgendwie war das Essenbestellen und -ausprobieren (in einer Milchbar) schon lange nicht mehr so lustig gewesen!

Nach einem Spaziergang in Nowa Huta kamen wir am Abend durchgefroren endlich ins historische Zentrum von Krakau und landeten gleich erst einmal im nächstbesten Café um uns mit Tee und Kaffee aufzuwärmen. Was wir abends bereits schön angeleuchtet sehen konnten, sollten wir am nächsten Morgen in strahlendem Sonnenschein erleben: den riesigen Hauptmarkt (Rynek Główny) mit Tuchhallen, Marienkirche und Rathausturm umrahmt von schön hergerichteten Renaissance- und Gotikhäusern. Mitten auf dem Platz gab es immer noch einen Weihnachtsmarkt und hier tummelten sich schließlich alle Touristen, von denen wir ins Nowa Huta gerade einmal eine Handvoll gesehen hatten. Maki und ich (Matt hatte sich ins Luftfahrtmuseum abgesetzt) statteten dem Wahrzeichen Krakaus, der Marienkirche einen Besuch ab und hatten Glück: Gerade als wir drin waren, wurde der riesige Flügelaltar geöffnet und gerade als wir auf dem Turm der Kirche waren, spielte der so genannte Türmer ein kurzes Triumphlied („Hejnał“) auf seiner Trompete zu den in alle vier Himmelsrichtungen abgehenden Fenstern hinaus.

Am nächsten Tag, Silvester, begaben wir uns früh zur ehemaligen Emaillefabrik von Oskar Schindler, in der sich heute ein Museum zur Zeit Krakaus unter der Naziherrschaft 1939-1945 befindet. Das Museum war superinteressant und sehr gut gemacht, aber leider hatten viel zu viele Leute dieselbe Idee wie wir gehabt dieses Museum zu besichtigen und so war es einfach unerträglich voll und stickig. Neben den Einzelbesuchern wurden zu allem Übel auch noch riesige geführte Truppen durch die engen Gänge des Museums geschleust und machten es schwer für mich, mich auf die Ausstellungstexte zu konzentrieren. Als wir am Frühnachmittag aus dem Museum rausgingen, sahen wir allerdings dass wir noch Glück gehabt hatten, da die Leute nun bis draußen Schlange standen. Wir besichtigten noch die Adlersapotheke im ehemaligen jüdischen Ghetto und fuhren dann hinüber in die Altstadt.

Den Abend ließen wir auf dem Burgberg Krakaus, dem Wawel, ausklingen. Nach einem silvesterlichen Pizzaessen bei unserer Unterkunft in der Nähe fuhren Maki und ich erneut ins Stadtzentrum, um uns das Feuerwerk am Hauptmarkt anzuschauen. Dieses sollte, wie die Veranstalter ankündigten, „tierfreundlich“ sein, d. h. auf Knaller verzichten, was mir auch sehr entgegen kam – also auch ein „Conny-freundliches“ Feuerwerk sozusagen. 😉 Nach dem mitternächtlichen Farb- und Raketenspektakel war aber auch ganz schnell „Schicht im Schacht“ – die Leute brachen keine Viertelstunde später auf und verließen den Hauptmarkt größtenteils Richtung nach Hause. Alles verlief erstaunlich ruhig und gesittet, ja fast langweilig. Nur in unserem Außenbezirk wurde ordentlich geknallt, so dass das Echo der Böller zwischen den Plattenbauwänden durch die Nacht dröhnte.

Am Sonntag, dem ersten Tag des neuen Jahres, aber auch meinem letzten Reisetag, krachselten wir auf einen im Süden der Stadt gelegenen Hügel hinauf und hatten einen mehr oder weniger weiten Blick über Krakau. Leider weist die Stadt eine sehr hohe Luftverschmutzung auf, so dass der Smog das Stadtzentrum nur schemenhaft erkennen ließ. Vom Hügel aus liefen wir über die Weichsel hinüber ins jüdische Viertel Kazimierz. Zum Einen stehen hier noch zahlreiche alte Synagogen, zum Anderen hat hier das moderne Hippstertum Einzug gehalten: Stylische Cafés und Restaurants mit vorwiegend israelischer Nahostküche à la Hummus & Co., bröckelnde, mit Streetart versehene Häuserfassaden, kleine nette Schnick-Schnack-Läden, etc.

Ich hätte es nie gedacht, aber die fünf Tage in Krakau waren wie im Flug vergangen und wir hätten auf jeden Fall noch einige weitere Tage benötigt, um alle Sehenswürdigkeiten der Stadt abzuklappern. Naja, das nächste Mal dann vielleicht im Sommer! 😉

Das afro-peruanische Erbe in Chincha und El Carmen

Bevor ich von den Anden wieder zurück an die Küste nach Lima fuhr, legte ich noch einen Zwischenstopp in Chincha ein. Chincha ist eine relativ nichtssagende Küstenstadt mit etwa 194.000 Einwohnern, die nördlich von Nazca liegt, wo Ly und ich am Anfang unserer Perureise einen Rundflug über die Nazca-Linien unternommen hatten. Ja, fast nichtssagend, wenn da nicht dieses eine interessante Detail gewesen wäre: Chincha ist die Hochburg der afro-peruanischen Kultur. Afro-Peruaner, also Peruaner mit afrikanischen Wurzeln, deren Vorfahren als Sklaven nach Peru gekommen waren, machen zusammen mit asiatischstämmigen (z. B. japanischstämmigen) und anderen Immigranten nur etwa 3 % der Gesamtbevölkerung (30,4 Mio.) aus. In Chincha ist dieser afrikanische Einfluss an jeder Ecke zu sehen: Restaurantschilder mit Schwarzen drauf, die für kreolisches Essen (comida criolla) werben, schwarze Puppen, die als Souvenirs verkauft werden, ein Denkmal für eine afro-peruanische Musikband mit dem typischen Cajón-Spieler (cajón = eigentlich span. für Kiste, Schublade, hier: Kistentrommel), etc. Und natürlich sieht man auch mehr schwarze Peruaner in der Straße als sonst an den Orten, wo ich bisher in Peru gewesen war.

Vom Zentrum Chinchas nahm ich einen Minibus und fuhr in das etwas außerhalb liegende Dörfchen El Carmen, wo einen bereits am Eingangsbogen an der Abbiegung von der Hauptstraße Wandmalereien mit bekannten afro-peruanischen Persönlichkeiten begrüßten. Ich ließ mich an der Casa-Hacienda San José absetzten, eine ehemalige Sklavenplantage, deren Hazienda heute zu einem Hotel umgebaut worden ist. Dort konnte ich eine interessante, aber leider viel zu kurze Führung durch die ehemaligen Wohnräume der spanischen Hazienda-Besitzer, die barocke Kapelle und die Katakomben machen, in denen die Sklaven manchmal zur Bestrafung in völliger Dunkelheit eingesperrt worden waren. Die zwischenzeitlich bis zu 1.000 Sklaven hatten auf den Zuckerrohr- und später auch Baumwollplantagen schuften müssen. Obwohl 1854 die Sklaverei in Peru abgeschafft worden war, arbeiteten viele der Sklaven weiterhin auf den Plantagen, was mich an die Geschichte Sansibars erinnerte, wo auch weiterhin Handel mit Sklaven getrieben wurde, obwohl die Sklaverei offiziell 1875 abgeschafft worden war. Die meisten der Sklaven, die nach Peru gebracht worden, stammten übrigens aus Westafrika. Oftmals waren sie erst bis Kuba, Hispaniola, Mexiko (Veracruz) oder Kolumbien (Cartagena de Indias) transportiert worden bevor man sie weiter nach Panama oder Peru verteilte.

Nach dieser kurzen Stippvisite in Chincha fuhr ich schließlich mit dem Bus weiter nach Lima, wo ich meine Perureise, zumindest für dieses Mal, mit einem Weiterflug nach New York beenden würde. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen; bietet das Land in seinen immensen Dimensionen doch so viel, was man lernen und was man sich anschauen kann! In diesem Sinne: ¡Adiós, Perú!

Die besten Blogartikel nun als Buch erhältlich!

Buchveröffentlichung_Cover

2007 bis 2016 – neun Jahre – eine lange Zeit! Die Zeitspanne, die ich nun schon meinen Reiseblog schreibe, dem ich vor Kurzem nun auch die eigene URL, „Andarina vom Dienst“, gegönnt habe. Die besten Blogartikel habe ich nun zusammengestellt und in einem Buch veröffentlicht. Es ist zum Einen bei epubli erschienen und kann im Shop dieses Verlags für 24,99 € bestellt werden. Zum Anderen ist es im Verlag bloggingbooks erhältlich und kann für satte 54,80 € in dessen Shop erworben werden (leider ist das Buch aufgrund der Layoutvorgaben sehr dick und somit sehr teuer geworden).

Es war hochinteressant und teilweise überraschend für mich meine alten Blogeinträge noch einmal zu lesen. An manchen Stellen fragte ich mich „Habe das wirklich ich geschrieben?“ oder „Habe ich das wirklich erlebt?“. Aber gerade diese Fragen zeigen auch, wie wichtig es für meine Erinnerung ist, diesen Reiseblog zu schreiben, denn sonst wären viele Erlebnisse einfach in Vergessenheit geraten. In diesem Sinne wünsche ich eine angenehme und inspirierende Lektüre und freue mich auf euer Feedback zu meiner ersten Buchveröffentlichung!

UFOs in der Karibik, haitianische Kunst und Meeresrauschen – wieder einmal in Sosúa und Cabarete

Damit alle Leute hier in der DomRep auch immer wirklich von einem Feiertag wie dem 1. Mai profitieren können, auch wenn dieser, so wie dieses Jahr, auf einen Sonntag fällt, wird der Feiertag dann einfach auf den folgenden Wochentag umgelegt. Sehr praktisch, hieß das für mich doch verlängertes Wochenende von Freitag- bis Montagabend! 🙂

Ich fuhr zum Entspannen mal wieder nach Cabarete und Sosúa an der Nordküste und besuchte dort ein paar für mich neue Orte: Playa Encuentro westlich von Cabarete, dessen Felsen am Strand mich teilweise an die Bretagne erinnerten und auf dem man herrlich kilometerweit spazieren gehen kann. Zudem war ich am Strand in Sosúa, wobei das Meerwasser hier im Vergleich zur teilweise starken Strömung in Cabarete herrlich ruhig ist, weil es sich in einer geschützten Bucht sammelt. Ich besichtigte in Sosúa zudem das „Castillo Mundo King“, ein schlossartiges Gebäude, in dem der wohl etwas verrückte Deutsche Rolf Schulz haitianische Kunst und von ihm gestaltete UFO-Modelle ausstellt. Schon in Cabarete hatte ich einmal seine Plakate gesehen, mit denen er zu einer Party auf sein Schloss einlud, um die Landung eines UFOs zu zelebrieren. Von außen erinnert das „Castillo Mundo King“ stark an Gaudí-Architektur. Drinnen umfasst es auf sieben Etagen 15 Wohnzimmer, zwölf Säle, zehn Badezimmer, sieben Terrassen, sechs Balkone und schließlich ganz oben zwei Türme – alles voll mit haitianischen Skulpturen. Das Haus ist so verschachtelt, dass ich erst einmal eintreten konnte, ohne, dass mich überhaupt irgendjemand bemerkte. Erst als ich nach draußen zu den riesigen UFO-Modellen trat, traf ich einen haitianischen Bauarbeiter an, bei dem ich den Eintritt bezahlen konnte. Gottseidank konnte ich ihn von 300 Pesos (6€) auf 200 Pesos (4€) runterhandeln. Auf jeden Fall ein Besuch, der sich lohnt!

Auch beim Jüdischen Museum schaute ich mal wieder vorbei, in der Hoffnung, dass es nun einmal geöffnet sein möge nachdem Sarah und ich schon einmal vergeblich im November 2015 vorbeigeschaut hatten. Aber Fehlanzeige: Trotz meines Erscheinens im Rahmen der Öffnungszeiten konnte mir der Wärter das Museum nicht öffnen, weil die Besitzerin nicht da war. Toll! Naja, dann bekommt sie mein Geld eben nicht…

Ein weiterer, viel schlimmerer bitterer Nachgeschmack blieb mir von meinem Sosúa-Besuch noch haften: Ein italienischer Couchsurfer, Cipe, von dem ich mich vor seinem Rückflug noch verabschieden wollte, war einem fiesen Betrug zum Opfer gefallen und 14 Stunden ohne Möglichkeit der Verteidigung im Gefängnis von Sosúa gelandet. Ein Mädel klagte ihn wahlweise an, dass er ihr Drogen in den Drink gemischt, wahlweise, dass er sie geschlagen habe und dafür ein medizinisches Zertifikat vorweisen könne. Und das alles, weil sie ihn in einer Bar hatte erzählen hören, dass er am nächsten Tag nach Italien zurückfliegen würde. Um aus dem ganzen Schlamassel schnell herauszukommen, denn Cipe hatte ein Auswahlexamen in Italien und eine rechtmäßige Anhörung wäre erst in ein paar Tagen, ein ordentlicher Gerichtsprozess erst in ein paar Monaten erfolgt, musste er dem Mädel 1.000 US-Dollar (!!!) bezahlen. Das Mädel, die Polizei, ein Arzt und sein angeblicher Anwalt spielten perfekt zusammen und werden die „Beute“ schön unter sich aufgeteilt haben. Rechtsstaat – Fehlanzeige!

Pico Duarte – nach dem höchsten Berg Afrikas erklimmen wir den höchsten Berg der Karibik und verpennen Silvester

Nachdem ich Olga und Yasmin in Santo Domingo eingesammelt hatte, machten wir uns per Caribe-Tours-Bus sogleich auf nach Jarabacoa, denn am nächsten Morgen wollten wir frühzeitig unsere Wandertour starten. Nach dem Kilimanjaro, dem höchsten Berg Afrikas, den wir im Februar gemeinsam erklommen hatten, wollten wir nun den Pico Duarte, den höchsten Berg der Karibik, in Angriff nehmen. Höhenmäßig sollte das kein Problem sein, ist der Pico Duarte mit 3.087m doch um einiges kleiner als der 5.895m hohe Kili. Bei dieser Tour jedoch hatten wir jegliche Verpflegung für uns vier (Sarah war auch mit dabei) + zwei Guides (einer für uns und einer für die Pferde) selbst kalkulieren, besorgen und zum Startpunkt in La Ciénaga, etwa 1h15 min westlich von Jarabacoa, transportieren müssen. Dort trafen wir dann unseren Guide Guaria, der das Essen, Trinken, unsere Rucksäcke und Campingsachen auf die Pferde verlud, uns zum Registrierungsbüro brachte und dann gegen 8 Uhr zum Abmarsch blies. Wie schon damals beim Kili schlängelte sich der Weg zunächst durch dichten grünen Tropenwald, bevor die Landschaft mit zunehmender Höhe kahler wurde. Der Weg war teilweise ziemlich steil und rutschig, aber insgesamt angenehm zu laufen, zumindest wenn man halbwegs trainiert war, so wie wir. Wir sahen ansonsten zahlreiche Leute, die sich auf dem Pferd bzw. Maultier den Weg hoch- bzw. runtertragen ließen. Jetzt konnte ich auf einmal auch die Dominikaner verstehen, die mir erzählt hatten, dass sie schon so viele Male auf dem Pico gewesen waren. Nun ja, die meisten Dominikaner sind einfach extrem lauffaul und sind wohl kaum, so wie wir, den ganzen Weg zu Fuß hinauf- und wieder hinabgestiefelt.

Die erste Etappe bis zum Basecamp in La Compartición zog sich extrem lang hin, so dass wir mit Pausen fast 10 Stunden unterwegs gewesen waren. Als wir völlig erschöpft ankamen, wurde es auch schon mal bald dunkel und somit schnell kalt. Zum Glück machten die Guides ein Lagerfeuer an, brachten uns Reis mit Bohnen und Hühnchen, das noch von einer anderen Gruppe übrig gewesen war, und zeigten uns dann unsere Schlafstätte in einer einfachen Holzhütte. Außer uns waren nur noch ein bulgarisches Pärchen und ein paar Amerikaner mit im Basecamp, das sich erst am nächsten Tag, dem 31.12., mehr füllen sollte. Wir überlegten gegen 4 Uhr morgens aufzustehen, um zu Sonnenaufgang oben auf dem Gipfel zu sein. Leider hörten wir, wie es nachts heftig regnete und entschieden uns somit erst gegen 8 Uhr hochzulaufen. Eine gute Entscheidung, wie wir später feststellten: Die Amerikaner waren frühmorgens im Regen zum Gipfel aufgebrochen und hatten vor lauter Wolken beim Sonnenaufgang gar nichts gesehen. Wir hingegen hatten strahlenden Sonnenschein und einen herrlichen Ausblick ins Umland bis Santiago und den Stausee bei San Juan de la Maguana. Der Gipfel, benannt nach einem der Staatsgründer, Juan Pablo Duarte, bordete nur so vor Nationalstolz über: Eine dominikanische Flagge, ein Holzkreuz, eine Büste Duartes und noch eine Ganzkörperstatue Duartes. Am Fuße der Gipfelfelsen noch zahlreiche Plaketten mit Sprüchen wichtiger Menschen und Institutionen, die den Gipfel auch schon einmal bestiegen hatten. Zu Diktaturzeiten hatte der Gipfel übrigens Pico Trujillo geheißen und war glatt ein bisschen höher gemacht worden (3.175 m).

Als wir am Nachmittag zurück im Basislager waren, trudelten mehr und mehr Silvestertouristen ein. Um 19 Uhr stießen wir bereits mit dem von Olga mitgebrachtem Champagner auf das deutsche Silvester an, da wir nicht sicher waren, ob wir Mitternacht noch wach sein würden. Letztendlich gingen wir zeitig schlafen, stellten uns den Wecker auf 23.45 Uhr, entschieden uns dann jedoch aufgrund der Kälte draußen (etwa 5°C), doch besser weiterzuschlafen. Das hatte ich schon immer einmal machen wollen: Silvester einfach verpennen! 🙂

Für den Abstieg am nächsten Morgen standen wir 5 Uhr auf und liefen noch in völliger Dunkelheit los bis uns das Morgengrauen einholte und sich die umliegenden Berge langsam im Morgenlicht abzeichneten. Ein beeindruckendes Spektakel!

Für den Abstieg brauchten wir bei Weitem nicht so lange wie für den Aufstieg und so kamen wir bereits gegen 13 Uhr mit ordentlich demolierten Füßen unten in La Ciénaga an, wo uns, wie vereinbart, ein Taxi abholte und zurück nach Jarabacoa brachte. Yasmin fuhr am nächsten Morgen weiter nach Cabarete, wo ein Surfkurs auf sie wartete und Olga hatte eine Raftingtour gebucht. Ich kümmerte mich um die Wäsche und das Packen für unsere Weiterreise ebenfalls nach Cabarete am späten Nachmittag. Soll noch mal ein sagen, Urlaub sei zum Entspannen da! 😉

 

Markttag in Dajabón und die staubige Provinzhauptstadt Monte Cristi

Montag ist Markttag – zumindest in Dajabón. In der Provinzhauptstadt an der haitianischen Grenze findet jede Woche Montag und Freitag ein dominikanisch-haitianischer Grenzmarkt statt. 9 Uhr wird die Grenze, die sich auf der Brücke zur haitianischen Nachbarstadt Ouanaminthe befindet, geöffnet und dann strömen tausende von Haitianern nach Dajabón, um dort auf dem Markt Ware feilzubieten oder einzukaufen. Als wir uns in Richtung dieser Grenzbrücke begaben, musste man aufpassen nicht umgerannt zu werden, so geschäftig und schnell waren die Leute unterwegs. Als wir gar versuchten in das Marktgelände hineinzukommen, mussten wir ziemlich schnell aufgeben: Bereits am Außenrand des Gedränges war die Stimmung sehr aggressiv und hätte schnell in eine Massenpanik umschlagen können: Die Leute schubsten und drängelten ohne Pardon, einer fuhr mit Vollkaracho mit einer Schubkarre in die Menschenmenge rein, so dass mir echt ganz anders wurde als ich eine von ihm angefahrene Frau sah und ich nur noch raus wollte. Lukas meinte, so krass habe er die Atmosphäre auch noch nie erlebt. Ich fühlte mich auf dem Marktgelände tatsächlich wie in irgendeinem, pauschal gesagt, afrikanischen Land: die Menschen transportierten ihre Waren auf dem Kopf, Verkaufs“stände“ waren oftmals einfach nur auf dem Boden ausgebreitete Tücher mit bergeweise gebrauchten Klamotten, Schuhen und Kosmetikartikeln darauf, alle riefen durcheinander, sehr dichtes Gedränge aus Menschen, Motorrädern, Bussen und Autos, sengende, staubige Hitze, … Ich war jedenfalls echt froh, als wir das Marktgelände endlich verlassen hatten und auf einer ruhigeren Straße standen. Nach einem kurzen Rundgang in der Stadt, einem Mittagessen in einem westlich angehauchten, aber extrem langsamen Restaurant und einer kurzen Einkaufsrunde im Supermarkt nahmen Sarah und ich schließlich ein Guagua nach Monte Cristi, wo wir zwei weitere Tage bleiben sollten.

 

Monte Cristi ist eine staubige, verschlafene Provinzhauptstadt, die von schönen kolonialen Holzhäusern und schachbrettartig verlaufenden Straßen durchzogen wird, die teilweise aufgeplatzt und folglich in sehr schlechtem Zustand erscheinen. Die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit ist der von Gustave Eiffel erbaute Uhrturm, der nachts blau-grün-rot (also passend zur hiesigen Weihnachtsdeko) blinkt. Als kulinarische Spezialität gilt „chivo guisado“, geschmorte Ziege, die wir im Restaurant des „Hotel Chic“, in dem wir gut und günstig übernachteten, auch gleich ausprobierten. Echt lecker!

Nördlich des Stadtzentrums gelangt man zu dem Teil des Nationalparks von Monte Cristi, der zum Einen eine schöne Strandbucht und zum Anderen den etwa 300m hohen Hügel El Morro zu bieten hat, den wir natürlich allein schon der Aussicht wegen besteigen wollten. Gar nicht so einfach, denn der Weg entpuppte sich als sehr steil und rutschig durch das ganze Geröll, das herumlag. Vor ein paar Jahren war einmal eine Treppe konstruiert worden, die wir, allerdings völlig demoliert, immer noch vorfanden. Wie ich später las, war sie einem Hurrikan zum Opfer gefallen. Nicht nur das Geröll auch die schattenlose Hitze machte uns beim Aufstieg zu schaffen. Oben angekommen hatten wir aber einen herrliche Rundumblick auf’s Meer und die vorgelagerten Inseln, sowie das Festland rund um Monte Cristi. Schon auf dem Weg zu El Morro hatten wir zahlreiche Salinen gesehen – Monte Cristi ist der größte Ort der Salzgewinnung in der DomRep – die wir nun noch einmal von oben bestaunen konnten. Die Landschaft um Monte Cristi erscheint fast savannenartig, ist sehr trocken und bildete einen starken Kontrast zur üppigen grünen Berglandschaft der Zentralkordilleren, die wir noch in Restauración und Río Limpio angetroffen hatten. Die Uferstrände waren hingegen durch Mangroven geprägt, die ich bisher nur aus Tansania kannte.

Da es sich um einen Nationalpark handelt, hatten wir am frühen Morgen auf dem Weg zu El Morro einige Leute am Staßenrand Müll sammeln gesehen. Wie toll, hatte ich noch gedacht. Als wir dann in der von Felsen gesäumten Strandbucht ankamen, sprang einem der Müll förmlich ins Gesicht – von der starken Strömung angeschwemmt an den Strand. Als wir später an einer weiteren Badestelle Halt machten, wo das Wasser ganz ruhig war, konnte Sarah den ganzen Müll dann beim Schnorcheln auf dem Meeresgrund sehen. Tja, von dort wird er also leider nicht weggeräumt…

Ganz zeitig am Morgen des 24. Dezembers machte ich mich per Guagua auf den Rückweg nach Jarabacoa, denn auf dem Land dort in der Nähe sollte ich mit meiner Gastfamilie Weihnachten feiern.

Auf Safari Blue in Fumba

Für mich war es in diesem Urlaub noch nicht die letzte Safari gewesen: Ayda nämlich hatte einen Gutschein für die sogenannte „Safari Blue“, eine Schnorcheltour rund um die Halbinsel Fumba, und fragte mich, ob ich mit ihr und ihrem Sohn mit auf diesen Ausflug kommen wollte. Keine Frage, dass ich dabei war! Zumal es ja bei meinem letzten Sansibar-Aufenthaltes wegen des starken Windes leider nicht mit Schnorcheln geklappt hatte. Diesmal klappte es dafür umso besser, leider so gut, dass ich mir einen ordentlichen Sonnenbrand einfing, weil ich einfach zu lang auf der Wasseroberfläche fasziniert von der farbenfrohen Unterwasserwelt festhing. In der Mittagszeit fuhren wir zu einer vorgelagerten Insel, um dort im Schatten ein leckeres Mittagsbuffet mit gegrilltem Hummer, Fisch, Hühnchen etc. zu genießen. Nach dem Essen konnten wir einen riesigen, umgekippten Baobab-Baum besichtigen, auf den wir natürlich auch hinaufklettern mussten. 😉

Auf dem Rückweg nach Fumba konnten wir sogar ein paar elegant aus dem Wasser gleitende Delfine beobachten! Alles in allem ein Ausflug, der sich sehr gelohnt hat!

Sansibar wunderbar – kama kawaida (wie immer)!

In der Hoffnung vielleicht doch noch die letzte Fähre gegen 16 Uhr von Dar-es-Salaam nach Sansibar zu erhaschen, hatten wir früh morgens um 6 Uhr den Bus von Arusha nach Dar gebucht. Doch Pustekuchen! Die Fahrt zog sich aufgrund der, wie es so schön heißt, suboptimalen Straßenverhältnisse und einem Megastau am Außenrand Dars ewig hin und wir erreichten das Stadtzentrum nicht einmal vor 17 Uhr. Sitzen konnten wir am Ende der Busfahrt echt nicht mehr, denn die Sitze in der hintersten Reihe waren einfach nur supereng und die Fahrt durch die ständigen Bremshuckel auf der Fahrbahn super unbequem. Abgesehen von der Cola-Dusche, die ich mir selbst verpasste, als der Bus über einen der Bremshuckel zu schnell hinüberbretterte…

In Dar übernachteten wir schließlich sehr günstig in einem Hostel einer christlichen Fraueninitiative nahe am Fährhafen, wo es sehr sauber und bis auf die morgendlichen Jogger mit ihren militärisch anmutenden Motivationsgesängen auch sehr ruhig gewesen war. Der abendliche Spaziergang durch Dar auf der Suche nach einem Restaurant war sehr interessant: Man hatte das Gefühl fast nur indisch- und arabischstämmige Tansanier auf der Straße zu sehen. Nun ja, da diese finanziell meist bessergestellt sind als „schwarze“ Tansanier können sie sich das Leben im Stadtzentrum überhaupt leisten und müssen nicht in einem der zahlreichen Umgebungssiedlungen am Stadtrand wohnen.

Am nächsten Morgen um 7 Uhr nahmen wir die Fähre nach Sansibar. Für mich quasi: Welcome back home! Wir übernachteten bei meinem Gastvater in Stone Town und am ersten Tag standen erst einmal Wäsche waschen und ein Rundgang durch Stone Town auf dem Programm. Wahnsinnig viel hatte sich im Vergleich von vor einem Jahr nicht verändert, aber ich war geschockt, viele neu hochgezogene Hotels zu sehen. V. a. das klobige Hyatt an der Meeresfront überwältigte mich – allerdings eher im negativen Sinne!

Die Woche auf Sansibar verbrachten wir mit Gewürz-, Tücher- und Stoffshopping in Stone Town, Freunde treffen, Umherflanieren, morgendlichem Yoga am Strand mit Ayda und Freunde treffen. Olga und Yasmin unternahmen einen Ausflug an den Strand von Kendwa und kehrten sonnenverbrannt als „red lobsters“ zurück. Ich für meinen Teil verbrannte mir ebenfalls die Rückseite, jedoch beim Schnorcheln in Fumba. :-S

Tarangire-Nationalpark und Europa mitten in der afrikanischen Pampa

Den dritten und vierten Tag unserer Safaritour besuchten wir den Tarangire-Nationalpark, der 1970 aus ehemaligen Kolonial-Jagdrevieren entstanden war und dessen Fläche in etwa der des Landes Luxemburg (!) entspricht. Landschaftlich bot dieser Park mit seinen Baum- und Sumpfsavannen wieder etwas ganz anderes als die ersten beiden Nationalparks. Auch die Elefantendichte erhöhte sich noch einmal merklich im Vergleich zu den anderen beiden Parks und wir hatten ausführlich Gelegenheit die Dickhäuter aus nächster Nähe zu beobachten. Ebenso auffällig waren die überall in der Landschaft stehenden phallusförmigen meterhohen Termitenhügel – Wahnsinn, was diese kleinen Insekten so alles bauen können! Auf den Termitenhügeln hockten jedoch recht oft Mungos in Lauerposition, um mit ihren schmalen Schnauzen in die Termitengänge zu kriechen und die Insekten mit der Zunge herauszufischen.

Nach einem halben Tag Tour im Tarangire-Park hatte Evodi noch eine Überraschung für uns. Er fuhr uns aus dem Park hinaus bis hin zu einer dieser luxuriösen 5-Sterne-Safarilodges mitten in der Pampa. Da waren wir nicht böse drüber! 😉 Untergebracht waren wir in eine Art Hauszelt, das auf einem Holzgestell gespannt war, aber sämtlichen Komfort samt eingebauter Toilette und Dusche bot, den man sich vorstellen kann. Vom Balkon aus konnten wir in die Savannenlandschaft rund um den nahegelegenen Lake Manyara blicken und die vor sich hinbrummenden Gnus und viele andere Tiere beim Vorbeilaufen beobachten. Doch damit nicht genug: Wir schlenderten zum Pool und konnten von dort aus weiter in die herrliche Landschaft blicken und Zeuge eines grandiosen Farbspektakels beim Sonnenuntergang werden. Als weniger grandioses Farbspektakel entpuppte sich die von Olga bestellte Margarita, womit wir bei Getränkeanekdote Numero 2 unserer Reise ankommen wären: In der Hoffnung in einem 5-Sterne-Hotel eine „normale“ Margarita zu bekommen, wenn man eine „Margarita“ bestellt, erhielt Olga einen quietschgrünen, viel zu süßen Drink, der eine Mischung aus Fanta und einem nicht zu definierenden Alkohol darstellte. Nun ja, es muss sich wohl um die tansanische Variante einer Margarita gehandelt haben. 😉 Ich hatte mir (natürlich) wieder „nur“ ein Bier bestellt und stellte (wieder einmal) fest, dass ich damit nichts falsch gemacht hatte. 😉

Beim Abendessen (ein riesiges Buffet!) auf der Terrasse hatten wir ein bisschen das Gefühl nicht mehr in Afrika zu sein – wir waren umgeben von komischen europäischen Touristen, die irgendwie alle über Deutschland zu lästern schienen, so wie wir es aus den Wortfetzen mitbekamen… Ich musste unweigerlich an die ganzen komischen Vögel in Thomas Manns „Zauberberg“ denken, die im Sanatorium oben in den Bergen abgeschieden vom restlichen Europa ihre Marotten auslebten…

Nach einem reichhaltigem Frühstück und dem Packen der Lunchbox (diesmal durften wir sie selbst anhand eines Buffets zusammenstellen!) ging es einen weiteren halben Tag in den Tarangire-Nationalpark. Noch ein letztes Mal konnten wir die wuchtigen Baobab-Bäume besichtigen, hüpften uns die Tiere direkt vor das Auto und noch ein letztes Mal konnten wir sie in Großaufnahme in freier Wildbahn fotografieren. Am zeitigen Nachmittag fuhr uns Evodi zurück nach Arusha, wo wir noch eine Nacht verbringen sollten, bevor wir am nächsten Tag per Bus nach Dar-es-Salaam aufbrachen. Ich fuhr am Abend noch nach Moshi, um Couchsurfer Martin zu treffen, bei dem ich bei meiner ersten Festlandtour vor zwei Jahren schon einmal übernachtet hatte. Danach fuhr ich noch am selben Abend mit dem Bus zurück nach Arusha ins Hotel, wo ich sogar 21.30 Uhr netterweise noch einen Berg Reis mit Gemüse vorgesetzt bekam. 🙂