Hippieloch Valle Sagrado (Heiliges Tal)

Bevor wir zum ultimativen Highlight unserer Perureise, dem obligatorischen Besuch des Machu Picchu, kommen sollten, verbrachten wir zwei Tage im Valle Sagrado, dem Heiligen Tal. Das Tal, durch den der Urubamba hindurchfließt, wird seit der Inkazeit für Ackerbau genutzt. Von Cuzco aus ging es per Minibus in den ersten größeren Ort, das in der Schlucht gelegene Pisac, ein wahres Hippieörtchen wie sich herausstellte. Wir landeten zum zweiten Frühstück in „Ulrike’s Café“ nachdem wir bereits an diversen Werbeschildern für Aufenthalte zur spirituellen Einkehr mit Yoga-Sessions, Esoterik-Läden und an einem auf einem Wok musizierenden Hippie vorbeigekommen waren. Im Café dann fast schon Berlin-Atmosphäre: westliche Hippster-Einzelgänger, die auf ihren Laptop starren, dazu Kaffee mit Sojamilch. Aber: ein sehr schön eingerichtetes Café! Wieder draußen war der Wochen- und Handarbeitsmarkt nicht zu übersehen. zog er sich doch durch die ganze Innenstadt. Hier kamen alle zusammen: einheimische Leute aus dem Heiligen Tal, westliche Hippies und westliche Touristen.

Am zeitigen Nachmittag fuhren wir weiter nach Urubamba, wo wir eine Nacht verbringen würden. In der Stadt schien an diesem Sonntagnachmittag nichts los zu sein bis wir – ja bis wir erneut auf Hippies trafen! Diesmal auf einem Markt für regionale und biologische Produkte, der aller zwei Wochen in einem alten Gehöft mit Café und Yoga-Studio stattfindet und auf dem Händler aus dem ganzen Heiligen Tal ihre Produkte verkaufen. Irgendwie muss uns dieser Ort magisch angezogen haben! 😉 Wir probierten Chicha-Wein und Säfte, Empanadas und Naturkosmetik während erst eine Frauengruppe Flamenco auf der Wiese übte und dann eine Hippie-Band Musik spielte. Alles ganz entspannt und gechillt! Wir fragten uns die ganze Zeit nur, was denn eigentlich die Peruaner über diese ganze Hippie-Bewegung dächten. Interessanterweise stieß ich auf einen SPIEGEL-Artikel von 1978, der bereits in dieser Zeit das Hippie-Phänomen im Heiligen Tal beleuchtet:

SPIEGEL-Artikel vom 18. Dezember 1978 „Cusco lockt wie eine Droge“

Von Urubamba aus hatten wir uns für den nächsten Tag zwei Ausflugsziele vorgenommen, die Terrassen von Moray und die Salinen von Maras. Nach einer nicht enden wollenden Wanderung durch eine aber beeindruckend weite Landschaft kamen wir endlich an den runden Terrassen von Moray an. Sie sollen den Inkas angeblich als Experimentierstätte zum Anbau verschiedener Pflanzen gedient haben, da jede Terrassenstufe ein anderes Mikroklima aufweise.

Von Moray aus danach noch zu den Salinen zu wandern schien uns konditions- und zeitmäßig nicht drin zu sein, so dass wir auf dem Parkplatz kurzerhand einen Fahrer eines Touristenbusses ansprachen und gegen Entrichtung eines kleinen Transportgeldes mit einer Reisegruppe bis zum Eingang der Salinen fahren konnten. Wow, das war echt beeindruckend! Ein Wirrwarr aus verschiedenen Salzbecken unterschiedlicher Weiß-Schattierungen, in die salzreiches Wasser aus den Bergen eingeleitet wird, dann verdunstet und schließlich zusammengekehrt und in Säcke verpackt wird. Die einzelnen Becken sind dabei unter verschiedenen Familien aufgeteilt, die sie bewirtschaften, und am Ende verdienen alle am Verkauf der Salzprodukte mit. Schon in Cuzco hatte man z. B. rosafarbenes Salz aus Maras kaufen können. Gefolgt von einer rüstigen deutschen Rentnerreisegruppe machten wir uns an den Abstieg von den Salinen hinunter zur Hauptstraße, an der wir einen Minibus bis ins westlich gelegene Ollantaytambo nahmen. Für den Abend hatten wir nämlich ein sauteures Zugticket bei „Inca Rail“ gebucht, mit dem wir in den Quasi-Vorort von Machu Picchu, Aguas Calientes, fahren würden. Am nächsten Tag stand nämlich endlich die Machu-Picchu-Besichtigung auf unserem Programm, doch dazu mehr in meinem nächsten Blogeintrag.

Nach Ollantaytambo verschlug es uns jedoch nach Machu Picchu noch einmal für eine Nacht und so hatten wir Gelegenheit die dortigen riesigen Inka-Ruinen in den umliegenden Bergen zu besichtigen, die als Festung (Schutz vor den Spaniern) und Tempelanlage zugleich gedient hatten, und einen leckeren Cappuccino auf dem wuseligen Plaza de Armas zu trinken. Diesmal ganz ohne Hippies.

Markttag in Dajabón und die staubige Provinzhauptstadt Monte Cristi

Montag ist Markttag – zumindest in Dajabón. In der Provinzhauptstadt an der haitianischen Grenze findet jede Woche Montag und Freitag ein dominikanisch-haitianischer Grenzmarkt statt. 9 Uhr wird die Grenze, die sich auf der Brücke zur haitianischen Nachbarstadt Ouanaminthe befindet, geöffnet und dann strömen tausende von Haitianern nach Dajabón, um dort auf dem Markt Ware feilzubieten oder einzukaufen. Als wir uns in Richtung dieser Grenzbrücke begaben, musste man aufpassen nicht umgerannt zu werden, so geschäftig und schnell waren die Leute unterwegs. Als wir gar versuchten in das Marktgelände hineinzukommen, mussten wir ziemlich schnell aufgeben: Bereits am Außenrand des Gedränges war die Stimmung sehr aggressiv und hätte schnell in eine Massenpanik umschlagen können: Die Leute schubsten und drängelten ohne Pardon, einer fuhr mit Vollkaracho mit einer Schubkarre in die Menschenmenge rein, so dass mir echt ganz anders wurde als ich eine von ihm angefahrene Frau sah und ich nur noch raus wollte. Lukas meinte, so krass habe er die Atmosphäre auch noch nie erlebt. Ich fühlte mich auf dem Marktgelände tatsächlich wie in irgendeinem, pauschal gesagt, afrikanischen Land: die Menschen transportierten ihre Waren auf dem Kopf, Verkaufs“stände“ waren oftmals einfach nur auf dem Boden ausgebreitete Tücher mit bergeweise gebrauchten Klamotten, Schuhen und Kosmetikartikeln darauf, alle riefen durcheinander, sehr dichtes Gedränge aus Menschen, Motorrädern, Bussen und Autos, sengende, staubige Hitze, … Ich war jedenfalls echt froh, als wir das Marktgelände endlich verlassen hatten und auf einer ruhigeren Straße standen. Nach einem kurzen Rundgang in der Stadt, einem Mittagessen in einem westlich angehauchten, aber extrem langsamen Restaurant und einer kurzen Einkaufsrunde im Supermarkt nahmen Sarah und ich schließlich ein Guagua nach Monte Cristi, wo wir zwei weitere Tage bleiben sollten.

 

Monte Cristi ist eine staubige, verschlafene Provinzhauptstadt, die von schönen kolonialen Holzhäusern und schachbrettartig verlaufenden Straßen durchzogen wird, die teilweise aufgeplatzt und folglich in sehr schlechtem Zustand erscheinen. Die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit ist der von Gustave Eiffel erbaute Uhrturm, der nachts blau-grün-rot (also passend zur hiesigen Weihnachtsdeko) blinkt. Als kulinarische Spezialität gilt „chivo guisado“, geschmorte Ziege, die wir im Restaurant des „Hotel Chic“, in dem wir gut und günstig übernachteten, auch gleich ausprobierten. Echt lecker!

Nördlich des Stadtzentrums gelangt man zu dem Teil des Nationalparks von Monte Cristi, der zum Einen eine schöne Strandbucht und zum Anderen den etwa 300m hohen Hügel El Morro zu bieten hat, den wir natürlich allein schon der Aussicht wegen besteigen wollten. Gar nicht so einfach, denn der Weg entpuppte sich als sehr steil und rutschig durch das ganze Geröll, das herumlag. Vor ein paar Jahren war einmal eine Treppe konstruiert worden, die wir, allerdings völlig demoliert, immer noch vorfanden. Wie ich später las, war sie einem Hurrikan zum Opfer gefallen. Nicht nur das Geröll auch die schattenlose Hitze machte uns beim Aufstieg zu schaffen. Oben angekommen hatten wir aber einen herrliche Rundumblick auf’s Meer und die vorgelagerten Inseln, sowie das Festland rund um Monte Cristi. Schon auf dem Weg zu El Morro hatten wir zahlreiche Salinen gesehen – Monte Cristi ist der größte Ort der Salzgewinnung in der DomRep – die wir nun noch einmal von oben bestaunen konnten. Die Landschaft um Monte Cristi erscheint fast savannenartig, ist sehr trocken und bildete einen starken Kontrast zur üppigen grünen Berglandschaft der Zentralkordilleren, die wir noch in Restauración und Río Limpio angetroffen hatten. Die Uferstrände waren hingegen durch Mangroven geprägt, die ich bisher nur aus Tansania kannte.

Da es sich um einen Nationalpark handelt, hatten wir am frühen Morgen auf dem Weg zu El Morro einige Leute am Staßenrand Müll sammeln gesehen. Wie toll, hatte ich noch gedacht. Als wir dann in der von Felsen gesäumten Strandbucht ankamen, sprang einem der Müll förmlich ins Gesicht – von der starken Strömung angeschwemmt an den Strand. Als wir später an einer weiteren Badestelle Halt machten, wo das Wasser ganz ruhig war, konnte Sarah den ganzen Müll dann beim Schnorcheln auf dem Meeresgrund sehen. Tja, von dort wird er also leider nicht weggeräumt…

Ganz zeitig am Morgen des 24. Dezembers machte ich mich per Guagua auf den Rückweg nach Jarabacoa, denn auf dem Land dort in der Nähe sollte ich mit meiner Gastfamilie Weihnachten feiern.