Wasser, Schlamm und Meer: Die Taufstätte Bethanien und ein Bad im Toten Meer

Nachdem wir die jordanische Hauptstadt am dritten Reisetag sightseeingtechnisch ganz gut „abgegrast“ hatten, fuhren wir südwestlich aus der Stadt heraus bis an den Jordan heran. Zunächst mussten wir einen Checkpoint passieren, da wir uns, so nah an der jordanisch-israelischen (bzw. jordanisch-westjordanländischen) Grenze in militärisches Sperrgebiet begaben. Dann fuhren wir durch eine surrealistisch wirkende Wüstenlandschaft bis nach Bethanien, die Stelle, wo laut Bibel Jesus durch Johannes den Täufer getauft worden sein soll. Sucht man nach Bethanien bzw. Bethany findet man einige Dutzend Orte weltweit, die so benannt sind. Ich kannte z. B. das Künstlerhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg, das früher einmal ein Krankenhaus gewesen war und heute unter Denkmalschutz steht. Um den Ort in Jordanien zu finden, muss man z. B. bei Wikipedia nach „al-Maghtas“ suchen, was Arabisch für „die Taufstätte“ steht, wobei umstritten ist, dass sich das biblische Bethanien tatsächlich genau an diesem Ort befunden hat. Zumindest aber wurde al-Maghtas in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen und wir konnten viele Pilgertouristen vor Ort antreffen. Unser Guide Mohamed erzählte uns, dass die Taufstelle am Jordan bis 1994 nicht für Jordanier zugänglich und das Gelände stark vermint gewesen sei. Erst 2002 wurde das Gelände dann wieder für Besucher geöffnet.

Wir wanderten von einem riesen Taufbecken aus durch einen trockenen Gestrüppwald und kamen schließlich an der Taufstätte heraus, die von einigen Mosaiken mit Erläuterungen und Bildern mit christlichen Motiven (u. a. vom Papstbesuch Johannes Paul II.) gesäumt war. Etwas weiter gelangte man zur Johanneskirche und dem direkten Zugang zum Jordan. Am Fluss gab es Umkleidekabinen, in denen man sich im Falle einer Taufe in sein weißes Taufgewand kleiden konnte, was aber aus unserer Gruppe niemand tat. Man konnte am Jordan stehend direkt rüber nach Westjordanland schauen und sehr genau sehen, wo die Grenze zwischen Jordanien und dem Westjordanland verläuft. Auf westjordanischer Seite kamen ganze Horden von Pilgern in weißen Taufgewändern die Stufen zum Fluss hinunter und ließen sich durch komplettes Eintauchen im Wasser taufen. So heilig der Fluss ja sein mag, ich hätte mich da nicht freiwillig reinbegeben. Die schlammigbraune Farbe des noch etwa 3 m breiten Rinnsals sah nicht gerade einladend aus und abgesehen davon, dass aus ihm ziemlich viel Wasser für die Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft abgezweigt wird, so werden auch viele Abwässer in diesen Fluss geleitet. Ein trauriges Schicksal und wenn die Anrainerstaaten nicht gut aufpassen, wird der Jordan vielleicht selbst bald „über den Jordan gegangen“, sprich versiegt, sein.

 

Von Bethanien aus ging es weiter zum Toten Meer, dem tiefstgelegenen See der Erde. Dieser Superlativ bedeutet lediglich, dass das Seeufer das tiefstgelegenste der Welt ist (794 m Tiefe); der Baikalsee weist hingegen den tiefstgelegenen Seegrund der Welt auf (1.186 m Tiefe). So, wieder was Unwichtiges gelernt!

Wir checkten in einem der Hotelressorts ein, die das Ufer des Toten Meeres säumen, und hatten dann den ganzen Nachmittag zur freien Verfügung, um im Toten Meer und den Swimming Pools des Hotels baden zu gehen. Das Tote Meer verdankt seinem Namen bekanntlich dem extrem hohen Salzgehalt, der es weitgehend lebensfeindlich macht (wenn man mal von ein paar hartgesottenen Bakterien und Algen absieht). Es weist einen zehnmal höheren Salzgehlt als das Mittelmeer auf (falls das bei der Vorstellung irgendwie hilft) und das Wasser schmeckt einfach abscheulich. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, zwickt das Salz auch ganz schön auf der Haut wenn man ins Wasser geht. Aber dann, welch Wunder, drehen sich alle Extremitäten tatsächlich immer automatisch nach oben. Man scheint im Wasser zu schweben und kann richtig die Füße auf der Wasseroberfläche ablegen. Echt abgefahren! Natürlich durfte die obligatorische Zeitungslektüre für das stereotype Touristenfoto nicht fehlen! 😉 Nach dem Bad fühlte sich die Haut herrlich weich an. Ich wollte mir noch etwas besonders Gutes tun und begab mich zu einem riesen Trog mit Totes-Meer-Schlamm. Gerade als ich meine Hand schon in den Trog gesteckt hatte, um mich mit dem Schlamm einzuschmieren, bekam ich dir klare Ansage des Trogwächters, dass das doch jetzt 3 Dollar kosten solle. „Och nö!“, dachte ich, „für so ein bisschen Schlamm gleich 3 Dollar bezahlen“ und zog meine Hand schnell wieder aus dem Trog heraus. Zumal das Gerücht umging, dass es sich gar nicht um echten Totes-Meer-Schlamm handeln sollte…

Auch das Tote Meer hat ein ziemlich trauriges Schicksal zu erleiden, denn da es vom Jordan gespeist wird und der ja immer weniger Wasser führt, so sinkt auch der Meeresspiegel des Toten Meeres jedes Jahr kontinuierlich um etwa 1 m. Hierzu gab es im Januar 2017 einen entsprechenden Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Mittlerweile versucht man Wasser aus dem Roten Meer über eine Entsalzungsanlage weiter ins Tote Meer zu leiten, um das zu verhindern, was bereits mit dem Aralsee bittere Realität geworden ist: Der See, dessen ehemaligen Seehafen und Seegrund ich 2012 in Moynak in Usbekistan besuchte, ist zum größten Teil ausgetrocknet und die noch vorhandenen Wasserflächen sind in mehrere Teile zerfallen. Hoffen wir, dass die Anrainerstaaten ihre Schlüsse daraus ziehen…

 

Krakau. Interkontinentales Silvestertreffen bei Bigos und Pierogi

Was mache ich zu Silvester? Die alljährliche Preisfrage zum Ende des Jahres rückte näher. So traf es sich gut, dass Maki, eine japanische Freundin, die ich noch aus Sansibar kannte, auf den „Kontinent“, wohlgemerkt den europäischen Kontinent, kommen wollte. Sie arbeitet nämlich derzeit in Nairobi, Kenia, und brauchte etwas Erholung von der dortigen Tätigkeit und Kultur. Mit von der Partie war Makis Freund, Matt, aus Großbritannien. Unsere kleine, aber feine interkontinentale Reisegruppe traf sich also in Krakau, wo wir per AirBnB eine original sozialistisch angehauchte Plattenbauwohnung in einem Krakauer Außenbezirk gebucht hatten. Die Wiedersehensfreude am Morgen des 28. Dezembers war groß – hatten wir uns doch drei Jahre lang nicht mehr gesehen. Auch wenn ich von der Nachtbusfahrt von Berlin nach Krakau noch ein bisschen müde war, so wollten wir uns nicht ausruhen und fuhren gleich nach Wieliczka, ca. 10 km südöstlich von Krakau gelegen, wo es ein zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärtes Salzbergwerk zu besichtigen gibt. Draußen wehte ein eisiger Wind und so waren wir froh für über zwei Stunden in den Untergrund abtauchen zu können, wo es deutlich wärmer war. Im Rahmen einer Führung kamen wir an Salzdenkmälern, Figuren und Gerätschaften, die den Bergbau in früheren Jahrhunderten zeigten, grünlich schimmernden Seen und als Highlight an einer riesigen Halle vorbei, die als Kapelle genutzt wurde. Und das alles unter Tage – Wahnsinn! Natürlich durfte auf der Hälfte der Strecke auch die Shopping“straße“ mit allen möglichen Salzprodukten nicht fehlen. 😉 Nach über zwei Stunden Führung waren wir langsam ausgehungert und so blieben wir im Restaurant – natürlich ebenso unter Tage gelegen – hängen. Die erste Begegnung mit polnischem Essen stand an und so bestellte ich mir das deftige polnische Nationalgericht Bigos, Sauerkraut mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten geschmort. Lecker!

Auch den zweiten Tag in Krakau verbrachten wir eher untypisch in einem östlichen Außenbezirk, dem Arbeiterstadtteil Nowa Huta. Dieser Bezirk war 1949 ursprünglich als eigene Stadt gegründet worden, um den Arbeitern der dort angesiedelten Stahlindustrie eine Wohnstätte zu bieten.  Nowa Huta war als sozialistische Planstadt angelegt worden, soll heißen, dass von einem zentralen Platz alle Straßen sternförmig (bei Nowa Huta halbsternförmig) abgehen. Typisch sind zudem langgestreckte, dunkelgraue Häuserzeilen mit Arkaden, die mich streckenweise an die Architektur der Karl-Marx-Allee in Berlin erinnerte.  Nun ja, hübsch ist was anderes und das grieselgraue Dezemberwetter verstärkte eher noch den tristen Gesamteindruck. Erste Station war das „Museum Polens unter kommunistischer Herrschaft“ (Muzeum PRL-u) mit einer Ausstellung zu kommunistischen Regimen in Europa. Außerdem konnte man den eisekalten Bunker im Keller besichtigen. Das war echt ein bisschen gruselig zumal einen in den einzelnen Räumen Figuren mit Gasmaske erwarteten…

Hungrig vom Museumsbesuch landeten wir in einer typischen polnischen „Milchbar“, die eigentlich eher eine Art Kantine darstellt, in der es unschlagbar günstiges, weil staatlich subventioniertes Essen gibt. Wäre da nicht die Sprachbarriere gewesen… Es dauerte ewig bis wir auf der Speisekarte einigermaßen verstanden hatten, was es im Angebot gab, aber dann musste man sich den Namen des Gerichts auch noch irgendwie merken und vor allem halbwegs richtig aussprechen, damit die Dame an der Essensausgabe wusste, was man will. Ich bestellte der Einfachheit halber Borschtsch und Pierogi, war dann allerdings wieder völlig hilflos als die Dame mich irgendetwas auf Polnisch zu diesem Essen fragte und schließlich, weil ich nur Bahnhof verstand, mit einem Teller und zwei aufgeschnittenen Pierogi zurückkam. Nun war es klar – sie wollte wissen, ob ich Fleisch- oder Kartoffelfüllung haben wollte. Oh man, ich nahm mir vor, gleich diese Vokabeln nachzuschlagen und war froh, dass die Frau so geduldig mit mir gewesen war. In einer anderen Milchbar standen wir an einem anderen Tag vor demselben Verständigungsproblem bis die Frau an der Ausgabe eine Essenskarte auf Englisch aus der Schublade zauberte.  Unsere Rettung! In den Touristenrestaurants hatte man natürlich keinerlei Verständigungsprobleme, zahlte dafür aber auch entsprechend mehr. Und irgendwie war das Essenbestellen und -ausprobieren (in einer Milchbar) schon lange nicht mehr so lustig gewesen!

Nach einem Spaziergang in Nowa Huta kamen wir am Abend durchgefroren endlich ins historische Zentrum von Krakau und landeten gleich erst einmal im nächstbesten Café um uns mit Tee und Kaffee aufzuwärmen. Was wir abends bereits schön angeleuchtet sehen konnten, sollten wir am nächsten Morgen in strahlendem Sonnenschein erleben: den riesigen Hauptmarkt (Rynek Główny) mit Tuchhallen, Marienkirche und Rathausturm umrahmt von schön hergerichteten Renaissance- und Gotikhäusern. Mitten auf dem Platz gab es immer noch einen Weihnachtsmarkt und hier tummelten sich schließlich alle Touristen, von denen wir ins Nowa Huta gerade einmal eine Handvoll gesehen hatten. Maki und ich (Matt hatte sich ins Luftfahrtmuseum abgesetzt) statteten dem Wahrzeichen Krakaus, der Marienkirche einen Besuch ab und hatten Glück: Gerade als wir drin waren, wurde der riesige Flügelaltar geöffnet und gerade als wir auf dem Turm der Kirche waren, spielte der so genannte Türmer ein kurzes Triumphlied („Hejnał“) auf seiner Trompete zu den in alle vier Himmelsrichtungen abgehenden Fenstern hinaus.

Am nächsten Tag, Silvester, begaben wir uns früh zur ehemaligen Emaillefabrik von Oskar Schindler, in der sich heute ein Museum zur Zeit Krakaus unter der Naziherrschaft 1939-1945 befindet. Das Museum war superinteressant und sehr gut gemacht, aber leider hatten viel zu viele Leute dieselbe Idee wie wir gehabt dieses Museum zu besichtigen und so war es einfach unerträglich voll und stickig. Neben den Einzelbesuchern wurden zu allem Übel auch noch riesige geführte Truppen durch die engen Gänge des Museums geschleust und machten es schwer für mich, mich auf die Ausstellungstexte zu konzentrieren. Als wir am Frühnachmittag aus dem Museum rausgingen, sahen wir allerdings dass wir noch Glück gehabt hatten, da die Leute nun bis draußen Schlange standen. Wir besichtigten noch die Adlersapotheke im ehemaligen jüdischen Ghetto und fuhren dann hinüber in die Altstadt.

Den Abend ließen wir auf dem Burgberg Krakaus, dem Wawel, ausklingen. Nach einem silvesterlichen Pizzaessen bei unserer Unterkunft in der Nähe fuhren Maki und ich erneut ins Stadtzentrum, um uns das Feuerwerk am Hauptmarkt anzuschauen. Dieses sollte, wie die Veranstalter ankündigten, „tierfreundlich“ sein, d. h. auf Knaller verzichten, was mir auch sehr entgegen kam – also auch ein „Conny-freundliches“ Feuerwerk sozusagen. 😉 Nach dem mitternächtlichen Farb- und Raketenspektakel war aber auch ganz schnell „Schicht im Schacht“ – die Leute brachen keine Viertelstunde später auf und verließen den Hauptmarkt größtenteils Richtung nach Hause. Alles verlief erstaunlich ruhig und gesittet, ja fast langweilig. Nur in unserem Außenbezirk wurde ordentlich geknallt, so dass das Echo der Böller zwischen den Plattenbauwänden durch die Nacht dröhnte.

Am Sonntag, dem ersten Tag des neuen Jahres, aber auch meinem letzten Reisetag, krachselten wir auf einen im Süden der Stadt gelegenen Hügel hinauf und hatten einen mehr oder weniger weiten Blick über Krakau. Leider weist die Stadt eine sehr hohe Luftverschmutzung auf, so dass der Smog das Stadtzentrum nur schemenhaft erkennen ließ. Vom Hügel aus liefen wir über die Weichsel hinüber ins jüdische Viertel Kazimierz. Zum Einen stehen hier noch zahlreiche alte Synagogen, zum Anderen hat hier das moderne Hippstertum Einzug gehalten: Stylische Cafés und Restaurants mit vorwiegend israelischer Nahostküche à la Hummus & Co., bröckelnde, mit Streetart versehene Häuserfassaden, kleine nette Schnick-Schnack-Läden, etc.

Ich hätte es nie gedacht, aber die fünf Tage in Krakau waren wie im Flug vergangen und wir hätten auf jeden Fall noch einige weitere Tage benötigt, um alle Sehenswürdigkeiten der Stadt abzuklappern. Naja, das nächste Mal dann vielleicht im Sommer! 😉

Hippieloch Valle Sagrado (Heiliges Tal)

Bevor wir zum ultimativen Highlight unserer Perureise, dem obligatorischen Besuch des Machu Picchu, kommen sollten, verbrachten wir zwei Tage im Valle Sagrado, dem Heiligen Tal. Das Tal, durch den der Urubamba hindurchfließt, wird seit der Inkazeit für Ackerbau genutzt. Von Cuzco aus ging es per Minibus in den ersten größeren Ort, das in der Schlucht gelegene Pisac, ein wahres Hippieörtchen wie sich herausstellte. Wir landeten zum zweiten Frühstück in „Ulrike’s Café“ nachdem wir bereits an diversen Werbeschildern für Aufenthalte zur spirituellen Einkehr mit Yoga-Sessions, Esoterik-Läden und an einem auf einem Wok musizierenden Hippie vorbeigekommen waren. Im Café dann fast schon Berlin-Atmosphäre: westliche Hippster-Einzelgänger, die auf ihren Laptop starren, dazu Kaffee mit Sojamilch. Aber: ein sehr schön eingerichtetes Café! Wieder draußen war der Wochen- und Handarbeitsmarkt nicht zu übersehen. zog er sich doch durch die ganze Innenstadt. Hier kamen alle zusammen: einheimische Leute aus dem Heiligen Tal, westliche Hippies und westliche Touristen.

Am zeitigen Nachmittag fuhren wir weiter nach Urubamba, wo wir eine Nacht verbringen würden. In der Stadt schien an diesem Sonntagnachmittag nichts los zu sein bis wir – ja bis wir erneut auf Hippies trafen! Diesmal auf einem Markt für regionale und biologische Produkte, der aller zwei Wochen in einem alten Gehöft mit Café und Yoga-Studio stattfindet und auf dem Händler aus dem ganzen Heiligen Tal ihre Produkte verkaufen. Irgendwie muss uns dieser Ort magisch angezogen haben! 😉 Wir probierten Chicha-Wein und Säfte, Empanadas und Naturkosmetik während erst eine Frauengruppe Flamenco auf der Wiese übte und dann eine Hippie-Band Musik spielte. Alles ganz entspannt und gechillt! Wir fragten uns die ganze Zeit nur, was denn eigentlich die Peruaner über diese ganze Hippie-Bewegung dächten. Interessanterweise stieß ich auf einen SPIEGEL-Artikel von 1978, der bereits in dieser Zeit das Hippie-Phänomen im Heiligen Tal beleuchtet:

SPIEGEL-Artikel vom 18. Dezember 1978 „Cusco lockt wie eine Droge“

Von Urubamba aus hatten wir uns für den nächsten Tag zwei Ausflugsziele vorgenommen, die Terrassen von Moray und die Salinen von Maras. Nach einer nicht enden wollenden Wanderung durch eine aber beeindruckend weite Landschaft kamen wir endlich an den runden Terrassen von Moray an. Sie sollen den Inkas angeblich als Experimentierstätte zum Anbau verschiedener Pflanzen gedient haben, da jede Terrassenstufe ein anderes Mikroklima aufweise.

Von Moray aus danach noch zu den Salinen zu wandern schien uns konditions- und zeitmäßig nicht drin zu sein, so dass wir auf dem Parkplatz kurzerhand einen Fahrer eines Touristenbusses ansprachen und gegen Entrichtung eines kleinen Transportgeldes mit einer Reisegruppe bis zum Eingang der Salinen fahren konnten. Wow, das war echt beeindruckend! Ein Wirrwarr aus verschiedenen Salzbecken unterschiedlicher Weiß-Schattierungen, in die salzreiches Wasser aus den Bergen eingeleitet wird, dann verdunstet und schließlich zusammengekehrt und in Säcke verpackt wird. Die einzelnen Becken sind dabei unter verschiedenen Familien aufgeteilt, die sie bewirtschaften, und am Ende verdienen alle am Verkauf der Salzprodukte mit. Schon in Cuzco hatte man z. B. rosafarbenes Salz aus Maras kaufen können. Gefolgt von einer rüstigen deutschen Rentnerreisegruppe machten wir uns an den Abstieg von den Salinen hinunter zur Hauptstraße, an der wir einen Minibus bis ins westlich gelegene Ollantaytambo nahmen. Für den Abend hatten wir nämlich ein sauteures Zugticket bei „Inca Rail“ gebucht, mit dem wir in den Quasi-Vorort von Machu Picchu, Aguas Calientes, fahren würden. Am nächsten Tag stand nämlich endlich die Machu-Picchu-Besichtigung auf unserem Programm, doch dazu mehr in meinem nächsten Blogeintrag.

Nach Ollantaytambo verschlug es uns jedoch nach Machu Picchu noch einmal für eine Nacht und so hatten wir Gelegenheit die dortigen riesigen Inka-Ruinen in den umliegenden Bergen zu besichtigen, die als Festung (Schutz vor den Spaniern) und Tempelanlage zugleich gedient hatten, und einen leckeren Cappuccino auf dem wuseligen Plaza de Armas zu trinken. Diesmal ganz ohne Hippies.

Markttag in Dajabón und die staubige Provinzhauptstadt Monte Cristi

Montag ist Markttag – zumindest in Dajabón. In der Provinzhauptstadt an der haitianischen Grenze findet jede Woche Montag und Freitag ein dominikanisch-haitianischer Grenzmarkt statt. 9 Uhr wird die Grenze, die sich auf der Brücke zur haitianischen Nachbarstadt Ouanaminthe befindet, geöffnet und dann strömen tausende von Haitianern nach Dajabón, um dort auf dem Markt Ware feilzubieten oder einzukaufen. Als wir uns in Richtung dieser Grenzbrücke begaben, musste man aufpassen nicht umgerannt zu werden, so geschäftig und schnell waren die Leute unterwegs. Als wir gar versuchten in das Marktgelände hineinzukommen, mussten wir ziemlich schnell aufgeben: Bereits am Außenrand des Gedränges war die Stimmung sehr aggressiv und hätte schnell in eine Massenpanik umschlagen können: Die Leute schubsten und drängelten ohne Pardon, einer fuhr mit Vollkaracho mit einer Schubkarre in die Menschenmenge rein, so dass mir echt ganz anders wurde als ich eine von ihm angefahrene Frau sah und ich nur noch raus wollte. Lukas meinte, so krass habe er die Atmosphäre auch noch nie erlebt. Ich fühlte mich auf dem Marktgelände tatsächlich wie in irgendeinem, pauschal gesagt, afrikanischen Land: die Menschen transportierten ihre Waren auf dem Kopf, Verkaufs“stände“ waren oftmals einfach nur auf dem Boden ausgebreitete Tücher mit bergeweise gebrauchten Klamotten, Schuhen und Kosmetikartikeln darauf, alle riefen durcheinander, sehr dichtes Gedränge aus Menschen, Motorrädern, Bussen und Autos, sengende, staubige Hitze, … Ich war jedenfalls echt froh, als wir das Marktgelände endlich verlassen hatten und auf einer ruhigeren Straße standen. Nach einem kurzen Rundgang in der Stadt, einem Mittagessen in einem westlich angehauchten, aber extrem langsamen Restaurant und einer kurzen Einkaufsrunde im Supermarkt nahmen Sarah und ich schließlich ein Guagua nach Monte Cristi, wo wir zwei weitere Tage bleiben sollten.

 

Monte Cristi ist eine staubige, verschlafene Provinzhauptstadt, die von schönen kolonialen Holzhäusern und schachbrettartig verlaufenden Straßen durchzogen wird, die teilweise aufgeplatzt und folglich in sehr schlechtem Zustand erscheinen. Die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit ist der von Gustave Eiffel erbaute Uhrturm, der nachts blau-grün-rot (also passend zur hiesigen Weihnachtsdeko) blinkt. Als kulinarische Spezialität gilt „chivo guisado“, geschmorte Ziege, die wir im Restaurant des „Hotel Chic“, in dem wir gut und günstig übernachteten, auch gleich ausprobierten. Echt lecker!

Nördlich des Stadtzentrums gelangt man zu dem Teil des Nationalparks von Monte Cristi, der zum Einen eine schöne Strandbucht und zum Anderen den etwa 300m hohen Hügel El Morro zu bieten hat, den wir natürlich allein schon der Aussicht wegen besteigen wollten. Gar nicht so einfach, denn der Weg entpuppte sich als sehr steil und rutschig durch das ganze Geröll, das herumlag. Vor ein paar Jahren war einmal eine Treppe konstruiert worden, die wir, allerdings völlig demoliert, immer noch vorfanden. Wie ich später las, war sie einem Hurrikan zum Opfer gefallen. Nicht nur das Geröll auch die schattenlose Hitze machte uns beim Aufstieg zu schaffen. Oben angekommen hatten wir aber einen herrliche Rundumblick auf’s Meer und die vorgelagerten Inseln, sowie das Festland rund um Monte Cristi. Schon auf dem Weg zu El Morro hatten wir zahlreiche Salinen gesehen – Monte Cristi ist der größte Ort der Salzgewinnung in der DomRep – die wir nun noch einmal von oben bestaunen konnten. Die Landschaft um Monte Cristi erscheint fast savannenartig, ist sehr trocken und bildete einen starken Kontrast zur üppigen grünen Berglandschaft der Zentralkordilleren, die wir noch in Restauración und Río Limpio angetroffen hatten. Die Uferstrände waren hingegen durch Mangroven geprägt, die ich bisher nur aus Tansania kannte.

Da es sich um einen Nationalpark handelt, hatten wir am frühen Morgen auf dem Weg zu El Morro einige Leute am Staßenrand Müll sammeln gesehen. Wie toll, hatte ich noch gedacht. Als wir dann in der von Felsen gesäumten Strandbucht ankamen, sprang einem der Müll förmlich ins Gesicht – von der starken Strömung angeschwemmt an den Strand. Als wir später an einer weiteren Badestelle Halt machten, wo das Wasser ganz ruhig war, konnte Sarah den ganzen Müll dann beim Schnorcheln auf dem Meeresgrund sehen. Tja, von dort wird er also leider nicht weggeräumt…

Ganz zeitig am Morgen des 24. Dezembers machte ich mich per Guagua auf den Rückweg nach Jarabacoa, denn auf dem Land dort in der Nähe sollte ich mit meiner Gastfamilie Weihnachten feiern.