Tarangire-Nationalpark und Europa mitten in der afrikanischen Pampa

Den dritten und vierten Tag unserer Safaritour besuchten wir den Tarangire-Nationalpark, der 1970 aus ehemaligen Kolonial-Jagdrevieren entstanden war und dessen Fläche in etwa der des Landes Luxemburg (!) entspricht. Landschaftlich bot dieser Park mit seinen Baum- und Sumpfsavannen wieder etwas ganz anderes als die ersten beiden Nationalparks. Auch die Elefantendichte erhöhte sich noch einmal merklich im Vergleich zu den anderen beiden Parks und wir hatten ausführlich Gelegenheit die Dickhäuter aus nächster Nähe zu beobachten. Ebenso auffällig waren die überall in der Landschaft stehenden phallusförmigen meterhohen Termitenhügel – Wahnsinn, was diese kleinen Insekten so alles bauen können! Auf den Termitenhügeln hockten jedoch recht oft Mungos in Lauerposition, um mit ihren schmalen Schnauzen in die Termitengänge zu kriechen und die Insekten mit der Zunge herauszufischen.

Nach einem halben Tag Tour im Tarangire-Park hatte Evodi noch eine Überraschung für uns. Er fuhr uns aus dem Park hinaus bis hin zu einer dieser luxuriösen 5-Sterne-Safarilodges mitten in der Pampa. Da waren wir nicht böse drüber! 😉 Untergebracht waren wir in eine Art Hauszelt, das auf einem Holzgestell gespannt war, aber sämtlichen Komfort samt eingebauter Toilette und Dusche bot, den man sich vorstellen kann. Vom Balkon aus konnten wir in die Savannenlandschaft rund um den nahegelegenen Lake Manyara blicken und die vor sich hinbrummenden Gnus und viele andere Tiere beim Vorbeilaufen beobachten. Doch damit nicht genug: Wir schlenderten zum Pool und konnten von dort aus weiter in die herrliche Landschaft blicken und Zeuge eines grandiosen Farbspektakels beim Sonnenuntergang werden. Als weniger grandioses Farbspektakel entpuppte sich die von Olga bestellte Margarita, womit wir bei Getränkeanekdote Numero 2 unserer Reise ankommen wären: In der Hoffnung in einem 5-Sterne-Hotel eine „normale“ Margarita zu bekommen, wenn man eine „Margarita“ bestellt, erhielt Olga einen quietschgrünen, viel zu süßen Drink, der eine Mischung aus Fanta und einem nicht zu definierenden Alkohol darstellte. Nun ja, es muss sich wohl um die tansanische Variante einer Margarita gehandelt haben. 😉 Ich hatte mir (natürlich) wieder „nur“ ein Bier bestellt und stellte (wieder einmal) fest, dass ich damit nichts falsch gemacht hatte. 😉

Beim Abendessen (ein riesiges Buffet!) auf der Terrasse hatten wir ein bisschen das Gefühl nicht mehr in Afrika zu sein – wir waren umgeben von komischen europäischen Touristen, die irgendwie alle über Deutschland zu lästern schienen, so wie wir es aus den Wortfetzen mitbekamen… Ich musste unweigerlich an die ganzen komischen Vögel in Thomas Manns „Zauberberg“ denken, die im Sanatorium oben in den Bergen abgeschieden vom restlichen Europa ihre Marotten auslebten…

Nach einem reichhaltigem Frühstück und dem Packen der Lunchbox (diesmal durften wir sie selbst anhand eines Buffets zusammenstellen!) ging es einen weiteren halben Tag in den Tarangire-Nationalpark. Noch ein letztes Mal konnten wir die wuchtigen Baobab-Bäume besichtigen, hüpften uns die Tiere direkt vor das Auto und noch ein letztes Mal konnten wir sie in Großaufnahme in freier Wildbahn fotografieren. Am zeitigen Nachmittag fuhr uns Evodi zurück nach Arusha, wo wir noch eine Nacht verbringen sollten, bevor wir am nächsten Tag per Bus nach Dar-es-Salaam aufbrachen. Ich fuhr am Abend noch nach Moshi, um Couchsurfer Martin zu treffen, bei dem ich bei meiner ersten Festlandtour vor zwei Jahren schon einmal übernachtet hatte. Danach fuhr ich noch am selben Abend mit dem Bus zurück nach Arusha ins Hotel, wo ich sogar 21.30 Uhr netterweise noch einen Berg Reis mit Gemüse vorgesetzt bekam. 🙂

Weiter unterwegs im East African Rift Valley – der Lake-Manyara-Nationalpark

Nach einer Woche Kilimanjarotour waren unsere Füße komplett im Eimer. Die Zehen waren so steif, dass wir kaum normal laufen konnten und so kam uns die Aussicht auf eine Safari im Geländewagen wie gelegen. Wir buchten über einen Freund unseres Guides Fortu eine viertägige Safaritour zu einem supergünstigen Preis und zurrten noch am Tag der Rückkehr vom Kili alle Modalitäten fest. Am nächsten Morgen wurden wir von Fahrer Evodi und Touroperator Evarest im Hotel abgeholt und erst einmal nach Arusha kutschiert, wo wir alles Finanzielle regelten. Das war gar nicht so einfach, denn wir hatten nicht, wie jeder andere brave Pauschaltourist, Unmengen an Dollars in Cash dabei und mussten die Safarigebühren in Tansanischen Schilling (TSH) abheben. Da es höchstens 10.000 TSH-Scheine gibt, die etwa 5€ entsprechen, könnt ihr euch die Geldstapel vorstellen, die wir Evarest überreichten 😉 Nachdem wir die monetären Angelegenheiten hinter uns gebracht hatten, konnten wir uns endlich entspannt ins Auto setzen und fuhren gen Westen aus Arusha hinaus bis zum Lake-Manyara-Nationalpark und blieben somit weiterhin im Gebiet des Ostafrikanischen Grabens (Great Rift Valley) – ein Name, an den ich mich nur noch dunkel aus meinem Geografieunterricht an der Schule erinnerte. Interessanterweise hat dieses Grabenbruchsystem z. B. mit dem Kilimanjaromassiv und dem Mount Meru einige der höchsten Berge Afrikas und einige der größten und tiefsten Seen Afrikas (z. B. Victoriasee, Tanganjikasee) hervorgebracht. Der Lake-Manyara-Nationalpark ist 1960 gegründet worden und wurde gleich 1962 von Regisseur Howard Hawks für den Dreh seines Films „Hatari!“ („Gefahr“ auf Kiswahili) als Kulisse genutzt. Ein weiterer Teil der Filmszenen wurde übrigens im Ngorongorokrater gedreht, den wir am folgenden Tag besuchen sollten. Nach einem schnellen Mittagessen auf dem Rastplatz des Nationalparks ging die Safari auch schon los: Evodi schob das Jeepdach nach oben, so dass wir uns während der Fahrt hinstellen und nach draußen schauen und fotografieren konnten. Das erste Highlight waren Paviane, dann ein „Hippo-Pool“ (also in einem Tümpel badende Nilpferde) samt nerviger tansanischer Schulklasse, die mehr interessiert daran waren ein Foto mit einem „Mzungu“, also einem von uns, zu bekommen als die Nilpferde aufzunehmen. Bis kurz vor Sonnenuntergang gegen 18 Uhr fuhren wir im Park herum und konnten Giraffen, erste Elefanten, Zebras, Warzenschweine, viele bunte Vögel und riesige Termitenhügel sichten. Es ist schon wirklich toll diese ganzen Tiere nicht eingesperrt im Zoo, sondern in freier Natur beobachten zu können! Auch die Flora hielt ein paar Highlights für uns bereit: schöne Baobab-Bäume und den lustigen „Sausage Tree“ (Wurstbaum), dessen hängende lange Früchte eben wie Würste aussahen. Man könnte meinen, diese Art Baum gehöre eigentlich nach Deutschland 😉 Diese und die kommende Nacht verbrachten wir im nahegelegenen Ort Mto wa Mbu, was auf Kiswahili nichts anderes als „Fluss der Moskitos“ bedeutet, da der Ort von einigen Gewässern (Mto wa Mbu River & Lake Manyara) umgeben ist und somit die perfekte Brutstätte für Moskitos bildet :-S Zum einen ist der Ort berühmt für seine roten Bananen, die einem, sobald man mit dem Auto durch den Ort fährt, schon am Autofenster aufgedrängt werden. Zum anderen stellt „Moskito-Town“ ein sozialistisches Experiment dar, bei dem man versucht hatte jeweils ein paar Vertreter von den etwa 120 in Tansania existierenden Bevölkerungsgruppen hier anzusiedeln. Leider hatten wir keine Gelegenheit auf den Markt zu gehen und näher mit den Einwohnern in Kontakt zu kommen bzw. die verschiedenen Produkte jeder Ethnie in Augenschein zu nehmen. Wir kauften nur bei einem völlig gechillten Rastafari nahe des Hotels ein paar Früchte aus seinem Garten ein. Die Übernachtung in Mto wa Mbu bescherte uns außerdem eine unvergessliche Anekdote im Bezug auf tansanischen Wein. Wie, ihr habt noch nie vom tansanischen Dodoma-Wein gehört? Dodoma ist die eigentliche Hauptstadt Tansanias, auch wenn oft die Wirtschafts- und Kulturmetropole Dar-es-Salaam dafür gehalten wird. Und um Dodoma herum befindet sich das einzige Weinanbaugebiet Tansanias. Laut meinem Reiseführer werden dem Wein dort viele Chemikalien zugesetzt, so dass seine Qualität nicht die beste ist. Olga entdeckte im neben dem Hotel gelegenen Supermarkt Dodoma-Wein und fragte später beim Abendessen den Kellner, ob der Wein nicht im Hotel verfügbar sei und sie und Yasmin ihn ausprobieren könnten. Der Kellner nickte und wollte den Wein servieren. Als er aus dem Essensraum hinausgegangen war, beobachteten wir nur, wie er die Hintertür nutzte, um hinüber zum Supermarkt zu gehen und dort eine Flasche Wein zu kaufen. Diese wurde Olga und Yasmin dann für umgerechnet etwa 15€ (!) vorgesetzt. Der Wein schmeckt allerdings wirklich ziemlich furchtbar und viel zu sauer, so dass die beiden nicht einmal die ganze Flasche leeren konnten. Ich hatte mir vorsorglich gleich ein Kilimanjaro statt Wein bestellt. Aber nun hatten wir immer alle einmal Dodoma-Wein gekostet, auch wenn es wohl das letzte Mal gewesen sein wird…

2. Station: Arusha am Fuße des Mount Meru

Der Flug mit Fastjet verlief reibungslos und über meinen Kollegen Mohammad, der in der Lodge Exkursionen organisiert, hatte ich mir einen Taxifahrer organisiert, der mich für einen echt günstig ausgehandelten Preis vom Kilimanjaro International Airport nach Arusha fuhr. Auch in Arusha hatte ich mir einen Übernachtung über Couchsurfing organisiert: Ich hatte eine Japanerin, Hiromi, kontaktiert, die dort ein Tourunternehmen zusammen mit ihrem tansanischen Mann betrieb. Allerdings war sie gerade in Japan und hatte mir daher den Kontakt zu ihrem Nachbarn Walter gegeben, in dessen WG ich übernachten konnte. Zum Frühstück konnte ich immer ins nahegelegene Haus von Walters Schwester gehen, wo diese mit ihrem Mann und Kind, sowie den Eltern wohnte. Familienanbindung pur und alle waren so herzlich und gastfreundlich!

Mit Walter war ich Donnerstag dann in Arusha unterwegs, die in der Hochsaison wohl von Touristen überquellen muss, weil diese hier ihre Ausflüge in die Nationalparks der Umgebung (Serengeti, Ngorongoro-Krater) starten. Die Stadt selbst fand ich einfach nur hässlich und nichtssagend. Es gibt keine richtigen Sehenswürdigkeiten und ich hatte das Gefühl, dass die ganze Stadt nur aus Einkaufsstraßen bestand. Leider hob mein Fotoapparat an diesem Tag seine Hufen hoch, so dass ich keinerlei Fotos machen konnte. Am Abend bekam ich ihn wieder flott (puh!), auch wenn der Bildschirm nicht mehr funktionierte.  Aber bis zu meiner Abreise am übernächsten Tag konnte ich leider keine Aufnahme mehr vom Mt. Meru erhaschen, ein Berg, an dessen Fuße sich Arusha befindet. Die Bergregion machte das Wetter herrlich kühl und ließ keine Moskitos überleben (ohhh ;-)). Wovon ich ebenfalls keine Aufnahme bekam, weil es verboten war dort Fotos zu machen, war das wie eine riesige Fabrik aussehende Gebäude des AICC-Kongresszentrums, in dem seit 1995 der Internationale Strafgerichtshof für Ruanda tagt und in dem ebenfalls Konferenzen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union stattfinden.

Hiromi hatte mir einen zweiten Kontakt zu einem Lehrer, Conrad, gegeben, der eine Schule betrieb, in der er Jugendliche als angehende Touristenguides ausbildete und ihnen vorwiegend Fremdsprachenunterricht anbot. Mit Conrad und ein paar seiner Schüler unternahm ich am nächsten Tag einen Ausflug zum Naporo-Wasserfall. Wir wanderten eine Strecke, die ich niemals selbst gefunden hatte, zumal ich nie eine Wanderkarte für Arusha gesehen hatte, und zudem hatte Conrad eine Eintrittsbescheinigung für das Wasserfallschutzgebiet dabei, an die ich selbst auch nie gekommen wäre. Bis auf kurze Regenschauer war das Wandern durch die grüne Landschaft einfach nur herrlich. Nach dem Abstieg ins Flussbett allerdings wurde es unangenehm: Wir mussten ca. 30 Minuten barfuß über die glitschigen Flusssteine staksen bis wir schließlich am Wasserfall ankamen. Er hatte durch das viele Wasser der Regenzeit mächtig Wasserdruck und stürzte aus bestimmt 30 Metern Höhe in die Tiefe. Sehr beeindruckend! Die Luft war voller feinster Wassertropfen, meine Hose bald klitschenass und mir arschekalt. Nervigerweise war auch gerade eine ganze Schulklasse kurz nach uns am Wasserfall eingetroffen – den Lärmpegel kann man sich vorstellen und keine Ahnung, wie viele tausend geposte Fotos sie schossen. Ich musste nicht lange warten und hörte „Madam, Madam, can I take a picture with you?“, was ich allerdings genervt ablehnte, denn ich wusste schon, dass sie das Foto nur machen wollten, weil ich ein Mzungu bin. Nach dem Wasserfallausflug wanderte ich mit Conrad noch ein bisschen in seiner Wohngegend umher, die herrlich idyllisch war. Auf einmal standen wir vor einer rote Backsteinkirche, die nicht nur verdammt deutsch aussah, sondern tatsächlich auch von Deutschen erbaut worden war, wie mir Conrad erklärte.

Übrigens wird in Arusha und auch Moshi, meiner nächsten Station, Kaffee angebaut. Dieser ist allerdings hauptsächlich für den Export bestimmt, so dass man, wenn man im Restaurant einen Kaffee bestellt, leider nur Instant-„Africafe“ bekommt… Ich brachte mir allerdings Kilimanjaro-Kaffee von der Reise mit und kann diesen nun jeden Morgen zum Frühstück genießen. Der Geschmack ist echt was Besonderes!

Am Wochenende machte Arusha allerdings mit einem traurigen Ereignis Schlagzeilen: In einer katholischen Kirche, die gerade neu eröffnet werden sollte, ging eine Bombe hoch, so dass zwei Menschen starben und 58 verletzt wurden:

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