Mief Mief Mief

Hier sind endlich einmal ein paar Fotos vom Campus der Université Rennes 2. Die Gebäude sind nicht gerade schön, aber wenigstens gibt es draußen ein paar Grünflächen mit Sitzmöglichkeiten.
Mittlerweile sind schon drei Uniwochen vergangen und der Lernstoff beginnt sich anzuhäufen. Aber, pas de panique, das meiste verstehe ich glücklicherweise. Was allerdings extrem anstrengend für mich ist, sind zum einen die Länge der Veranstaltungen, die zwei volle Zeitstunden, oft ohne Pause, ausmachen. Und zum anderen die völlig unbequemen Holzstühle in den Hörsälen oder Seminarräumen, die mir wahrscheinlich echt den Rücken ruinieren werden 😦
Eine Sache muss ich unbedingt noch loswerden, die mir vielleicht jemand erklären kann. Wenn ich zu Beginn einer Veranstaltung in den Hörsaal komme, in dem vorher auch ein anderer Kurs stattfand, steht die Luft förmlich im Raum. Es mieft einfach schrecklich nach abgestandener Luft. Aber niemand, weder Prof noch Studenten, macht Anstalten das Fenster zu öffnen bzw. in einem Hörsaal ist das gar nicht möglich, obwohl wirklich große Fenster vorhanden sind. Ich saß letzte Woche tatsächlich in einem Kurs, in dem es nach zwei Stunden so ekelhaft warm und feucht war wie in einem Tropenhaus, aber außer mir und einer anderen Deutschen schien das niemanden zu stören. WARUM? Brauchen die französischen Studenten hier vielleicht eine besonders warme „Betriebstemperatur“, um Mitdenken und -schreiben zu können? Oder sind sie einfach nur besonders kälteempfindlich?
campus5.jpg Übers.: Der wahre Spiegel unserer Reden ist der Lauf unserer Leben. (ah ja …)

Bretonische Küche

Heute gibt es einen kleinen Exkurs in die bretonische Küche. Vor zwei Wochen nämlich hatte ich mich mit einem Mädchen vom „Hospitality Club“ (Internetplattform mit Leuten aus aller Welt, bei denen man kostenlos übernachten kann bzw. die einem ihre Stadt zeigen; Vorgänger von „Couchsurfing“) getroffen, die mich mit in ein typisch bretonisches Restaurant nahm. Was man hier an jeder Ecke essen kann sind Crêpes und Galettes, beides dünne Teigfladen. Der Unterschied ist, dass der Crêpesteig mit hellem Weizenmehl hergestellt wird und leicht süß schmeckt; Galettes dunkles Buchweizenmehl enthalten und leicht salzig schmecken. Zu Crêpes werden dann alle möglichen süßen Zutaten serviert, sei es Schokolade, Honig, Zucker oder Karamellcreme. Diese Karamellcreme jedoch ist hier ganz besonders, denn sie wird mit für die Bretagne typischer gesalzener Butter vermischt und als Brotaufstrich verkauft. Das schmeckt in etwa wie flüssige „Werthers Echte“-Bonbons und ist sehr sehr lecker! Die Galettes werden zum Beispiel mit Würstchen (Galettes saucisses), mit Käse oder Schinken gefüllt oder mit einem Ei serviert. Absolutes Highlight jedoch ist die „Reine de la Mer“ (Meereskönigin) – das sind Galettes mit verschiedenen Meeresfrüchten. Der große Unterschied zu Deutschland ist hier, dass es wirklich in jedem Supermarkt eine große Abteilung mit frischem Fisch und Meeresfrüchten gibt. Typisch außerdem ist, glaube ich, Entenleberpastete und Ziegenkäse in allen Varianten.

Und was trinkt man hier? Cidre natürlich. Doch im Restaurant wird dieser nicht in einem Glas wie im übrigen Frankreich serviert, sondern man trinkt ihn aus einem „Bolée“, einer Tasse, und schenkt ihn aus einem „Pichet“, einer Tonkanne, aus.

Kommt man an einem Bäcker vorbei, weiß man vor lauter kleinen süßen Gebäcken gar nicht, wofür man sich entscheiden soll: Brioches (Milchbrötchen) in allen Varianten, Gewürzkuchen, Baguette mit Schokostückchen, Croissants, etc. Okay, aber diese große Auswahl beim Bäcker ist nicht nur auf die Bretagne beschränkt, sondern erstreckt sich, glaube ich, über ganz Frankreich.

Vive la Culture

Nun ist auch schon die zweite Uniwoche rum. Mein Stundenplan steht so einigermaßen, nachdem ich noch ein paar langweilige bzw. zeitlich unpassende Veranstaltungen gestrichen habe und endlich auch die Zeiten meines Sprachkurses veröffentlicht wurden. Zweimal die Woche von 18-20 Uhr (uähhh) habe ich je zwei Stunden einen mündlichen und einen schriftlichen Kurs. Leider ist mein Montag somit nicht mehr völlig frei.

Kulturell war auch so einiges los: Mittwoch gab’s eine Gratisfilmvorführung von „Singin’ in the Rain“ im Tambour, ein studentischer Veranstaltungsort auf dem Campus, Donnerstag einen „Pot d’Accueil“ (Willkommenstrunk) bei der deutsch-französischen Studentenorganisation „Der Die Das“ und Freitag war ich auf einer Cidre-Verkostung organisiert von ein paar tschechischen Medizinstudenten.  Die haben das richtig professionell aufgezogen, mit Informationszetteln zur Cidre-Herstellung, einer Liste für unsere Notizen und vielen kleinen Snacks für zwischendurch wie Käse, Entenleberpastete, Oliven, Baguette, etc. Nach etwa der Hälfte aller Kostproben (insgesamt 11) wurde es zunehmend lustiger… In zwei Wochen steht dann wahrscheinlich eine Roséweinverkostung an 🙂

Rügbie – Allez les Bleues

In Frankreich findet gerade die Rugby-Weltmeisterschaft statt und da das hier der beliebteste Nationalsport ist, sind alle mächtig im Rugbyfieber. Um diese Atmosphäre einmal einzufangen, begab ich mich gestern Abend mit Rianne und Maria in die Innenstadt und was soll ich sagen: Alles erinnerte verdammt an die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland letztes Jahr. An zwei Plätzen war großes, wie es Neudeutsch so schön heißt, „Public Viewing“ auf einer großen Leinwand angesagt. Und jede noch so kleine Kneipe oder Bar hatte einen Fernseher aufgestellt, drinnen oder draußen, und wirklich alles war bis auf den letzten Platz von rugbybegeisterten Leuten besetzt. Punkt 21 Uhr ging es los: Viertelfinale Frankreich (Les Bleues – Die Blauen) gegen Neuseeland. Die Trikolore beherrschte die Straßen, manche trugen sie übers ganze Gesicht gemalt, andere als Perücke.

Ganz allgemein betrachtet ist Rugby vom Spielverlauf ähnlich wie American Football. Es wird mit diesem eiförmigen, an beiden Enden spitz zulaufenden Ball gespielt, der jedoch nicht braun wie beim American Football, sondern weiß ist. Die Spieler tragen zudem keinen Helm oder fette Schulterpolster, sondern stürmen völlig ungeschützt aufeinander los. Ich könnte mir gut vorstellen, dass da einige Spieler öfter mit einer gebrochenen Nase nach Hause kommen. Aber Rugby ist ja nicht brutal. 😉 Ziel des Spiels ist es natürlich mehr Punkte als der Gegner zu erreichen. Man erhält sie, indem der Ball auf der gegnerischen Randlinie zu Boden gebracht wird („Touch Down“ beim American Football) bzw. wenn man ein Tor durch die U-förmige Torgabel schießt.

Kurz und gut: Die Franzosen haben das Spiel gewonnen und ein großes Halligalli brach über alle Plätze und Straßen herein. Überall waren der „Allez les Bleues“-Gesang  und Hupkonzerte der Autos zu hören. Nun heißt es warten aufs Halbfinale! Da werde ich dann aber meinen Foto mitnehmen – den hatte ich gestern nämlich blöderweise vergessen.

Erste Uniwoche

Die erste Uniwoche habe ich nun bereits schon hinter mich gebracht. Eins ist sicher: Die Uni und ihre Fakultäten sind längst nicht so gut organisiert wie in Jena. Obwohl letzten Montag Vorlesungsbeginn war, hingen da noch nicht alle Veranstaltungen aus. Zahlreiche Studententrauben verstopften die Gänge der jeweiligen Fakultät um sich noch am Montag ihre Stundenpläne abzuschreiben. Ich hatte mir am Wochenende einen provisorischen Stundenplan zusammengestellt, den ich dann allerdings Mitte der Woche noch einmal komplett umstellte, weil ich einmal z. B. in der falschen Veranstaltung gelandet oder der Kurs zu langweilig war.

Nun sieht es so aus, dass ich Montag frei habe, Dienstag ein bisschen Arabisch weiter praktiziere, was ich in Jena ja schon angefangen habe, Mittwoch und Donnerstag proppenvoll mit Veranstaltungen aus Arts du Spectacle (Darstellende Kunst / Film- und Theaterwissenschaften), LEA (angewandte Fremdsprachen) und islamische Geschichte sind, und Freitag früh noch eine Vorlesung zur Globalisierung der Wirtschaft folgt. Morgen werden dann noch die Zeiten für die Französischsprachkurse ausgehangen, die ich zweimal abends in der Woche belegen muss. Uff, das wird anstrengend! Aber es gibt wahnsinnig viele interessante Kurse und für das Erasmus-Programm muss ich eben 30 Creditpunkte im Semester sammeln, indem ich die Klausuren mitschreibe.

Das Krasse hier ist, dass eine Veranstaltung meist tatsächlich zwei volle Stunden dauert bzw. habe ich auch von Einigen gehört, dass sie Kurse mit einer Dauer von drei oder vier Stunden besuchen! So bin ich echt meist von 8.15 Uhr bis 17.45 Uhr in der Uni. 😦 Zum Glück aber gibt es mittags eine Pause von einer Stunde, die aber auch echt notwendig ist. Denn egal, ob man in die Mensa („Restau U“ genannt) geht, oder sich ein Sandwich in der Cafeteria kauft, überall bilden sich lange, lange Schlangen.

Worüber ich sehr erleichtert bin, ist, dass ich die meisten Profs gut verstehe. Nur bei den Wirtschaftskursen haperte es am spezifischen Vokabular und der Unkenntnis der ganzen Abkürzungen. Da ist Nacharbeiten angesagt… Zum Glück konnte ich auch schon einige Franzosen bei den Univeranstaltungen kennenlernen. Wenn man gemeinsam nach einem Hörsaal sucht, der aus unerfindlichen Gründen auf keinem Plan im Gebäude eingezeichnet ist, und einem auch nach drei mal Nachfragen keiner sagen kann, wo sich der Raum befindet, kommt man automatisch ins Gespräch. 😉

Der größte Unterschied zur Uni in Jena oder wohl allgemein zu einer deutschen Uni ist, dass es an der französischen Uni viel verschulter zugeht. Meist sitzt der Prof, ausgerüstet mit computerbeschriebenen Seiten, vor den Studenten, und erzählt etwas zum jeweiligen Thema, in dem er fast aus seinem Text abliest. Die französischen Studenten pinseln wie die Verrückten mit und zwar in ganzen Sätzen! Manchmal wiederholt der Prof seine Sätze auch wie in einem Diktat, furchtbar! Und wenn die Studenten mal eine Jahreszahl nicht mitbekommen bricht eine halbe Panikwelle aus…  Vielleicht haben sie Angst nur Stichpunkte zu schreiben, weil sie so eine Information vergessen könnten? Ich habe keine Ahnung. Ich bleibe jedenfalls entspannt. Denn wozu gibt’s schließlich eine Bibliographie?

Bei den meisten Profs kann ich auch deshalb gut mitschreiben, weil sie eine Top-Rhetorik an den Tag legen. Es ist ein bisschen so, als würden sie Theater spielen oder als wenn ein Politiker eine Rede halten würde. Das ist aber echt gut so, denn mit Folien oder einer Power-Point-Präsentation wird so gut wie nie gearbeitet.

Soweit die ersten, zumindest schriftlichen Eindrücke von der Uni. Fotos folgen nächste Woche!

Heee, ab in den Süden!

Seit meinem letzten Eintrag ist nun fast schon wieder eine Woche vergangen – und es ist so wahnsinnig viel passiert und ich habe so vieles erlebt, dass es unwahrscheinlich ist, alles in diesen Blog zu bekommen. Die wichtigsten Neuerungen sind jedenfalls: Ich habe jetzt endlich einen Internetanschluss im Wohnheim und bin seit heute im Besitz einer französischen Bankkarte (Wuhu! :-)).

Okay, aber ich werde zunächst ein bisschen vom heutigen Tag berichten, den ich in der Südbretagne verbracht habe. Nele hat nämlich Besuch von einem Freund, der glücklicherweise ein Auto besitzt, und so beschlossen wir (Nele, Rianne, Eva, Koen und ich) einen Ausflug in Richtung Quiberon zu unternehmen. Den ersten Zwischenstop legten wir etwa 15 km vor Quiberon ein, wo wir unseren Mittagsimbiss (Baguette wie immer) am Strand genossen. Es war einfach herrlich! Man hatte einen atemberaubenden Blick über den ganzen Strandhorizont, der an vielen Stellen mit kleinen Menschengruppen bedeckt war, die im Sand nach etwas Essbarem (wahrscheinlich Muscheln) suchten. Und die Meeresluft – salziger Geruch von den kräuterbewachsenen Stranddünen und ein Hauch von Fisch und Meeresfrüchten!

Nach einer kurzen Weiterfahrt landeten wir dann an der „Côte Sauvage“ (Wilde Küste) von Quiberon. Die Wellen hier sollte man nicht unterschätzen und auch die zerklüfteten Felsen waren nicht ganz ungefährlich – bedeckt mit versteinerten Muschelschalen und spitzen Schneckenhäusern – so dass das Sitzen darauf nicht gerade komfortabel war. Und überall zwischen den Felsspalten hatten sich kleine Seen voll mit Algen, Krabbenüberresten und Polypen gebildet, die natürlich aufs Genaueste erforscht werden mussten (siehe Fotos).

Nach einem kurzen Ausflug in die Innenstadt von Quiberon zum Kaffee trinken und Postkarten kaufen ging es weiter Richtung Carnac. Zwischenstop Supermarché: Da wir am morgigen Sonntag zusammen Mittagessen wollen, musste noch so Einiges an Zutaten besorgt werden. Eva, die aus Prag stammt, möchte uns nämlich mit einem tschechischen Gericht bekochen – ich bin gespannt!

Nun aber weiter nach Carnac um die offenbar weithin bekannten Megalithen zu bestaunen. Was das ist? Zitat „Encarta-Enzyklopädie“: große, grob geschliffene Steine, die entweder alleine stehen oder in Kombination mit anderen eine Struktur bilden. Sie wurden für religiöse Zwecke, als Begräbnisstätten oder als Denkmäler bemerkenswerter Ereignisse errichtet.

Naja, für uns standen da halt einfach eine Unmenge an großen Steinen auf der Wiese rum. Da wir langsam die Anstrengung des ganzen Tages zu spüren bekamen, widmeten wir den großen Steinklotzen vielleicht nicht die gebührende Aufmerksamkeit, und machten uns schnell auf den Heimweg, der immerhin noch ungefähr 150 km betrug.

Ja, so war das an diesem Samstag – anstrengend, aber einfach genial! 🙂