Das Lied kommt wohl jedem ins Ohr, wenn man von der polnischen Stadt Łódź, übrigens nach Warschau und Krakau die drittgrößte Stadt Polens, spricht. Wie ich aber gleich bei der Abfahrt am Berliner ZOB vom „Polskibus“-Fahrer lernte, so spricht man den Städtenamen nicht „Lodsch“, sondern „Wudsch“ aus. Warum ich da hingefahren bin? Nun ja, blöder Grund, aber ich wollte hauptsächlich meine freie Zeit bis zum Einstieg auf meiner neuen Arbeitsstelle nutzen, um meinen Kleiderschrank etwas aufzufüllen, sprich shoppen zu gehen. Und da können sich die Möglichkeiten in Łódź echt sehen lassen: Die Stadt weist nicht nur den längsten Boulevard Europas, die Piotrkowska-Straße, gesäumt von zahlreichen Geschäften, Restaurants und Hotels auf, der so lang ist, dass man sich mit Fahrradrikschas herumkutschieren lassen kann, sondern auch noch das riesige Shoppingcenter „Manufaktura“. Ich bin ja nun echt kein Fan von Einkaufsmalls, aber „Manufaktura“ hat mir schon deshalb gefallen, da sie sich in einer ehemaligen Textilfabrik befindet und das ganze Gelände mit seinen roten Backsteinen echt toll aussieht.
Nach zwei Tagen Shoppingtour in „Manufaktura“, weiteren Malls und in einigen Läden rund um die Piotrkowska reichte es langsam und ich beschloss mir zum Einen etwas Entspannung im „Aquapark FALA“ inklusive gemischter Sauna (und das im katholischen Polen!) zu gönnen, und zum Anderen zumindest ein Museum zu besuchen. Ich schwankte noch zwischen dem Textilmuseum und dem Museum der Kinematographie, entschied mich aber für Letzteres, da ich im Studium einiges zur Łódźer Filmschule gelernt hatte, die Regisseure und Schauspieler wie Roman Polanski und Andrzej Wajda hervorgebracht hatte. Leider konnte das Museum meine Erwartungen etwas speziell zur Geschichte der Łódźer Filmschule zu erfahren nicht erfüllen. Es zeigte vielmehr historische Filmapparate und Kameras und zumeist mit Erklärungen nur auf Polnisch, so dass ich leider kaum etwas hinzulernen konnte. Was aber immerhin interessant war, war die Tatsache, dass sich das Museum im ehemaligen Karol-Scheibler-Palast befand, von dem man noch einige original eingerichtete Zimmer des Textilunternehmers besichtigen konnte. Unter dem Dach gab es zudem eine kleine Ausstellung zum polnischen Animationsfilm, die immerhin auch auf Englisch übersetzt worden war. Ich wusste z. B. gar nicht, dass einer der Mumins-Trickfilme eine polnische Produktion gewesen war.
Ins Kino schaffte ich es während meines Łódź-Aufenthalts leider nicht, aber immerhin konnte ich mich an der Street Art erfreuen, die es an vielen Ecken der Stadt zu entdecken gibt. Das Zentrum war an einigen Ecken ziemlich heruntergekommen – abblätternde Backstein- und Jugendstilfassaden, Häuser als halbe Ruinen, kaputte Fenster, triste Farben – und bildete einen krassen Kontrast zu den fancy Einkaufsmalls, den stylischen Straßenbahnhaltestellen und dem ultramodernen Kopfbahnhof Łódź Fabryczna, in dem sich auch der Busbahnhof der Stadt befindet. Der Bahnhof, der in seinem Innern irgendwie steril und menschenleer, aber trotzdem beeindruckend wirkt, wurde in Vorfreude auf die Expo 2022 renoviert, um deren Austragung sich Łódź derzeit bemüht. Ich denke auch, dass die Stadt touristisch unterschätzt wird – ich jedenfalls hätte noch ein paar Tage länger einfach nur zum Fotografieren da bleiben können, zumal ich viele weitere Museen und das jüdische Viertel nicht geschafft habe.
Übernachtet habe ich übrigens mal wieder via „AirBnB“ und musste dabei an meine Silversterreise nach Krakau mit Maki und Matthew denken. Ich wohnte, wie schon in Krakau, in einem Plattenbaugebiet ein bisschen außerhalb des Stadtzentrums. Mich ließ die Mutter der AirBnB-Vermieterin Anna hinein und ich übernachtete quasi in Annas früherem Kinderzimmer. Die Mutter sprach keine andere Sprache außer Polnisch, ich nur drei Wörter, aber wir verstanden uns trotzdem irgendwie was die Nutzung der Wohnung betraf. 😉