Lima, die facettenreiche peruanische Hauptstadt mitten in der Wüste

Mitten in der Wüste? Lima? Nun ja, nicht ganz. Die peruanische Hauptstadt wird natürlich zum Einen durch den Pazifik begrenzt. Den Rest der Stadt, der dem Landesinneren zugewandt ist, jedoch umgibt tatsächlich eine so genannte Küstenwüste, wie sie für den ganzen peruanischen Küstenstreifen typisch ist. Fährt man also z. B. südlich aus Lima hinaus, wähnt man sich in der Wüste in Marokko, nur, dass die ärmlichen Häuschen, in denen Menschen ohne Strom und fließend Wasser leben, etwas anders aussehen. In meinem „Lonely Planet“ steht zudem, dass Lima nach Ägypten die zweittrockenste Stadt der Welt ist, es also extrem selten regnet. Das merkt man in der Stadt selbst jedoch kaum: Alle Grünanlagen werden bewässert und jeden Morgen hängt ein grieselig-grauer Nebel über der Stadt, der eigentlich nur zu Regenwetter passt.

So verschleierte auch am Morgen des 28. August 2016 als ich in Lima eintraf ein grauer Nebel die ganze Stadt. Die Taxifahrt vom Flughafen ins schicke Viertel Miraflores nahm um Einiges weniger Zeit als unter der Woche in Anspruch, in der Lima regelmäßig einen Verkehrskollaps erleidet. Und: Alles kam mir unglaublich ruhig vor (wie noch sooft auf dieser Perureise), was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn man zuletzt in der lauten Karibik gewohnt hat. Den Nachmittag verbrachte ich in der herrlich kühlen „Wintersluft“ (Peru liegt ja auf der Südhalbkugel) draußen und spazierte in Miraflores herum, ein lebhaftes Geschäftsviertel mit vielen Hochhäusern, das recht westlich aussieht und in dem man stets sicher und anonym herumlaufen kann. Sehr angenehm! Abends musste ich mir natürlich gleich die erste archäologische Ausgrabungsstätte anschauen – und daran mangelt es nicht in Peru!: Huaca Pucllana, ein hügelförmiger Zeremonialort der Wari-Kultur (ca. 600-1100), der komplett aus Lehmziegeln erbaut worden war. Das Interessante daran: Die Lehmziegel sind hochkant wie Bücher in einem Bücherregal angeordnet, wobei die Schlitze zwischen ihnen den Mauern genügend Flexibilität geben, wenn ein Erdbeben die Stadt heimsucht. Davon gibt es leider nicht wenige – die bisher Schlimmsten haben sich in den Jahren 1746 und 1940 ereignet.

Bis Ly am Montagabend eintraf, mit der ich drei Wochen unterwegs sein sollte, nutzte ich den Tag noch, um die an Miraflores angrenzenden Stadtviertel kennenzulernen: das Bankenviertel San Isidro und La Victoria mit einigen Parks und Museen. Da ich nur zu Fuß unterwegs war, bekam ich langsam einen Eindruck der gigantischen Dimensionen dieser Stadt. Wie gut, dass auf dem grünen Mittelstreifen der Hauptader Avenida Arequipa, die Miraflores mit dem Zentrum Limas verbindet, bereits Radwege angelegt worden waren. Doch leider fahren noch viel zu wenige Leute Fahrrad als dass das einen positiven Effekt auf das allabendliche Verkehrschaos haben könnte. Als Ly angekommen war und wir am nächsten Tag Limas Zentrum besichtigt hatten, brauchten wir mit dem öffentlichen Bus zurück nach Miraflores über zwei Stunden und das, obwohl wir am Mittag für diese Strecke gerade einmal knappe 30 Minuten gebraucht hatten. Taxifahrer Gerardo, mit dem ich mich angefreundet hatte, erzählte mir von der „Metro Lima“, einer Art U-Bahn, die zur Lösung des Verkehrsproblems beitragen soll, bisher aber leider nur eine Linie aufweist und zudem immer noch aufgrund der hohen Kosten umstritten ist. Ist wahrscheinlich ein ähnlicher Tropfen auf den heißen Stein wie die in Casablanca und Rabat eingeführte Straßenbahn…

Limas Stadtzentrum präsentierte sich uns morgens in einer grauen Nebelsuppe und auch die Besichtigung der Kathedrale sowie später des San-Francisco-Klosters stimmte uns eher depressiv: Die Kirchbauten präsentierten sich dunkel mit vielen leidenden Heiligen- und Christusfiguren, die Katakomben des Klosters mit vielen Knochenüberresten. Lustiger wurde es erst beim Mittagessen als wir zum ersten Mal eines dieser kleinen, aber feinen peruanischen Restaurants aufsuchten und nun das Tagesmenü mit lauter unverständlichen Essensbezeichnungen vor uns hatten. Wir ließen uns alles vom Kellner erklären, doch bei vielen Sachen scheiterte ich mit meinen Spanischkenntnissen und wir mussten einfach auf gut Glück bestellen. Das erste Ceviche schmeckte sehr lecker; die komischen Innereienstückchen auf Lys Teller eher weniger. Aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt! 😉

Nach der ersten Kennenlernrunde mit Lima machten wir uns auf zu unserer dreiwöchigen Gringo-Trail-Tour in den Süden Perus, wie ich in meinen nächsten Blogeinträgen berichten werde. Nach gut drei Wochen waren wir zurück in Lima, da Ly von dort aus ihren Rückflug nach Deutschland antreten würde. Doch zuvor musste noch ein Highlight abgeklappert werden: Die MISTURA, Food Festival und Essensmesse, die zufälligerweise gerade stattfand. Lima gilt nämlich mittlerweile kulinarisch gesehen als DAS Ziel in ganz Südamerika und die peruanische Küche generell gilt als eine der abwechslungsreichsten auf dem ganzen Kontinent. Auf der MISTURA präsentierten sich sämtliche Regionen Perus mit einem Stand und natürlich den entsprechenden Spezialitäten. Kaffeeschlückchen, Schokoladenstückchen und andere Proben wurden einem nur so hinterher geworfen und die Aussteller konnten es gar nicht verstehen, wie wir gegen Ende unseres Besuchs ihre Häppchen ablehnen konnten. Wir brauchten dann erst einmal etwas Herzhaftes und kauften uns mit unseren Essensmarken zwei leckere Fischgerichte, bei denen natürlich auch Mais nicht fehlen durfte.

Am nächsten Tag schauten wir uns noch das wirklich sehr schön und ansprechend gestaltete Larco-Museum mit einer riesigen präkolumbianischen Keramik- (inklusive ziemlich expliziter Erotikkeramika) und Schmucksammlung an. Dann hieß es auch schon Abschied von Ly nehmen und so verbrachte ich noch ein paar Tage allein in Lima. Ich besuchte das kostenlose und hochinteressante Nationalmuseum u.a. mit einer Fotoausstellung zum Terror des „Leuchtenden Pfads„, sowie das Künstler- und Bohème-Viertel Barranco, in dem man meint nicht mehr in Lima zu sein, so kleinstädtisch, ja fast dörflich wirkt es. Dort gibt es übrigens ein tolles Museum des peruanischen Fotografen Mario Testino, „MATE“ genannt, das man sich nicht entgehen lassen sollte!

Alles in allem: eine sehr facettenreiche Stadt mit vielen Gesichtern, die es sich auf jeden Fall zu besichtigen lohnt! Vor allem, wenn am Nachmittag wie auf Knopfdruck die Sonne angeschaltet wird. 🙂

Statt „Stadt Land Fluss“ „Strand Stadt Strand“: Cabarete, Santo Domingo, Juan Dolio und Bayahibe

Nach dem Berg Entspannen am Strand: Das war unser Plan für die Reise gewesen. Nun ja, Olga und ich konnten in Cabarete vormittags auf jeden Fall entspannen; Yasmin hingegen hatte drei Tage lang jeden Morgen Aktivprogramm und einen Surfkurs gebucht. Aber der Nachmittag und Abend boten noch genügend Zeit zum Relaxen: Strandspaziergang, im Meer baden, die Cocktail-Happy-Hour nutzen, lecker Fisch in „Ali’s Surfcamp“ essen… Ja, SO sieht Urlaub aus! 🙂

Nach ein paar entspannten Tagen in Cabarete fuhren wir weiter nach Santo Domingo, wo wir einen Tag lang die Kolonialzone besichtigten und schließlich weiter nach Osten fuhren. Wir hatten ein Zimmer im italienisch geführten und indisch angehauchten Hippie-Hostel „Fior di Loti“ in Juan Dolio gebucht. Juan Dolio gilt als der erste ruhige Strand östlich von Santo Domingo und in der Tat, in diesem Ort ist es wirklich sehr ruhig: Nachdem hier in den frühen 1980er Jahren ein Touristenboom eingesetzt hatte, weil es damals noch nicht die heutigen Touristenmagneten Punta Cana und Puerto Plata gegeben hatte, ging es danach nur noch bergab. Die Touristenzahlen sanken und die leerstehenden Hotelriesen blieben, fast ein Geisterort, auch wenn mittlerweile wieder neue Hotelkomplexe gebaut werden und die Regierung versucht den Tourismus wiederzubeleben. Der Strand war eigentlich echt schön und eine Handvoll Restaurants und Bars für hauptsächlich dominikanisches Publikum vorhanden. Trotzdem waren wir nicht böse darüber nur eine Nacht in Juan Dolio verbracht zu haben und am nächsten Morgen über San Pedro de Macorís und La Romana weiter nach Bayahibe fahren zu können.

Bayahibe war wohl einst einmal ein träger, gemütlicher Fischerort gewesen. Davon ist heute nicht mehr viel übrig, denn jeden Morgen und Nachmittag fallen hunderte Tagestouristen von Punta Cana in den kleinen Ort ein, um vom Strand aus einen Ausflug zu einer der beiden nahegelegenen Inseln zu unternehmen. Wir gaben uns das Massentreffen auf einer der Inseln hingegen nicht und verbrachten den Tag in der ansonsten ganz niedlichen Kleinstadt und dem kleinen Strandabschnitt. Untergekommen waren wir in einem sehr schönen, ebenfalls unter italienischen Leitung stehenden Gästehaus, der „Villa Iguana“. Die Handtücher dieses Gästehauses sollten uns nachmittags witzigerweise Zugang zum einzigen Resortstrand Bayahibes ermöglichen, da sie so ähnlich wie die Handtücher des Hotelresorts aussahen und wir uns damit ganz selbstverständlich auf die Strandliegen legen konnten. Olga bestellte sogar noch einen Cocktail, den sie nie bezahlen musste. Tja, gewusst, wie! 😉

Nachdem wir abends am Strand wegen heftigen Regens eine Weile hatten ausharren müssen und sich die Restaurantsuche als nicht ganz einfach erwies, landeten wir schließlich in einem süßen, kleinen, laut unserem Reiseführer vermeintlich kubanischen Restaurant. Der schon betagte Besitzer entpuppte sich jedoch als Chilene, der neben Gastronom auch einmal Tangolehrer und Reitstiefelverkäufer gewesen war, und sein Personal gut darin geschult hatten, herrlich-leckeren frischen Fisch zuzubereiten. Er kam immer wieder an unseren Tisch und unterhielt sich mit uns und gab uns schließlich einen Nachtisch und zu guter Letzt noch einen „Mama-Juana“-Schnaps aus. Wow, so einen herzlichen Empfang in einem solchen Touriort hätte ich echt nicht erwartet!

Ab ans Meer – die Nordküste lockt mit Kolonialbauten, Strand und dem Dominican Jazz Festival

  1. Station: Puerto Plata

Puerto Plata, „Silberhafen“, so nennt sich die größte Stadt an der dominikanischen Nordküste. Der Legende nach näherte sich 1493 Kolumbus der Stadt von Seeseite aus, wobei das Meerwasser so stark reflektiert wurde, dass es an Silbermünzen erinnerte. Daher also der Name. Für eine 140.00 Einwohnerstadt kam mir das Stadtgebiet sehr weitläufig vor, so dass ich fast alle Strecken innerhalb der Stadt mit Motoconcho-Taxi zurücklegen musste. Und ich muss sagen, ich bin echt auf den Motoconcho-Geschmack gekommen – es macht einfach echt Spaß sich auf einem gut gepolsterten Hintersitz durch die Stadt cruisen zu lassen. Aber ja, eigentlich sind sie ja sehr umweltschädlich, laut, stinkend, …

Puerto Platas Altstadt bietet eine ganze Reihe schöner bunter Holzhäuser aus der spanischen Kolonialzeit. Ich hingegen wohnte in einem niegelnagelneuen Haus in einem schon eher bonzigem Reichenviertel, wo ich über AirBnB eine Unterkunft bei Martina, einer ausgewanderten Slowenin, gefunden hatte. Am Abend machte ich mich zum eigentlich Grund meines Besuchs in Puerto Plata auf, dem kostenlosen (!) Dominican Jazz Festival. Es fing selbst für dominikanische Verhältnisse mit extremer Verzögerung von 1,5 Stunden an und bei dem plötzlich einsetzenden Platzregen stürmten alle Zuschauer den VIP-Bereich, um sich unter dem Festivalzeltdach „in Trockenheit zu bringen“. Bis zum Ende der Konzerte konnten wir dort auch sitzen bleiben und so hatte ich einen hervorragenden Blick aus der dritten Reihe. Die Jazzkünstler kamen größtenteils aus der DomRep und der Karibik, sowie einige aus den USA. Insbesondere die Studenten des „Berklee Global Jazz Institute“ aus Boston waren super: eine aus allen möglichen Nationen bunt zusammengewürfelte Gruppe, die der Reihe nach jeweils die Komposition eines der Studenten spielte. Sie sollten am kommenden Tag in Cabarete gleich noch einmal spielen (das Jazzfestival fand den ersten Tag in Sosúa, den zweiten in Puerto Plata und die letzten beiden Tage in Cabarete statt).


Den nächsten Tag, Samstag, stand ich früh auf und ließ mich wieder per Motoconcho zum Fuße des Monte Isabel de Torres, dem Hausberg Puerto Platas, kutschieren. Auf den Berg kann man entweder hochwandern oder per Seilbahn (Teleférico) hochfahren. Aus Zeitgründen und wegen der Sicht entschied ich mich für die Seilbahn. Kurz vor der Abfahrt noch eine etwas peinliche, auf die Spende von Touristen abzielende Pseudo-Merengue-Einlage (und das obwohl man ohne Ermäßigung ca. 7€ Eintritt bezahlt! Okay, ich habe natürlich einen Freiwilligenrabatt rausgeschlagen! 😉 ) und dann ging’s in einer kleinen, schaukeligen Kabine nach oben. Der Blick war teilweise wolkenverhangen, aber trotzdem interessant, und als wir oben ankamen empfing uns ein weiterer Platzregen. Irgendwann ließ er nach und eine Christusstatue, ähnlich der in Rio de Janeiro, aber kleiner, tauchte aus den Wolken auf. Man konnte herrlich in dem auf dem Berg gelegenen Botanischen Garten herumspazieren, nur leider waren die Fußwege aufgrund des Regens dermaßen glatt, dass ich insbesondere auf-und-abführende Wege lieber mied um nicht auszurutschen. Auf dem Weg nach unten hatte ich eine etwas nervige Diskussion mit dem Kabinenwärter, der es nicht verstehen konnte, wie denn eine Frau alleine ohne die Erlaubnis ihres Freundes/Ehemanns auf Reisen sein könne, blabla. Machismus ist leider auch hier sehr verbreitet!

Noch ein schauriges Detail zu Puerto Plata: Auf einer Landstraße bei Puerto Plata kam am 6. Februar 1998 der Sänger Falco bei einem Autounfall ums Leben. Wer die Details nachlesen will, kann hier klicken.

2. Station: Sosúa

Zurück auf dem Boden von Puerto Plata fuhr ich weiter nach Sosúa, wo ich mich mit Sarah treffen wollte, um dann gemeinsam nach Cabarete weiterzufahren. Die Hauptstraße von Sosúa fand ich einfach nur abschreckend: viele Prostituierte, viele pseudo-deutsche Kneipen u. a. pseudo-europäischen Restaurants und Kneipen, viele ältere europäische Männer in Begleitung eines oder mehrerer dominikanischer Mädchen (die Frauen sahen teilweise so jung aus, dass ich wirklich „Mädchen“ schreiben muss). Zudem wurde in dem kleinen dominikanischen Open-Air-Restaurant, wo ich Mittag aß, gerade das Abendvergnügungsprogramm für einen in die USA ausgewanderten Dominikaner und seine zwei amerikanischen Freunde mit den vorbeilaufenden Frauen arrangiert. Es war echt widerlich den Typen zuhören zu müssen!!!

Nachdem ich Sarah in einem anderen Restaurant abgeholt hatte, wollten wir uns eigentlich noch das jüdische Museum Sosúas anschauen, das aber leider geschlossen war. Dahinter steckt eine perfide Geschichte: Diktator Trujillo hatte 1940 nicht ganz ohne Hintergedanken jüdische Flüchtlinge aus Europa aufgenommen: Er wollte durch deren Ansiedlung im Land und der Vermischung mit der dominikanischen Bevölkerung eine „Aufhellung“ der Hautfarben seiner Bevölkerung erreichen. Insgesamt kamen allerdings nur 350 Familien (u.a. die Schriftstellerin Hilde Domin alias Hilde Löwenstein) und viele siedelten nach Ende des 2. Weltkrieges in die USA oder Kanada um, da sie nicht daran gewohnt waren, Landwirtschaft zu betreiben, wie man es von ihnen erwartet hatte. Die jüdischen Familien, die blieben, stiegen in die Milch- und Fleischproduktion ein und so findet man bis heute Milch- und Fleischprodukte der Marke „Sosúa“ in jedem dominikanischen Supermarkt.

3. Station: Cabarete

Cabarete ist ein entspannter Surfort und gefiel mir deutlich besser als Sósua. Wir übernachteten wie auch einige andere Freiwillige in einem Hostel direkt am Meer. Herrlich! Bis zum Stadtzentrum, das von vielen Surfshops, Cafés, europäischen Bäckereien, etc. geprägt ist, waren es nur 10 Minuten Fußweg und auch die Bühne des Jazzfestivals lag direkt am zentralen Strand Cabaretes gelegen. Noch besser als das Festival war diesmal die Jamsession danach – alle brachten ihr Instrument mit und spielten drauf los. Danach konnten wir das Nachtleben Cabaretes in Augenschein nehmen, dass sich in Form vieler Oper-Air-Bars und -Clubs direkt am Strand zeigt. Und: Die DomRep ist schon jetzt ein Dorf, denn neben anderen Freiwilligen trafen Sarah und ich auch viele Leute aus der Eco Aldea wieder. Der zweite Abend endete mit einer Party in einer riesigen Villa direkt am Strand. Den nächsten Tag konnten wir noch bis mittags das Meer direkt vor der Haustür genießen bevor es per Caribe-Tours-Bus zurück ins Inland ging.

Peniche und Baleal – Surferparadies in der Nebensaison

Von Leiria aus fuhren wir mit einem direkten Bus Richtung Südwesten nach Peniche, einem der Suferhotspots Portugals an der Atlantikküste. Yasmin hatte nämlich einen Surferkurs im Nachbardorf Baleal gebucht und ich wollte mir in dieser Zeit die Festung Peniches anschauen, die zu Zeiten der Salazar-Diktatur ein Gefängnis gewesen war. Ursprünglich hatten wir geplant ein Hostel in Baleal zu buchen, doch aufgrund der Nebensaison wurde das von uns ausgesuchte Hostel gerade renoviert. Die Besitzerin, Zé, bot uns jedoch an bei ihr im Haus im Gästezimmer zu übernachten, was wir gerne annahmen. Wir hatten ein Zimmer ganz oben im Haus mit kleiner Dachterrasse, von der wir einen herrlichen Blick aufs Meer und die umliegenden Häuser hatten. Die umliegenden Häuser waren allerdings wenig herrlich – weißgestrichene blockartig zusammengedrängte Bettenburgen ohne jegliche Individualität, scheußlich! Was in dem Ort los ist, wenn dort im Sommer Horden von Surfern einfallen und die weißen Bettenburgen bevölkern, möchte ich gar nicht wissen…

Während sich Yasmin also am nächsten Morgen in die Fluten des Atlantiks stürzte, gurkte ich mit einem alten Fahrrad Zés nach Peniche und besichtigte die Festung. Darin war zum einen das didaktisch sehr altmodisch aufgemachte Stadtmuseum untergebracht und ich lernte, dass Peniche die portugiesische Klöppelhauptstadt sei. Später entdeckte ich sogar noch ein Denkmal einer klöppelnden Frau im Zentrum. Ich wusste gar nicht, dass diese Art der Handarbeit so verbreitet ist, denn ich hatte die hässlichen geklöppelten Spitzentischdeckchen das letzte Mal als Kind im Dresdner Stadtmuseum gesehen. Nun gut, man lernt nie aus!

Des Weiteren war in der Festung zu Salazars Zeiten ein Gefängnis für Oppositionelle eingerichtet gewesen und man konnte sich die Gefängniszellen anschauen und einiges über die Geschichte erfahren, auch wenn alles nur auf Portugiesisch erläutert war. Danach machte ich einen Spaziergang auf einer weit ins Meer hinausragenden Landzunge, an der sich die Wellen meterhoch und nicht ganz ungefährlich zerbrachen. Peniche war einst, wie uns Zé erzählt hatte, ein wichtiger Fischereihafen Portugals gewesen, doch mit der Wirtschaftskrise sei diese Branche völlig eingebrochen. Die Stadt wirkte auch ziemlich verlassen und nur da Sonntag war, hatten sich ein paar mehr Menschen vor der Kirche versammelt – gegenüber von verlassenen Geschäften, deren Fenster mit Packpapier zugehangen waren…