Vive la Culture

Nun ist auch schon die zweite Uniwoche rum. Mein Stundenplan steht so einigermaßen, nachdem ich noch ein paar langweilige bzw. zeitlich unpassende Veranstaltungen gestrichen habe und endlich auch die Zeiten meines Sprachkurses veröffentlicht wurden. Zweimal die Woche von 18-20 Uhr (uähhh) habe ich je zwei Stunden einen mündlichen und einen schriftlichen Kurs. Leider ist mein Montag somit nicht mehr völlig frei.

Kulturell war auch so einiges los: Mittwoch gab’s eine Gratisfilmvorführung von „Singin’ in the Rain“ im Tambour, ein studentischer Veranstaltungsort auf dem Campus, Donnerstag einen „Pot d’Accueil“ (Willkommenstrunk) bei der deutsch-französischen Studentenorganisation „Der Die Das“ und Freitag war ich auf einer Cidre-Verkostung organisiert von ein paar tschechischen Medizinstudenten.  Die haben das richtig professionell aufgezogen, mit Informationszetteln zur Cidre-Herstellung, einer Liste für unsere Notizen und vielen kleinen Snacks für zwischendurch wie Käse, Entenleberpastete, Oliven, Baguette, etc. Nach etwa der Hälfte aller Kostproben (insgesamt 11) wurde es zunehmend lustiger… In zwei Wochen steht dann wahrscheinlich eine Roséweinverkostung an 🙂

Heee, ab in den Süden!

Seit meinem letzten Eintrag ist nun fast schon wieder eine Woche vergangen – und es ist so wahnsinnig viel passiert und ich habe so vieles erlebt, dass es unwahrscheinlich ist, alles in diesen Blog zu bekommen. Die wichtigsten Neuerungen sind jedenfalls: Ich habe jetzt endlich einen Internetanschluss im Wohnheim und bin seit heute im Besitz einer französischen Bankkarte (Wuhu! :-)).

Okay, aber ich werde zunächst ein bisschen vom heutigen Tag berichten, den ich in der Südbretagne verbracht habe. Nele hat nämlich Besuch von einem Freund, der glücklicherweise ein Auto besitzt, und so beschlossen wir (Nele, Rianne, Eva, Koen und ich) einen Ausflug in Richtung Quiberon zu unternehmen. Den ersten Zwischenstop legten wir etwa 15 km vor Quiberon ein, wo wir unseren Mittagsimbiss (Baguette wie immer) am Strand genossen. Es war einfach herrlich! Man hatte einen atemberaubenden Blick über den ganzen Strandhorizont, der an vielen Stellen mit kleinen Menschengruppen bedeckt war, die im Sand nach etwas Essbarem (wahrscheinlich Muscheln) suchten. Und die Meeresluft – salziger Geruch von den kräuterbewachsenen Stranddünen und ein Hauch von Fisch und Meeresfrüchten!

Nach einer kurzen Weiterfahrt landeten wir dann an der „Côte Sauvage“ (Wilde Küste) von Quiberon. Die Wellen hier sollte man nicht unterschätzen und auch die zerklüfteten Felsen waren nicht ganz ungefährlich – bedeckt mit versteinerten Muschelschalen und spitzen Schneckenhäusern – so dass das Sitzen darauf nicht gerade komfortabel war. Und überall zwischen den Felsspalten hatten sich kleine Seen voll mit Algen, Krabbenüberresten und Polypen gebildet, die natürlich aufs Genaueste erforscht werden mussten (siehe Fotos).

Nach einem kurzen Ausflug in die Innenstadt von Quiberon zum Kaffee trinken und Postkarten kaufen ging es weiter Richtung Carnac. Zwischenstop Supermarché: Da wir am morgigen Sonntag zusammen Mittagessen wollen, musste noch so Einiges an Zutaten besorgt werden. Eva, die aus Prag stammt, möchte uns nämlich mit einem tschechischen Gericht bekochen – ich bin gespannt!

Nun aber weiter nach Carnac um die offenbar weithin bekannten Megalithen zu bestaunen. Was das ist? Zitat „Encarta-Enzyklopädie“: große, grob geschliffene Steine, die entweder alleine stehen oder in Kombination mit anderen eine Struktur bilden. Sie wurden für religiöse Zwecke, als Begräbnisstätten oder als Denkmäler bemerkenswerter Ereignisse errichtet.

Naja, für uns standen da halt einfach eine Unmenge an großen Steinen auf der Wiese rum. Da wir langsam die Anstrengung des ganzen Tages zu spüren bekamen, widmeten wir den großen Steinklotzen vielleicht nicht die gebührende Aufmerksamkeit, und machten uns schnell auf den Heimweg, der immerhin noch ungefähr 150 km betrug.

Ja, so war das an diesem Samstag – anstrengend, aber einfach genial! 🙂

Alltagsbeobachtungen

Dauerberieselung

An sämtlichen öffentlichen Orten wird man hier mit seichter Hintergrundmusik dauerbeschallt: Egal, ob man auf die Metro wartet, Bus fährt, schwimmen geht oder außen am bzw. im Einkaufscenter unterwegs ist – überall dudelt irgendwelche einigermaßen aktuelle Chartsmusik vor sich hin. Sogar auf dem Flohmarkt letztes Wochenende waren an den Trafomasten Lautsprecher angebracht, aus denen zuerst traditionelle Folkloremusik, dann 80er-Jahre-Mucke und später ein Radiogespräch herausdudelten. Erklärungsversuche? Ich habe keine, aber vielleicht ist den Leuten hier einfach die Stille zu laut. 😉 Apropos Musik: Ich habe vor einigen Tagen tatsächlich die deutsche Band „Tokio Hotel“ im Radio gehört, quel horreur (wie schrecklich)! Die waren ja mit ihrem ersten Lied in Frankreich auf Platz 1 in den Charts. Naja, so werden jetzt zumindest viele französische Teenies dazu angeregt Deutsch zu lernen…

Essen

Wie ich schon befürchtet habe, muss ich hier auf leckere dunkle Körnerbrötchen bzw. –brot verzichten. Es gibt wirklich nur Baguette und das aber in allen Varianten. Problem: Für mich schmecken fast alle Baguettesorten gleich und ich habe festgestellt, dass dieser helle Teig auch nicht sehr nahrhaft ist. Ich kann ein ganzes Baguette verdrücken und habe nach einer Stunde schon wieder Hunger. 😦 Die andere Speise, die ich, vielleicht als typische Deutsche, bemängeln muss, sind die Würstchen hier. Was im Supermarkt noch am ehesten nach Wiener Würstchen aussah, entpuppte sich dann beim Essen als eine hellrote, wabbelige, viel zu salzige Wurstmasse, die ich mir bestimmt nicht noch einmal kaufen werde. Isst man hingegen die bretonische Spezialität „Gallettes aux saucisses“ (Würstchen eingerollt in einen dünnen, leicht salzigen Teig), bestehen die Würstchen aus zahlreichen Stückchen mit fast mehr Fett als Fleisch, was für mich auch nicht unbedingt eine Delikatesse darstellt. Dafür gibt es hier umso mehr Sorten an Meeresfrüchten und Fisch. Ich werde mich ranhalten und versuchen so viel wie möglich einmal zu probieren!

Menschen

Von den Einwohnern in Rennes kann ich nur schwärmen, denn sie sind um einiges netter, offener und hilfsbereiter als in Deutschland! Als ich in Rennes und auch schon beim Umsteigen in Paris mit meinem ganzen Gepäck unterwegs war, fand sich immer jemand, der mir half, meine Tasche die Treppenstufen zum Metroausgang hinaufzutragen. Auch die Stundenten, die sich um die ganzen Erasmusleute kümmern, sind sehr hilfsbereit, rücken mit ihrer Handynummer an und sagen: Wenn du ein Problem hast oder einfach einen Kaffee trinken gehen willst, ruf an! Ebenso die Professoren, die die Infoveranstaltungen abgehalten haben: Schreiben Sie mir bei Problemen eine Email oder kommen sie gleich im Büro vorbei, alles kein Problem. Als ich mit einigen anderen Erasmusstudenten in einer kleinen, gemütlichen Kneipe war, und eine Frau an der Bar bemerkte, dass wir Ausländer sind, kam sie auch gleich zu uns und fragte ganz interessiert nach, woher wir denn kämen, etc. Anne, die ich schon aus Jena kenne, hat mir außerdem erzählt, dass ein Mann mit ihr und ihrem Freund über eine Stunde mit dem Auto durch die Stadt gefahren ist, um eine ganz bestimmte Tankstelle, wo man bar bezahlen kann, zu suchen. Als sie nach dieser Zeit immer noch keine andere Tankstelle als eine mit Kartenzahlung gefunden hatten, hat der Mann mit seiner Kreditkarte für sie bezahlt, und sie haben ihm das Geld in bar gegeben. Très très gentil (sehr sehr nett), würde ich sagen! 🙂

Hygiene

Mit der Hygiene ist es hier nicht weit her. Im Wohnheim befinden sich die Klos auf dem Gang. Es gibt zwar ein Waschbecken im Zimmer, aber nicht bei den Klos. Was da so alles an den Türklinken klebt, möchte ich gar nicht wissen… Und auch, dass man vielleicht einen Deckel auf die Mülltonnen im Hof macht, ist offensichtlich nicht notwendig… Kauft man sich ein frisches belegtes Baguette, Kebab, Crêpes, etc. zum Essen, wird alles mit der bloßen Hand angefasst – Handschuhe trägt keiner.

Adresse & Handynummer

Meine Adresse im Wohnheim:

Cornelia Steinigen

Résidence Universitaire

Bâtiment Ouessant

Chambre n° 14

2, rue d’Alsace

35010 Rennes Cedex

Meine Handynummer: 0033 06 62 08 71 53