100 Jahre Einsamkeit? Oder: Wie der absurde Ausnahmezustand zum normalen Dauerzustand wird

Auch für den Titel meines zweiten Blogeintrags zum allgegenwärtigen C-Thema bemühe ich wieder Gabriel García Márquez, denn wie „100 Jahre Einsamkeit“ fühlt es sich langsam wirklich an. Wobei man ja zwischen „einsam“ und „allein“ unterscheiden muss. Das ZEIT Magazin vor zwei Wochen wählte den schönen, passenden Titel zu den gegenwärtigen Maßnahmen: „Nie war es so wichtig, gemeinsam allein zu sein.“

Seit meinem letzten Eintrag vor etwa zwei Wochen ist Einiges geschehen und so möchte ich hier wieder meine Beobachtungen und Gedanken teilen:

Die Ruhe vor dem Sturm vs. Sturmflut

Hatte sich in den ersten Tagen nach Schließung aller Kultureinrichtungen und nicht überlebensnotwendiger Geschäfte und der Verlagerung meiner Arbeit ins Homeoffice noch eine tiefe Gelassenheit ob des fehlenden Zeit- und Termindrucks breitgemacht, hat sich das Blatt nun mittlerweile um 180° gewendet – zumindest im beruflichen Kontext: Wir erfahren eine regelrechte „Sturmflut“ an Anfragen bezüglich unserer Onlinelernplattform, auf die wir nun auch versuchen, Online-Lerninhalte zum Thema Corona bereitzustellen. Manchmal bin ich schon mittags von den vielen Videokonferenzen völlig erschöpft und merke, mit wie viel mehr Kommunikationsaufwand die reine Onlinekommunikation verbunden ist. In täglichen virtuellen Stand-Up-Meetings mit meinem Team berichtet jede*r, an was er gerade arbeitet und wo er oder sie noch Hilfe benötigt. (Das nennt man auch „Working out loud“-Prinzip, d. h. man „arbeitet laut heraus“.) Eigentlich eine sehr gute Methode, durch die ich mich besser und strukturierter informiert fühle, wie als wenn wir alle in Präsenz im Büro wären. (Da gibt es nämlich nur einmal wöchentlich ein Teammeeting.) Aber wie gesagt, der Abstimmungsaufwand ist enorm und ich freue mich bald schon wieder auf Teammeetings „live und in Farbe vor Ort“.

Never Ending Story

Doch mit den Videokonferenzen auf Arbeit ist es nicht getan: Auch bei Gesprächen mit vielen Freunden, bei „Social Events“ mit meinen Kollegen oder bei kulturellen Inputs führt momentan kaum ein Weg an der Videokonferenz vorbei. So habe ich mit anderen relativ neuen Kollegen zusammen schon einen virtuellen Einstand organisiert und war heute bei einem virtuellen Ausstand einer Kollegin eingeladen. Mit Freunden zusammen habe ich schon virtuell Wein getrunken, virtuell zu Abend gegessen und virtuelle Wohnungsbesichtigungen vorgenommen. Letzte Woche nahm ich an einer ersten virtuellen Vortragsreihe der Reiseagentur alsharq teil, bei der Partner*innen vor Ort zur Coronalage in Israel und Palästina berichteten. Die Veranstaltung wurde gleichzeitig über „Zoom“ (haben leider massive Datenschutzprobleme!) und über einen Facebook-Livestream (Datenschutz, was ist das? 😉) verbreitet und hat mir mal eine andere Sicht auf die Lage vermittelt – z. B. wurde berichtet, dass sich Corona in vielen ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden in Israel besonders stark ausbreitet, weil diese sich aus religiösen Gründen nicht an das „Physical Distancing“ (so heißt das jetzt korrekt 😉) halten wollen). Dieser Spiegel-Online-Artikel vom 3. April 2020 beschreibt die Lage vor Ort: Der Messias gegen Covid-19.

Noch ein kulturelles Schmankerl zum Schluss: Der Pianist Igor Levit streamt jeden Abend um 19 Uhr über Twitter ein Klavierkonzert aus seinem Wohnzimmer. Am 4. April 2020 wurde es etwas formeller, denn an diesem Abend hatte ihn Bundespräsident Steinmeier ins Schloss Bellevue zum Livekonzert (natürlich mit Sicherheitsabstand) eingeladen, um somit auf die prekäre Lage von Künstlern in dieser Zeit aufmerksam zu machen.

Nachrichtenwellen

Für mich als Medienwissenschaftlerin sind natürlich auch das „Agenda Setting“, also die „Nachrichtenwellen“ dieser Tage (um ein weiteres maritimes Bild zu verwenden), sehr interessant. Waren es am Anfang noch Jugendliche, die wegen so genannter „Coronaparties“ am Pranger standen (niemand schrieb hingegen über die vielen älteren Menschen, die immer noch zu Hauf einkaufen gehen), so gingen die Medien danach dazu über, v. a. über die fatalen wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu berichten. Nachdem dann über mögliche Exit-Strategien nachgedacht wurde, hat nun die „Maskenpflicht“ Hochkonjunktur. Meine alte Unistadt Jena ist hier vorgeprescht und hat die Maskenpflicht in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr seit dem 6. April 2020 eingeführt. Wie sinnvoll es ist, die Maskenpflicht deutschlandweit in einer einzigen Stadt einzuführen, ist fraglich, aber gut, immerhin ein Tropfen auf den heißen Stein. In Zeiten von Corona offenbart sich die deutsche Kleinstaaterei wieder einmal in ihrer ganzen Bandbreite – mit Einzellösungen der Bundesländer, der Städte und sogar einzelner Stadtbezirke – typisch Berlin: in Mitte waren bis vor Kurzem alle Spielplätze gesperrt, im angrenzenden Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hingegen nicht.

Wie auf Kuba: Schlange stehen beim Einkaufen

Mittlerweile habe ich mich an diesen Anblick gewöhnt: Menschenschlangen vor den Geschäften und Marktständen. Jede*r hält ca. 1,5 m Abstand zum Vordermann; der Einlass wird durch einen Sicherheitsdienst geregelt. Kommt ein Kunde raus, darf ein anderer rein. Kuba-Déjà-Vu, nur, dass man weniger wegen zu knapper Güter Schlange steht (außer vielleicht Klopapier 😉), sondern vielmehr aus gegenseitiger Rücksichtnahme. Als ich einmal bei meinem türkischen Bäcker des Vertrauens in der Bonner Altstadt Brot kaufen wollte und die ungeordnete Schlange davor sah, war das Kuba-Feeling fast perfekt, als ein neu hinzugekommener Kunde fragte „Wer ist der Letzte?“ (siehe mein Blogeintrag „Havanna! – Start meiner Offline-Ferien in Kuba“).

In meiner Heimatstadt Dresden werden übrigens sogar die Einkaufswagen desinfiziert bevor sie der nächste Kunde benutzen darf! Das habe ich hier in Bonn noch nie beobachtet!

Vor zwei Wochen wagte ich mich Samstagnachmittag noch einmal in die Bonner Innenstadt. Eigentlich eine rammelvolle Einkaufsmeile zur Haupteinkaufszeit, aber diesmal, das Gefühl, an einem Sonntag durch die Innenstadt zu laufen, nur, dass eben Samstagnachmittag war. An allen Geschäften hingen selbstverfasste Hinweiszettel zur vorübergehenden Schließung des Geschäfts – mal emotional-traurig, mal humorvoll, mal geschäftstüchtig mit Hinweis auf den Onlineshop und Lieferservice. Aber trotzdem: irgendwie ein deprimierender Anblick.

Solidarität leben

Mittlerweile kann ich mich auch ein bisschen für meine Umgebung nützlich machen und bin über eine Facebookgruppe, die sich „Corona Hilfe Bonn“ nennt, auf diese zwei Privatinitiativen gestoßen: Da fast alle sozialen Einrichtungen und „Tafeln“ in Bonn geschlossen sind, gibt es die private Initiative von Jörn Sloot, der sich fast jeden Tag in der Nähe des Hauptbahnhofs mit seinem Lieferauto hinstellt und Essen an Obdachlose verteilt. Ich habe ihm auch schon Essensspenden vorbeigebracht und teile hier mal den Flyer für alle in Bonn Wohnenden:

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Des Weiteren sammele ich gerade Spenden von Baumwollstoffen, Nähgarn und Gummibändern für eine Frau, die Mundschutzmasken für medizinische Einrichtungen näht. Wenn ihr also etwas zu spenden habt, könnt ihr das gerne bei mir vorbeibringen und ich leite es an sie weiter. Die Bonner Freiwilligenagentur hat just heute eine ähnliche Aktion gestartet und sucht ehrenamtliche Maskennäher*innen sowie Stoffspenden. Schaut doch mal bei der Freiwilligenagentur in eurer Stadt vorbei – dort gibt es sicher auch Möglichkeiten der Nachbarschaftshilfe oder Spendenoptionen!

Ansonsten sucht die NGO „Translators without Borders“ gerade freiwillige Übersetzer für Infomaterialien zu Corona, v. a. für asiatische Sprachen: https://translatorswithoutborders.org/covid-19

Den Humor nicht verlieren

Zu guter Letzt teile ich ein paar Kuriositäten aus „Coronistan“ mit euch:

Katholische Kirche erlässt gläubigen Infizierten ihre Sünden (Deutsche Welle, 20.03.20)

Polen setzt beschlagnahmten Wodka als Desinfektionsmittel ein (Spiegel Online, 20.03.20)

McDonald’s-Mitarbeiter helfen bei Aldi aus (Spiegel Online, 20.03.20)

Solidarität und Humor in Zeiten von Corona (Deutsche Welle, 29.03.20)

Musik gegen Corona-Langeweile (Deutsche Welle, 16.03.20)

Mittlerweile halte ich draußen nicht mehr bei jedem Vorbeigehenden intuitiv die Luft an (um ja kein ausgeschiedenes Tröpfchen einzuatmen) und mittlerweile habe ich tagsüber eine richtige Homeoffice-Routine und abends eine Zu-Hause-Routine entwickelt – der Ausnahmezustand wird langsam zum Normalzustand. Wie lange noch? Tja, „the answer my friend, is blowing in the wind…“. In diesem Sinne: Haltet durch und bleibt gesund!

 

Weiterhin Spenden benötigt, 2. Bericht und mein Zwischenfazit zur dominikanischen Kultur

Nachdem ich im Dezember 2015 den ersten Bericht über mein Freiwilligenjahr für meine deutsche Entsendeorganisation ecoselva verfasst habe, ist nun auch der zweite Bericht fertig. Unter folgenden Links könnt ihr beide Berichte lesen:

Erster Bericht

Zweiter Bericht

An dieser Stelle möchte ich erneut auf die noch immer laufende Crowdfunding-Kampagne für meine Entsendeorganisation ecoselva hinweisen. Jede noch so kleine Spende ist willkommen!

betterplace-Seite mit Spende-Button „1 Kaffee weniger, 1 Spende mehr“

Facebook-Seite „1 Kaffee weniger, 1 Spende mehr“

Zudem möchte ich an dieser Stelle einen Auszug aus meinem zweiten Bericht, nämlich mein bisheriges Zwischenfazit zur dominikanischen Kultur, veröffentlichen:

Ich fühle mich nachwievor wohl in der DomRep und finde, dass ich in dem spezifischen Kontext, in dem ich mich gerade befinde (siehe erster Bericht), gut leben kann. Allerdings habe ich für mich feststellen müssen, dass die DomRep auf gar keinen Fall ein Land ist, in dem ich für immer leben wollen würde bzw. für das ich auch kein Jahr verlängert hätte.

Ich habe hier tolle Menschen kennengelernt, habe dominikanische Freunde gefunden und habe eine super Gastfamilie und super Arbeitskollegen. Auf der anderen Seite hat mich die dominikanische Kultur nie im gleichen Maße wie z. B. die tansanische Kultur fasziniert. Es ist keine Kultur, die ich in mein Herz schließen werde, es sind v. a. spezifische Menschen und die Natur die es mir hier angetan haben und die ich nie vergessen werde.

Es gibt in der dominikanischen Kultur einfach Seiten, die mir nicht gefallen:

* der gesellschaftlich akezeptierte hohe Alkoholkonsum

* weit verbreiteter Machismus

* hohe Lautstärke / Lärm (Motorräder; lautes Spielen von Musik ohne Rücksicht auf Nachbarn; ich habe das Gefühl, dass sich die Leute in normalen Gesprächen teilweise „anschreien“; lautes Telefonieren ohne Rücksicht auf andere; lauter, ständig eingeschalteter Fernseher)

* Ansprechen auf der Straße als „Americana“ / „Rubia“ / „Gringa“ und häufig Reduzierung des Weltbilds auf zwei Länder (Dominikanische Republik und USA)

* Fixierung auf Äußerlichkeiten (Haare, Kleidung)

* in meinen Augen übertriebener Nationalstolz

* „Scheinheiligkeit“ in Bezug auf Beziehungen und Sexualität

* ungesunde Ernährung (sehr fettiges und kohlenhydratlastiges Essen, extrem hoher Zuckerkonsum)

* kaum Umweltbewusstsein (Verschwendung von Strom und Wasser; Müll wird in einfach auf die Straße geworfen)

* Handy- und Foto-Obsession

* (politischer) Aktionismus, bei dem meiner Meinung nach oft nicht viel Konkretes rauskommt

Es ist nicht so, dass ich die Kultur schlecht reden möchte oder dass ich mich nicht für sie interessiere, denn ich lese viel über die Geschichte und Kultur und versuche viele Dominikaner dazu auszufragen. Ich weiß, dass die dominikanische Kultur nun einmal so ist wie sie ist und versuche durch Gespräche mit Leuten bzw. Lektüre Erklärungen für die oben genannten Ausprägungen zu finden. Ich will auch nicht sagen, dass die deutsche Kultur besser ist, in keinster Weise. Die oben genannten Aspekte sind einfach Aspekte der dominikanischen Kultur, mit denen ich hier schon leben kann, die mich aber immer auch stören werden solange ich hier lebe, ohne dass ich sie im großen Maße ändern kann.

In Gesprächen mit Dominikanern höre ich als Erklärung für bestimmte kulturelle Phänomene immer wieder eine Kluft zwischen gebildeten und ungebildeten Dominikanern heraus. Ansgesprochen auf das mangelnde Umweltbewusstsein ihrer Mitmenschen sagen meine dominikanischen Gesprächspartner dann meist „Ah, das sind Leute, die keine Bildung haben.“ oder auf die ungesunde Ernährung „Die Leute wissen nicht, was gut ist.“ Sich selbst nehmen meine Gesprächspartner dann (natürlich) als gebildet wahr und versuchen sich durch diese Äußerungen von den Ungebildeten abzugrenzen. Ich habe einmal etwas zum in Lateinamerika stark ausgeprägten Klassendenken gelesen, das sich womöglich in solchen Äußerungen widerspiegelt.

Manche kulturellen Phänomene, die ich hier in der DomRep vorfinde, gab es in Deutschland vor einigen Jahrzehnten auch (z. B. wenig Umweltbewusstsein, konservative Sexualmoral, weit verbreiteter Machismus). So mutet ein Aufenthalt in der DomRep oft, wie es Fernando, ein argentinischer Freund, der seit zehn Jahren auf der Insel lebt, formulierte, wie eine „Zeitreise“ an. Zeitreise ja, aber parallel dazu „moderne“ Phänomene wie der extremen Allpräsenz von Handys.

Für die überall herrschende Lautstärke gibt das Buch „Das Fest des Ziegenbocks“ von Mario Vargas Llosa eine interessante historische Begründung. Die Hauptfigur Urania kehrt Mitte der 90er Jahre nach 35 Jahren Exil in den USA in die Dominikanische Republik nach St. Domingo zurück und macht folgende Beobachtung:

„[…] Im Erdgeschoss des Hotels Jaragua überfällt sie der Lärm, dieses schon vertraute Ambiente aus Stimmen, Motorgeräuschen, voll aufgedrehten Radios, Merengues, Salsas, Danzones und Boleros oder Rock und Rap, die sich vermischen, sich gegenseitig attackieren, sie attackieren mit ihrem schrillen Getöse. Belebtes Chaos, tiefes Bedürfnis eines einstigen Volkes, Uranita, sich zu betäuben, um nicht zu denken und vielleicht nicht einmal zu fühlen. Aber auch Explosion wilden Lebens, das den Wellen der Modernisierung widersteht. Etwas in den Dominikanern klammert sich an diese vorrationale, magische Form: dieses Verlangen nach Lärm. („Nach Lärm, nicht nach Musik.“)

            Sie kann sich nicht erinnern, dass ein derartiger Lärm auf der Straße herrschte, als sie ein kleines Mädchen war und Santo Domingo noch Ciudad Trujillo hieß. Vielleicht gab es ihn nicht; vielleicht war die Stadt vor 35 Jahren stiller und weniger hektisch, als sie nur ein Drittel oder ein Viertel so groß war, als sie provinziell, isoliert, von Angst und Servilität betäubt war und ihre Seele darniederlag in panischer Ehrfurcht vor dem Chef, dem Generalissimus, dem Wohltäter, dem Vater des Neuen Vaterlandes, vor seiner Exzellenz Dr. Rafael Leónidas Trujillo Molina. Heute kommen sämtliche Geräusche des Lebens, Automotoren, Kassetten, CD’s, Radios, Hupen, bellende, knurrende Hunde, menschliche Stimmen in voller Lautstärke daher, auf der höchsten Stufe des stimmlichen, mechanischen, digitalen oder tierischen Lärmpegels (die Hunde bellen lauter, die Vögel piepsen heftiger). Und New York hat des Ruf, laut zu sein! Nie in ihren zehn Jahren in Manhattan haben ihre Ohren etwas gehört, dass sich mit dieser brutalen, misstönenden Symphonie vergleichen ließe, in die sie seit drei Tagen eingetaucht ist. […]“

Vielleicht hängt auch der hohe Alkoholkonsum der Dominikaner mit dem Bedürfnis nach „Betäubung“ zusammen?

Was ich des Weiteren merkwürdig-interessant an der dominikanischen Kultur finde, ist zum Einen das Geschichtsbild und zum Anderen die Medienberichterstattung. Ich überfliege ab und zu die Nachrichten der großen Zeitungen und höre jeden Morgen Nachrichten im Radio. Vor allem wenn man die Nachrichten aus den Zeitungen liest bzw. sich diejenigen anschaut, die bei Facebook verbreitet werden, so könnte man schnell den Eindruck bekommen, dass die ganze Insel nur aus Gewalttaten, Schießereien und Unfällen besteht, was teilweise durch schonungslose, blutige Bilder der Opfer illustriert wird. Im Radio haben viele Nachrichten einen USA-Bezug und scheinen manchmal extrem willkürlich ausgewählt zu sein: Oder warum sollte es einen Dominikaner interessieren, wenn in Berlin-Kreuzberg wegen eines Bombenfunds sämtliche Wohnungen geräumt werden müssen? Warum die Berichterstattung so ist? Dafür habe ich noch keine Erklärung gefunden, könnte mir aber vorstellen, dass das In-den-Vordergrund-Rücken von Gewalttaten aus der US-amerikanischen Medienberichterstattung abgeschaut wurde.

Das dominikanische Geschichtsverständnis ist in meinen Augen widersprüchlich: Zum Einen wird die Nachfahrenschaft von den Spaniern mit dem verehrten Christoph Kolumbus (Oder warum hat er sonst ein Denkmal auf einem der großen Plätze in St. Domingo bekommen?) hervorgehoben, zum Anderen die Taino-Kultur wieder „ausgegraben“, obwohl doch die Ausrottung der Tainos auf Kolumbus‘ Konto geht. Von den Tainos sind nicht mehr allzu viele Fundstücke übrig geblieben und so wirkt vieles, was man in Museen und Souvenirshops im Zusammenhang mit den Tainos sieht, künstlich und irgendwie „konstruiert“. Einzig in vielen geographischen Bezeichnungen (z. B. Jarabacoa, río Guayubin), manchen Vokabeln (z. B. guanábana = Ochsenherzapfel, yagua = Palmenblatt), Esstraditionen (Casave-Brot) und in der Hauseinrichtung (hamaca = Hängematte) ist das Taino-Erbe noch sichtbar.

Was ich an der dominikanischen Mentalität schließlich sehr schätze sind folgende Punkte (auch dies sind wieder allgemeine Formulierungen, die nicht auf alle Dominikaner zutreffen):

* Herzlichkeit

* Offenheit & Zugänglichkeit

* große Hilfsbereitschaft

* Gelassenheit & Entspanntheit

* Gastfreundschaft und ständige Sorge um das Wohlergehen von Gästen

* Flexibilität und Improvisationsvermögen

* Kreativität

* hohe Fehlertoleranz

* Humor und Kommunikationsfreude

* persönliche Angelegenheiten sind wichtiger als Arbeit

* Geduld mit Leuten, die Spanisch lernen

Spendenkampagne läuft weiter & ecoselva-Infoveranstaltung am 10.01.2016

Die Spendenkampagne für meine Entsendeorganisation Ecoselva läuft weiter (https://www.betterplace.org/…/30136-1-kaffee-weniger-1-spen…) und es darf weiterhin gespendet werden!

Am 10. Januar 2016 bietet Ecoselva zudem eine Informationsveranstaltung zu seinen Projekten in der Dominikanischen Republik und Peru an . Wen es interessiert, der kann gerne in St. Augustin bei Bonn vorbeischauen: Einladung Förderkreis Januar 2016

Ansonsten gibt es hier bald wieder neue Berichte und Bilder aus der DomRep wenn ich am 10. Januar 2016 aus dem Urlaub zurück bin.

Ich wünsche allen Bloglesern bereits ein paar entspannte Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2016! 

Now available in English: 1 Coffee less, 1 donation more. Your contribution 2 rainforest conservation

Meine Crowdfunding-Kampagne für den Umweltverein ecoselva ist gut angelaufen und mittlerweile sind 9% finanziert. Um eine noch weitere Reichweite zu erzielen, ist der Kampagnentext nun bei betterplace auch auf Englisch verfügbar:

*** betterplace: 1 Coffee less, 1 donation more. Your contribution 2 rainforest conservation ***

Also, bitte an eure internationalen Kontakte weiterleiten und diese zum Spenden einladen. Spread the word! Vielen Dank im Voraus!!! 🙂

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1 Kaffee weniger, 1 Spende mehr – Euer Beitrag zum Regenwaldschutz in der Dominikanischen Republik

Es ist mal wieder soweit – ich werde Deutschland ab Ende August 2015 den Rücken zukehren und für ein Jahr in der Dominikanischen Republik arbeiten. Nein, nicht im Tourismusbereich, wie man vermuten könnte! 😉 Ich werde im Rahmen des weltwärts-Programms der deutschen Bundesregierung für den Umweltverein ecoselva tätig sein und mich als Administratorin um die Online-Plattform Plataforma Nacional kümmern. ecoselva realisiert in Zusammenarbeit mit vielen lokalen NGOs Projekte zum Regenwaldschutz und zur Wiederaufforstung von Regenwäldern in Peru und in der Dominikanischen Republik. In der Domrep (wie es immer so „schön“ heißt) haben die NGOs vor Ort mit Unterstützung von ecoselva schließlich die Online-Plattform Plataforma Nacional ins Leben gerufen, über die sie sich miteinander vernetzen, ihr Wissen aus dem Umweltbereich austauschen und somit effizienter zusammenarbeiten können. Ich werde für Nutzerverwaltung, Schulungen zur Plattform, etc. verantwortlich sein und meinen Arbeitsplatz bei der dominikanischen Organisation Plan Yaque in Jarabacoa haben.

Da der ganze weltwärts-Aufenthalt „nur“ zu 75% durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) finanziert wird, sollen die restlichen 25% der Kosten über Spenden gedeckt werden. Ich habe dazu eine Crowdfunding-Spendenkampagne bei betterplace.org gestartet und würde mich sehr freuen, wenn ihr dort einmal vorbeisurft, eine Kleinigkeit für ecoselva spendet und – ganz wichtig – den Link an Freunde, Familie und Bekannte weiterleitet. Wenn ihr nicht über die betterplace-Seite spenden wollt, könnt ihr eure Spende direkt an ecoselva überweisen und dazu das Spenderformular (siehe unten) ausfüllen und an ecoselva schicken. Egal, wie ihr spendet, betterplace und auch ecoselva schicken euch auf jeden Fall eine Spendenbescheinigung zu, denn Spenden können ja bekanntlich von der Steuer abgesetzt werden. Und ich werde mich auch persönlich bei euch bedanken, wenn ihr mir denn signalisiert, dass ihr gespendet habt. Als „Gegenleistung“ werde ich euch über das Jahr hinweg natürlich mit ausführlichen Berichten zu meiner Arbeit in der Domrep, sowie zu Land und Leuten hier auf dem Blog versorgen. Dass ich gerne fotografiere, habt ihr ja ebenfalls bereits mitbekommen und so werdet ihr hier auch genug visuelle Eindrücke von der Karibikinsel bekommen. 😉

*** Hier geht’s zur Crowdfunding-Spendenseite bei betterplace! ***

*** Hier ist der Link zur Facebook-Seite. Bitte liken und Freunde zum Liken einladen!***

Für weitere Infos zu ecoselva und meinem weltwärts-Einsatz, könnt ihr euch in diesen Dokumenten belesen bzw. findet ihr hier auch das Spenderformular:

ecoselva_Flyer

ecoselva_Spenderbrief

ecoselva_Spenderformular

Ich freue mich auf eure Beiträge und Rückmeldungen!

P.S.: Vielen Dank an Katha für die Fotosession!