Es wurde noch touristischer als wir unseren Weg am nächsten Tag über La Romana nach Punta Cana bzw. in das nördlich davon gelegene Bávaro fortsetzten. „Punta Cana“ ist das Schlagwort für Massentourismus und ein Resort neben dem nächsten direkt am weißen Strand mit türkisblauem Meer im Hintergrund. Und so war es auch: Die Touristen lagen wie die Sardinen dichtgedrängt auf ihren Strandliegen am abgesperrten Hotelstrand, hatten Unterhaltungsangebote wie Zumba oder Volleyball oder konnten einen Ausflug auf einem „Piratenschiff“ buchen. Scheußlich, nichts für mich und alles andere als Erholung! Wir fanden zum Glück bald den öffentlichen Strandbereich, in dem man Gottseidank nicht so dicht mit anderen Leuten aufeinander hockte und genauso gut Sonne und Meer genießen konnte.
Wir übernachteten in einem kleinen venezuelanisch-dominikanisch geführten Gästehaus etwas außerhalb des Zentrums von Bávaro, wobei dessen Personal schon ziemlich verpeilt war und das Herrichten unseres Zimmers ewig gedauert hatte. Bávaro und das südlich gelegene Punta Cana sind ziemlich gesichtslose Städtchen, deren Zentrum einfach nur wie die Kopie einer US-amerikanischen, künstlichen Stadt mit kleinen Einkaufsmalls aussieht. Immerhin konnte man abends sehr lecker, wenn auch etwas teurer als in anderen Landesteilen, essen gehen und so gönnten wir uns mal wieder eine Portion frischen Fisch und Cocktails direkt am Meer.
Überall in Bávaro wird schrecklicher Souvenirkitsch verkauft: bunt bemalte Pseudo-Taino-Figuren, Taschen mit „Punta Cana“-Schriftzug wie man sie z. B. mit „Barcelona“-Schriftzug aus Europa kennt, Holzdildos (Jaja, der Sextourismus hier sollte nicht vergessen werden!), etc. Auf der anderen Seite gibt es in den Malls überall teure Boutiquen, die hochwertige Klamotten vor allem US-amerikanischer Marken verkaufen. Was noch interessant ist: Fast alle Werbeschilder sind auf Spanisch, Englisch und Russisch (!) verfasst – es scheinen sehr viele neureiche Russen nach Punta Cana zu reisen und dort oft auch Immobilien zu kaufen.
Sonntagmorgen hieß es dann leider schon Abschied nehmen, denn Olga und Yasmin würden am Dienstag zurück ins kalte Deutschland fliegen und ich musste noch am selben Tag zurück nach Jarabacoa, um Montag wieder auf der Arbeit zu sein. Den Rückweg nahm ich über die etwa 50 km östlich von Punta Cana gelegene Stadt Higüey, die im ganzen Land bekannt für ihre Basilika, Nuestra Señora de la Altagracia, ist, die eine ungewöhnlich monumentalistische Architektur aufweist und auch auf dem 50-Pesos-Schein abgebildet ist. Jeden 21. Januar, dem Día de la Altagracia, wird die Basilika zum Wallfahrtszentrum und tausende Pilger kommen, um das im Inneren der Basilika aufbewahrte Bildnis der heiligen Jungfrau anzubeten und zu berühren. Auch als ich dort war, war die Kirche gut mit Menschen gefüllt, die Schlange am Marienbild standen, um es einmal kurz berühren zu dürfen (Es gab einen Aufpasser, der dafür sorgte, dass niemand zu lange vor dem Bildnis verharrte). Das ganze wurde von ständigen Gebeten begleitet, die zwei Frauen per Mikrofon mantraartig herunterspulten. Das Kirchenschiff war wirklich sehr außergewöhnlich und beeindruckend mit seinem Mix aus rohem Beton und bunten Glasfenstern.
Doch lange hielt es mich nicht in Higüey: Ich setzte meinen Weg nach etwa einer Stunde Aufenthalt per Bus nach Santo Domingo fort, vorbei an Zuckerrohrfeldern, die die ganze flache Landschaft des Ostens der Insel prägen. Von Santo Domingo aus nahm ich schließlich den Bus zurück nach Jarabacoa, wo mich der Alltag schnell wieder einholte.