Trujillo-Kitsch in San Cristóbal

Den Tag nach meiner odysseehaften Anreise nutzte ich, um mir ein paar Sehenswürdigkeiten San Cristobals anzuschauen, die mit dem Diktator Trujillo in Verbindung stehen, denn San Cristóbal war seine Heimatstadt gewesen. In der gelben, an Zuckerbäckerstil erinnernden Kirche Parroquía de Nuestra Señora de Consolación, die ich allerdings leider nicht von innen besichtigen konnte, befindet sich das Mausoleum Trujillos. Sein Grab befindet sich interessanterweise auf dem Père-Lachaise-Friedhof in Paris. Nach dem Rundgang einmal um die Kirche herum lief ich weiter Richtung Norden und musste am Ende einen steilen Hügel meistern, um zum „Castillo de Cerro“ (Schloss auf dem Hügel) zu gelangen, ein Schloss, das Trujillos Anhänger ihm geschenkt hatten, das er jedoch selbst nie bewohnt hatte; wohl aber seine Kinder. Es handelt sich um ein modernistisches, mehrstöckiges Haus, in dem sich heute eine Schule für Gefängnispersonal befindet. Dementsprechend musste ich den Dresscode einhalten, bedeckte Beine und hochgeschlossenes Oberteil. Mich führte ein junger Typ des Aufsichtspersonals herum, der leider überhaupt keine Ahnung hatte, da er auf meine etwas detaillierteren Nachfragen zur Geschichte der Trujillo-Diktatur nur Phrasen wiederholte, die er offensichtlich auswendig gelernt hatte. Man konnte verschiedene Räume besichtigen, die einmal Schlafgemächer und Esssäle gewesen sein mussten und mit scheußlich-kitschigem Stuck und Malereien verziert waren. In der obersten Etage befand sich ein kleines Museum mit Folterinstrumenten und Möbeln Trujillos und einigen Erklärtafeln. Leider boten auch diese keine tiefgründigen Erklärungen. Immerhin hatte ich dann von der Dachterrasse aus einen schönen Blick auf San Cristóbal und seine grüne Umgebung bis hin zu den Hochhäusern von Santo Domingo. Dorthin machte ich mich nachmittags auf, um am nächsten Morgen Olga und Yasmin einzusammeln, die mich für gut zwei Wochen besuchen sollten.