Mangos und Leguane – Entdeckungen in La Descubierta und am Lago Enriquillo

Freitagabend fuhren meine Mitfreiwilligen Manuel, Pauline und Hannah von San Juan aus südlich nach Barahona, wo wir eine Nacht verbringen sollten. Wir hatten Glück, dass uns ein Freund unserer Mitfreiwilligen Lennea mit dem Auto mitnahm und wir auf der Autobahn direkt bis Barahona durchfahren und nicht umständlich mit zwei verschiedenen Guaguas fahren mussten. Auf dem Weg durch die Berge war es leider schon zappenduster, aber als wir aus den Bergen heraus- und durch die Zuckerrohrfelder hindurchfuhren, wurde es auf einmal ziemlich hell: Ein Feuer loderte auf einem der Zuckerrohrfelder – ziemlich beeindruckend, aber auch ziemlich beängstigend und vor allem illegal gelegt wie uns Pablo, unser Fahrer, erzählte.

Nach einer stickigen, heißen Nacht im „Hotel Cacique“ in Barahona nahmen Pauline (danke an meine Co-Fotografin!) und ich am Samstagmorgen ein Guagua Richtung Nordwesten zunächst nach Neiba. Dort stiegen wir in ein weiteres Guagua Richtung Westen nach La Descubierta („die Entdeckung“), ein Örtchen nahe am Eingang zum Lago Enriquillo (Enriquillo-See) gelegen. Der See ist mit 46 m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der Karibik und war früher einmal mit dem Meer verbunden gewesen (deswegen führt er Salzwasser) bevor sich die Landmassen verschoben und das Land um ihn herum verschlossen hatten.

Leider kamen wir erst nach 12 Uhr in La Descubierta an, so dass eine Bootstour auf dem See hin zur Isla Cabritos nicht mehr möglich war. Wir aßen daher zunächst im im Ort gelegenen Balneario (Badestelle) zu Mittag, wobei uns die laut dröhnende Musik vom Badengehen abhielt und wir stattdessen zum Eingang des Lago Enriquillo fuhren. Wir konnten uns zumindest entspannt nahe des Wassers hinsetzen und die überall herumlaufenden Leguane beobachten. Am See gibt es übrigens auch Krokodile, so dass es strengstens verboten ist, baden zu gehen. Zu schade bei dieser Affenhitze! Wir fuhren zurück nach La Descubierta, da ein Besuch des weiter westlich gelegenen Grenzstädtchens Jimaní leider schon zu spät war. So spazierten wir am Kanal Las Barías entlang und wurden auf dem Rückweg von einer Anwohnerin zum Mangoessen in ihren Garten eingeladen. Sehr lecker! Die Frau zeigte uns den Abzweig der nach Norden bis fast nach Restauración führenden Straße Carretera 47, die direkt neben ihrem Haus losging. Sie wusste zudem Einiges zu den am Straßenrand wachsenden Pflanzen zu erzählen und gab uns schließlich zum Abschied eine weitere Tüte Mangos mit. 🙂 Zum Sonnenuntergang fuhren wir erneut östlich hinaus aus La Descubierta, diesmal bis zum Aussichtpunkt „Las Caritas“ (die Gesichtschen), an dem sich eine Höhle mit von den Tainos in den Feld geritzten Gesichtern befindet. Wir hatten einen herrlichen Rundumblick auf den See und konnten bald den leuchtenden Mond aufgehen sehen.

Sonntagmorgen trennten sich Paulines und mein Weg: Sie fuhr zurück nach Barahona und von dort aus südlich an der Küste entlang und ich begab mich auf den langen Rückweg nach Jarabacoa über Santo Domingo.

Neiba:

La Descubierta:

Lago Enriquillo:

So nah und doch so fern: San Juan de la Maguana und ein Ausflug zum haitianischen Markt nach Comendador

So nah und doch so fern – San Juan de la Maguana, eine Stadt, in der gleich sechs Freiwillige unserer Gruppe wohnen, und die in Luftlinie eigentlich nicht weit von Jarabacoa entfernt liegt, vielleicht 60 km. Da es jedoch keine gut ausgebaute direkte Straßenverbindung gibt (nur eine unbefestigte Straße zwischen Constanza und San Juan), zieht sich die Anreise doch mächtig in die Länge: 2,5 Stunden mit dem Bus von Jarabacoa in die Hauptstadt und von dort 3 Stunden mit dem Bus nach San Juan + Wartezeit in der Busstation. Am 18. und 19. Mai sollten wir in San Juan in den Räumlichkeiten der Partnerorganisation FECADESJ von unseren Mitfreiwilligen Sarah und Manuel einen GIS-Kurs erhalten und so machte ich mich auf den langen Weg.

Der Kurs bot natürlich gleichzeitig eine super Gelegenheit die Freiwilligen vor Ort zu besuchen und San Juan kennenzulernen, eine Stadt, die mich tatsächlich überraschte: Zum Einen ist sie sehr weitläufig und so muss man zu Fuß ziemlich weite Strecken zurücklegen. Zum Anderen weil San Juan wirklich eine sehenswerte, hübsche Stadt ist, die es sich wirklich als Stadt zu besichtigen lohnt, so wie es meiner Meinung nach eigentlich nur wenige in der DomRep gibt (wenn, dann die Kolonialzone in Santo Domingo und das Zentrum Puerto Platas). In dem Stadtviertel, in dem ich übernachtete, gab es zu meiner Freude zudem ziemlich viele, noch gut erhaltene traditionelle, farbenfrohe Holzhäuser wie ihr unten auf den Fotos sehen könnt. Und noch eine Sache überraschte mich positiv: In San Juan war angeblich im Zuge irgendwelcher Olympischen Spiele (wobei die DomRep meiner Recherche zufolge nie Austragungsort war) eine große parkähnliche Sportanlage gebaut worden, die intensiv von den San Juanern genutzt wird. Auch ich und ein paar weitere Freiwillige konnten es uns nicht nehmen lassen, an der abendlichen kostenlosen Zumbastunde in der Sportanlage teilzunehmen. Was jedoch auch auffiel war, dass es in der Stadt trotz ihrer doch beträchtlichen Größe an den sonst üblichen Supermarkt- oder Fastfoodketten fehlte – vermutlich, weil es sich um eine der ärmeren Provinzen des Landes handelt, die Kaufkraft gering und wenig bis kaum Tourismus vorhanden ist (außer, dass ab San Juan eine weitere Route zum Pico Duarte hinaufführt).

Die Stadt gilt aber auch als eine Art spirituelles Zentrum: Zur Zeit der Sklavenaufstände im 18. Jahrhundert waren viele (afrikanische) Sklaven in die um San Juan liegenden Berge der Cordillera Central entflohen und lebten dort organisiert als „cimarrones“ mit ihren Traditionen und religiösen Kulten weiter. Noch heute weist San Juan zahlreiche religiöse Festlichkeiten auf: Prozession zu Ehren Altagracias (21. Januar), Fiesta Patronal (Patronatsfeier) (Juni), Osterprozessionen mit Gagá-Bands und „Espíritu Santo“ (Heiliger Geist)-Prozessionen, die sieben Wochen nach Ostern stattfinden. Leider habe ich davon während meines Besuchs nichts mitbekommen, so wie ich generell im ganzen Land bisher sehr wenig von der volkstümlichen Religionsausübung mitbekommen habe.

Von San Juan aus nutzen ein paar Freiwillige und ich die Gelegenheit am Freitag zum haitianischen Grenzmarkt nach Comendador (von den Dominikanern meist „Elias Piña“ wie die gleichnamige Region genannt) zu fahren. Der Markt sah ähnlich wie der aus, den ich bereits zweimal in Constanza besucht hatte: stapelweise Schuhe, Klamottenberge, Kosmetikprodukte und Haushaltsgegenstände en masse, aber hier auch Obst und Gemüse und das haitianische Dosenbier „Prestige“ sorgfältig am Straßenrand aufeinandergestapelt. Ich lief mit Manuel Richtung Grenze, doch bis auf eine Militärfestung war nichts weiter zu sehen, zumal eine unsägliche Hitze herrschte, vor der wir uns erst einmal in den nächsten „Bon“-Eisladen retten mussten. Mittags fuhren wir in das östlich gelegene Las Matas de Farfán weiter, in der Hoffnung dort libanesisches Essen zu finden, von dem ich im Internet gelesen hatte. Das sollte es angeblich dort geben, da sich in dem Ort wie in vielen anderen der DomRep auch vor einiger Zeit Libanesen angesiedelt hatten. Auch in San Juan hatte ich z. B. ein „Hotel Líbano“ und eine „Tienda Libanesa“ gesehen und auch die Herkunft des Oppositionskandidaten Luis Abinader wurde in der Medienberichterstattung immer wieder als „libanesisch“ betont. Kurz und gut: Es gab kein libanesisches Essen in Las Matas wie wir von einem spanischen Restaurantbesitzer erfuhren und so landeten wir schließlich in einem Sandwichladen, in dem das Essen auch sehr lecker war. Auch der Parque Central entpuppte sich nicht als halb so schön wie er in meinem Reiseführer beschrieben worden war.

Comendador:

Las Matas de Farfan: