Hoyo de Pelempito, eine Senke mit acht Vegetationszonen und der angeblich schönste Strand der DomRep, Bahía de las Águilas

An Karfreitag fuhren Manuel und ich zunächst hinein in die Sierra de Bahoruco, um das Gefälle Hoyo de Pelempito zu besuchen. Erst in den 1980er Jahren haben Wissenschaftler überhaupt angefangen, dieses Gebiet der DomRep zu erforschen. Die Undurchdringlichkeit der Berge der Sierra de Bahoruco galt so auch lange als Rückzugsort für die letzten noch auf der Insel verbliebenen Tainos und gerade insbesondere in der Senke des Hoyo de Pelempito sollen sie sich wohl vor den Kolonisatoren versteckt haben. Heute ist die Zufahrt alles andere als versteckt: Von Cabo Rojo aus führte eine sehr breite, sehr gut ausgebaute Straße bis hoch in die Berge zum Eingangsportal. Verantwortlich dafür ist die US-amerikanische Firma „Alcoa Exploration Company“, die hier in den Bergen Bauxit abbaute. Wir sahen die „vernarbten“ roterdigen Abbaugebiete auf dem Weg nach oben. Der Bauxit wurde nach dem Abbau mit LKW (deshalb die breite Zufahrtsstraße) bis nach Cabo Rojo gefahren, wo er dann in dessen kleinem Hafen verschifft und abtransportiert wurde. Der auf der roten Erde gebaute Hafen bildet einen krassen Kontrast zum helltürkisen, kristallinen Meerwasser und erklärt somit auch den Ortsnamen „Rotes Kap“.

Bei der Fahrt bis zum Hoyo de Pelempito durchquerten wir laut Reiseführer acht verschiedene Vegetationszonen, die man angeblich dann auch oben von der Aussichtsplattform sehen kann, wenn man 700 m tief in das Gefälle hineinblickt. Doch vor lauter extrem böigen Wind über dem Gefälle war das „Schauen“ gar nicht so einfach. Uns fiel der Vegetationswechsel eher an der Straße auf dem Weg nach oben auf: auf einmal noch kakteenreiche, trockene, wüstenartige Landschaft und keine 200 m weiter subtropischer, saftig-grüner Wald, ganz oben schließlich Pinienwald, der mich sehr an Skandinavien erinnerte.

Als wir vom Hoyo de Pelempito wieder unten am Meer in Cabo Rojo angekommen waren, wollten wir den Tag mit einer Fahrt zum angeblich schönsten Strand der DomRep (er gilt natürlich auch als einer der schönsten Strände der Karibik und sowieso der ganzen Welt ;-)), der Bahía de las Águilas („Adlerbucht“), krönen. Ein staubiger, steiniger Zufahrtsweg mit teilweise krassen Steigungen führte uns zunächst zu einem Aussichtspunkt über die ganze Bucht und schließlich hinunter zum Strand, an dem wegen Ostern ungewöhnlich viel los war. Das Schöne ist, dass es bis auf einen Wachturm keinerlei Infrastruktur am Strand gibt, d. h. keine nervigen Verkäufer, keine Verkaufsstände, die laute Musik spielen könnten und schon gar keine Hotels. Der Strand ist schon echt schön, aber pssst, ich muss ehrlich sagen, dass mir die Strände auf Sansibar immer noch besser gefallen haben. Die meisten Strandbesucher lassen sich übrigens mit einem Boottaxi („Botoconcho“) vom Ort La Cueva („Die Höhle“) aus bis zum Strand fahren. Dort sollten wir abends noch lecker essen („Bahiafongo“, ein Mofongo mit Fischfüllung) bevor wir zu unserem nächsten Übernachtungsort, Oviedo, fuhren.

Ostern im kaum bekannten Südwesten der DomRep – Start mit Pedernales und Cabo Rojo

Um in den Südwesten der DomRep, d.h. die Halbinsel Bahoruco, zu gelangen, muss man viel Zeit einplanen und so nahm ich mir diese Gegend für das verlängerte Osterwochenende vor. Bereits Mittwochabend machte ich mich von Jarabacoa aus per Bus auf den Weg nach Santo Domingo, wo ich eine Nacht bei der Kanadierin Jeanne übernachtete und ihrer Mädels-WG somit die erste Couchsurfing-Erfahrung brachte. Das Setting beim Betreten der schön großen, weitläufigen Wohnung war mal wieder herrlich international: Jeanne, die aus dem französischsprachigen Teil Kanadas stammt und durch ein Auslandsstudium in Argentinien perfekt Spanisch spricht, wohnt mit einer dominikanischen (war gerade nicht da) und einer puerto-ricanischen Medizinstudentin zusammen. Letztere saß gerade mit Oleg, einem Ukrainer, zusammen, um ihre erste Russischstunde bei ihm zu nehmen. Zum Essen gab es dann mexikanische Tacos und als Beilage super-interessante Gespräche v. a. über Puerto Rico, eine mit den USA assoziierte Karibikinsel, die trotz der räumlichen Nähe zur DomRep durch den US-amerikanischen Einfluss doch ganz anders zu sein scheint.

Nach einer kurzen Nacht auf der Couch und ewigem Warten auf das Taxi, das trotz Vorbestellung eine halbe Stunde zu spät kam, saß ich 6 Uhr im Bus nach Barahona und hatte 3,5 Stunden Fahr- und Schlafzeit vor mir. In Barahona musste ich mir vor der Weiterfahrt nach Pedernales noch schnell Sonnencreme kaufen, da ich meine dummerweise zu Hause vergessen hatte. Obwohl diese Lichtschutzfaktor 50 aufwies, schien sie keineswegs gegen die Sonne zu schützen; zumindest sah ich am letzten Tag meiner Reise aus wie als wäre ich im Sonnenstudio eingeschlafen. Ich sag jetzt mal böse: blödes dominikanisches Billig-Produkt!:-S

Sardinenmäßig eingequetscht hatte ich von Barahona nun noch einmal eine 2,5-stündige Guaguafahrt bis an den westlichsten Rand der DomRep, nach Pedernales, vor mir. Die Halbinsel Bahoruco, die ich auf einer gut ausgebauten Asphaltstraße entlangfuhr, bietet auf der einen Seite Blicke auf die Küste mit surreal erscheinendem türkisfarbenen Meer (Nationalpark Jaragua) und auf der anderen Seite auf die Berge der Sierra de Bahoruco im gleichnamigen Nationalpark. Eine beeindruckende Landschaft und Panoramastraße, die für die unbequeme Sitzposition im Guagua allemal entschädigte!

In Pedernales, einer kleinen, recht uninteressanten staubigen Grenzstadt zu Haiti, angekommen, begab ich mich erst einmal auf „Futtersuche“. Achtung, hier wird es wieder international: Ich landete aus Mangel an Alternativen in einem von Chinesen betriebenen Fast-Food-Restaurant mit dominikanischem Essen (frittierte Kochbananenscheiben (Tostones) und frittiertes Hühnchen mit viiiiiiiiiiiel Ketchup und Salz), wo ich hinter der Theke Gotteseidank auch gleich noch mein Handy aufladen konnte, da ich auf den Anruf meines Mitfreiwilligen Manuel wartete, den ich in Pedernales treffen sollte, um mit ihm dann die nächsten Tage zusammen rumzureisen. Während ich aß konnte ich einer Gruppe Haitianer lauschen, die sich lautstark auf Kreyol unterhielten. Ich verstehe da eigentlich gar nichts; ganz selten vielleicht mal ein „afrikanisch“ ausgesprochenes französisches Wort. Als die haitianische Angestellte des Restaurants dann meinen Tisch abräumte und saubermachte, fragte sie mich freudestrahlend (ich glaube sogar auf Englisch), ob ich denn Kreyol sprechen würde. „Ähm nein, nur Spanisch und ja, Französisch…“, sagte ich und fragte mich, wer denn dieses Gerücht in die Welt gesetzt haben könnte. Kurz darauf kam dann ein weiterer Haitianer zu mir, fragte mich ebenfalls ob ich denn Kreyol sprechen würde und setzte sich unverschämterweise einfach an meinen Tisch und hörte nicht auf mich zuzulabern, wobei ich nur die Hälfte verstand. Ich war einfach nur genervt von ihm und da er offensichtlich auch noch anderweitig an mir interessiert war, machte ich, dass ich aus dem Restaurant rauskam und mich in den einzigen kleinen Supermarkt des Ortes flüchtete.

Manuel traf ich schließlich nachmittags am Strand von Pedernales, eigentlich ein menschenleerer ruhiger Ort, aber an diesem Tag wegen des Osterwochenendes (Semana Santa, wörtlich „Heilige Woche“) voll mit Leuten und beschallt von lauter Musik. Wir fuhren auf seinem Motorrad nach Cabo Rojo (Rotes Kap), an der Küste vor Pedernales gelegen, wo ich eine Nacht im „Eco del Mar“ gebucht hatte, eine „Camping Deluxe“-Unterkunft, wie auf dem Schild stand, das wir nach ewiglanger Fahrt durch die wüstenartige Einöde endlich sahen. Und tatsächlich: Ich hatte ein Zelt direkt am Meer für mich, in dem sogar ein Bett drinstand – okay, das Bett war eine dieser riesigen aufblasbaren Luftmatratzen, aber dafür super-bequem. Das ganze „Hotel“ bestand also nur aus den Zelten am Strand und ein paar Holzhütten, in denen nur aus natürlichen Materialien z. B. eine Rezeption, ein Restaurant und Duschen gebaut worden waren. Echt genial! Das Frühstück direkt am Meer am nächsten Morgen war natürlich noch genialer!