Dauerberieselung
An sämtlichen öffentlichen Orten wird man hier mit seichter Hintergrundmusik dauerbeschallt: Egal, ob man auf die Metro wartet, Bus fährt, schwimmen geht oder außen am bzw. im Einkaufscenter unterwegs ist – überall dudelt irgendwelche einigermaßen aktuelle Chartsmusik vor sich hin. Sogar auf dem Flohmarkt letztes Wochenende waren an den Trafomasten Lautsprecher angebracht, aus denen zuerst traditionelle Folkloremusik, dann 80er-Jahre-Mucke und später ein Radiogespräch herausdudelten. Erklärungsversuche? Ich habe keine, aber vielleicht ist den Leuten hier einfach die Stille zu laut. 😉 Apropos Musik: Ich habe vor einigen Tagen tatsächlich die deutsche Band „Tokio Hotel“ im Radio gehört, quel horreur (wie schrecklich)! Die waren ja mit ihrem ersten Lied in Frankreich auf Platz 1 in den Charts. Naja, so werden jetzt zumindest viele französische Teenies dazu angeregt Deutsch zu lernen…
Essen
Wie ich schon befürchtet habe, muss ich hier auf leckere dunkle Körnerbrötchen bzw. –brot verzichten. Es gibt wirklich nur Baguette und das aber in allen Varianten. Problem: Für mich schmecken fast alle Baguettesorten gleich und ich habe festgestellt, dass dieser helle Teig auch nicht sehr nahrhaft ist. Ich kann ein ganzes Baguette verdrücken und habe nach einer Stunde schon wieder Hunger. 😦 Die andere Speise, die ich, vielleicht als typische Deutsche, bemängeln muss, sind die Würstchen hier. Was im Supermarkt noch am ehesten nach Wiener Würstchen aussah, entpuppte sich dann beim Essen als eine hellrote, wabbelige, viel zu salzige Wurstmasse, die ich mir bestimmt nicht noch einmal kaufen werde. Isst man hingegen die bretonische Spezialität „Gallettes aux saucisses“ (Würstchen eingerollt in einen dünnen, leicht salzigen Teig), bestehen die Würstchen aus zahlreichen Stückchen mit fast mehr Fett als Fleisch, was für mich auch nicht unbedingt eine Delikatesse darstellt. Dafür gibt es hier umso mehr Sorten an Meeresfrüchten und Fisch. Ich werde mich ranhalten und versuchen so viel wie möglich einmal zu probieren!
Menschen
Von den Einwohnern in Rennes kann ich nur schwärmen, denn sie sind um einiges netter, offener und hilfsbereiter als in Deutschland! Als ich in Rennes und auch schon beim Umsteigen in Paris mit meinem ganzen Gepäck unterwegs war, fand sich immer jemand, der mir half, meine Tasche die Treppenstufen zum Metroausgang hinaufzutragen. Auch die Stundenten, die sich um die ganzen Erasmusleute kümmern, sind sehr hilfsbereit, rücken mit ihrer Handynummer an und sagen: Wenn du ein Problem hast oder einfach einen Kaffee trinken gehen willst, ruf an! Ebenso die Professoren, die die Infoveranstaltungen abgehalten haben: Schreiben Sie mir bei Problemen eine Email oder kommen sie gleich im Büro vorbei, alles kein Problem. Als ich mit einigen anderen Erasmusstudenten in einer kleinen, gemütlichen Kneipe war, und eine Frau an der Bar bemerkte, dass wir Ausländer sind, kam sie auch gleich zu uns und fragte ganz interessiert nach, woher wir denn kämen, etc. Anne, die ich schon aus Jena kenne, hat mir außerdem erzählt, dass ein Mann mit ihr und ihrem Freund über eine Stunde mit dem Auto durch die Stadt gefahren ist, um eine ganz bestimmte Tankstelle, wo man bar bezahlen kann, zu suchen. Als sie nach dieser Zeit immer noch keine andere Tankstelle als eine mit Kartenzahlung gefunden hatten, hat der Mann mit seiner Kreditkarte für sie bezahlt, und sie haben ihm das Geld in bar gegeben. Très très gentil (sehr sehr nett), würde ich sagen! 🙂
Hygiene
Mit der Hygiene ist es hier nicht weit her. Im Wohnheim befinden sich die Klos auf dem Gang. Es gibt zwar ein Waschbecken im Zimmer, aber nicht bei den Klos. Was da so alles an den Türklinken klebt, möchte ich gar nicht wissen… Und auch, dass man vielleicht einen Deckel auf die Mülltonnen im Hof macht, ist offensichtlich nicht notwendig… Kauft man sich ein frisches belegtes Baguette, Kebab, Crêpes, etc. zum Essen, wird alles mit der bloßen Hand angefasst – Handschuhe trägt keiner.