Baracoa & El Yunque – Kolumbus, raffinierte Küche und Natur pur

Baracoa, nein nicht JARABACOA, das sollte von Santiago aus meine nächste Station sein. Man fährt mit dem Touristenbus von Viazul etwa fünf Stunden zunächst an der Küste entlang, später in die Berge der Sierra de Purial hinein und kommt schließlich im kleinen, dörflichen Baracoa an, das bis zum Bau der Verbindungsstraße nach Santiago bis zur Revolution quasi vom Rest der Insel abgeschnitten gewesen und nur auf dem Seeweg erreichbar  war. Der Weg durch die Berge nach Baracoa erinnerte mich sehr an die Straße zwischen Jarabacoa und Constanza in der DomRep und in ähnlich schlechtem Zustand wie die in Kuba muss die Straße wohl vor ihrer Renovierung auch in der DomRep gewesen sein. Damals brauchte man jedenfalls ebenfalls fünf Stunden von Jarabacoa nach Constanza; heute sind es 1,5 Stunden.

In Baracoa hatte ich über AirBnB ein sehr nettes Casa Particular gefunden und erkundete am ersten Tag zusammen mit Johan, einem Belgier, den ich auf der Busfahrt kennengelernt hatte, das Städtchen. Hier übrigens legte Kolumbus 1492 angeblich zum ersten Mal in Kuba an, was ein Holzkreuz in der Kathedrale (Catedral Nuestra Señora de la Asunción) und ein Denkmal an der Strandpromenade bezeugen. Und, da Baracoa in ganz Kuba für seine raffinierte Küche berühmt ist, die ja sonst mit Sandwichs und fettiger Käsepizza eher zu wünschen übriglässt, mussten wir natürlich in einem örtlichen Restaurant essen gehen. Eine Spezialität des Ortes ist Fisch bzw. sind Meeresfrüchte in Kokosnusssoße, da die Region neben Kakao v.a. auch Kokospalmen  anbaut. Die Kokosprodukte halfen den Menschen in der Zeit der „Periódo Especial“ in den frühen 1990er Jahren, als es aufgrund der Wirtschaftskrise im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion nicht mehr genug zu essen gab, zu überleben, wie mir mein Gastgeber später erzählte. Die Meeresfrüchte mit Kokossoße jedenfalls schmeckten herrlich, nur leider war mein Magen nicht ganz so begeistert von dem Essen und verabschiedete sich schnell wieder davon. 😦

So war ich am nächsten Morgen leider etwas geschwächt und konnte das riesige Frühstück mit einer Thermoskanne Kaffee und einer Thermoskanne frischen Kakaos inklusive leider gar nicht richtig genießen und musste mir den Rest für den Tag einpacken. Mit Johann hatte ich geplant einen Ausflug in den Nationalpark Alejandro von Humboldt zu machen. Doch der Taxifahrer, mit dem wir am Abend vorher noch eine Vereinbarung getroffen hatten, tauchte nicht auf und so sahen wir uns gezwungen, uns im staatlichen Touristenbüro von CUBATUR eine andere organisierte Tour zu suchen. In den Nationalpark konnten wir leider aufgrund von Regen nicht fahren und so entschieden wir uns einen Ausflug auf den Tafelberg El Yunque zu machen, der quasi das Wahrzeichen Baracoas darstellt. Wir wanderten als Kleingruppe von zehn Leuten los und mussten als erste Hürde durch einen Fluss waten, der mir teilweise bis zu den Oberschenkeln ging und ich ständig Angst um meine Kamera hatte. Ein bisschen sauer war ich schon, dass sie uns nicht vorgewarnt hatten. Aber bis zum Zwischenstopp an einer Hütte hatte ich erst einmal mit meinem noch immer grummelnden Magen und meines Schwächegefühls  zu kämpfen, was sich aber schlagartig besserte als mir ein Mädel aus unserer Gruppe Traubenzucker gab. So kamen wir alle oben an, machten ein paar Fotos und konnten aber leider aufgrund des diesigen Wetters nicht allzu viel von der Umgebung sehen.

Der Abstieg gestaltete sich als äußerst schwierig: Er war durch Schlamm extrem rutschig und ich wurde wieder einmal sauer auf den Tourveranstalter, da ich extra noch gefragt hatte, ob ich die Tour mit meinen leichten Turnschuhen überhaupt machen könne und ob es nicht zu gefährlich sei wegen des Schlamms. „Ah sí sí, no hay problema.“ (Ah doch, doch, kein Problem!) hatten sie mir geantwortet. Ich aber hätte mir meine knöchelbedeckenden Wanderschuhe in diesem Moment gerne gewünscht. Und dann passierte, was passieren musste: Ein Mädchen aus unserer Gruppe rutsche beim Runtergehen aus und „knack“ brach sich den Knöchel. Es war schrecklich mit anzuhören und anzusehen! Ihr Fuß wurde stabilisiert und der Guide nahm sie auf seinen Rücken, um sie runterzutragen. Gleichzeitig konnte er nicht so schnell runterlaufen wie er wollte, da er auch noch für uns als restliche Gruppe verantwortlich war. Auch das war also schlecht organisiert worden: Wahrscheinlich schicken sie, um den Preis zu drücken, immer nur einen Guide pro Gruppe mit, wobei zwei nötig gewesen wären. Wir anderen aus der Gruppe verzichteten breitwillig auf die Programmpunkte Obstessen an der Zwischenhütte und Baden im Fluss, um so schnell wie möglich nach unten zu gelangen und das Mädel in ein Taxi Richtung Baracao setzen zu können. Das erste Taxi bekam die Tür nicht zu als sie mit ausgestrecktem Bein auf der Rückbank saß und so musste sie erneut gefühlt ewig warten bis ein zweites Taxi kam. Die Verzögerung wurde uns mit dem allgemeinen Benzinmangel erklärt. Gottseidank war „nur“ ihr Knöchel gebrochen und nichts wirklich Akutes vorgefallen wo schnelle Hilfe vonnöten gewesen wäre…

Am Abend lernten Johan und ich in einem Restaurant übrigens einen Israeli kennen, der uns erzählte, dass er tagsüber einen Ausflug zum Nationalpark Alejandro von Humboldt gemacht hatte und der Regen kein Problem dargestellt hätte. Na toll! Aber nun gut, ein Grund noch einmal herzukommen!

Nach einem weiteren Tag in Baracoa, an dem ich ein paar Museen und den Strand erkundete, fuhr ich per Bus wieder nach Santiago zurück, wo ich noch ein paar Festivaltage der „Fiesta del Fuego“ (Fest des Feuers) mitnahm. Am Freitag ging es schließlich von Santiago per Nachtbus zurück nach Havanna, wo ich noch den Samstag zum weiteren Sightseeing nutzte. Sonntagmorgen sollte es mit der Fluggesellschaft „Cubana de Aviación“ zurück nach Santo Domingo gehen. Als ich die Check-In-Halle betrat, war mein Flug um 9.40 Uhr nicht angezeigt und auf Nachfrage am Schalter wurde mir mitgeteilt, dass er wahrscheinlich erst gegen 14 Uhr fliegen würde, was später auf 16.45 Uhr korrigiert wurde. Irgendwann sammelten sich sämtliche, v.a. dominikanische Passagiere, vor dem Büro der Fluggesellschaft, um an irgendwelche neuen Informationen zu gelangen, denn diese wurden einem nie offiziell kommuniziert. Immer war es so, dass einer der Passagiere in das Büro spazierte, nachfragte und es den anderen dann mitteilte. So hieß es dann, am heutigen Tag würde es keinen Flug mehr geben und es würde nun eine Hotelübernachtung für uns organisiert. Ich war völlig frustriert, zumal ich mein ganzes Bargeld aufgebraucht hatte, kein Neues abheben wollte und weder Handyempfang noch Internet hatte, um meine Gastfamilie und meine Familie in Deutschland zu informieren. Immerhin bekamen wir einen 5 CUC-Gutschein, um uns etwas in der Cafeteria kaufen zu können.

So wurden wir also wieder nach Havanna zurück in ein staatliches Hotel in der Nähe des Plaza de la Revolución gekarrt, wo Übernachtung und Essen für uns bezahlt wurden. Es war an sich schon ein Erlebnis, v. a. das überbordende, aber doch fade Abendbuffet, aber ich war die ganze Zeit am Überlegen wie ich meiner Gastfamilie wegen meiner Verspätung Bescheid gegen könnte. Einer der Barkeeper lieh mir zum Glück sein Handy aus, von dem ich eine SMS an meine Gastmutter Lourdes schrieb und, da ich mir nicht sicher war, ob die SMS richtig verschickt worden war, versuchte ich sie noch mit meiner Telefonkarte anzurufen. Ich hörte zwar sie, aber sie nicht mich. Also rief ich meine Mit-Freiwillige Sarah noch an, teilte ihr mit, dass ich erst am nächsten Tag käme, wann auch immer, und schwupps, war das Telefongespräch mangels Guthaben auch schon beendet. Was für ein Stress!

Am nächsten Morgen wurden wir 4:30 Uhr am Hotel eingesammelt und zurück zum Flughafen gefahren. Der Check-In ging erstaunlich schnell, nur als wir schon am Abfluggate saßen, ließen sie uns wieder ohne Informationen warten; das Gate wurde noch mehrmals gewechselt, und so hatte ich schon Angst, dass wir auch an diesem Tag nicht mehr fliegen würden. Nach ewigem, sinnlosem Warten dann endlich der Aufruf an Bord zu gehen – ich war echt erleichtert! Danach verlief alles reibungslos: Flug nach Santo Domingo – Fahrt zur Caribe-Tours-Busstation – Busfahrt nach Jarabacoa, wo ich ziemlich fertig endlich am Montagabend eintraf. Eine Reise, die mir definitiv in Erinnerung bleiben wird! 😉

Wasserreiches Wochenende in und rund um Constanza

Noch einmal „richtig“ Constanza besuchen – das hatte ich mir für meine noch verbleibende Zeit in der DomRep vorgenommen. Bisher hatte ich die höchstgelegene Stadt der Insel ja nur zweimal im Schnelldurchlauf besucht, das erste Mal zum Día de las Mercedes im September 2015 und ein zweites Mal für eine Familienfeier im November 2015. Nun also ein ganzes Wochenende in Constanza: Da Manuel samt seinem Motorrad auch wieder mit am Start war, konnte ich den unbequemen Transport im Pick-Up umgehen und mit ihm auf dem Motorrad die Berge rauf und runter von Jarabacoa bis ins Tal von Constanza kurven. Der Blick in die Berge ist dabei immer wieder beeindruckend und gigantisch!

Nach dem „Check-In“ in unserer AirBnB-Unterkunft nahe des kleinen Flughafens, die übrigens in der ehemaligen US-amerikanischen Siedlung „Colonia Kennedy“ lag, fuhren wir südlich aus Constanza hinaus Richtung Wasserfall „Aguas Blancas“ (Weiße Gewässer). Da der Weg zunehmends uneben wurde, ließen wir irgendwann das Motorrad stehen und setzten unseren Weg zu Fuß fort. Den Wasserfall konnten wir schon von Weitem sehen, stach doch das Weiß seines Wassers aus der grünen Landschaft geradezu hervor. Wir näherten uns zunächst auf einer mitleren Ebene dem Wasserfall, der in mehrern Kaskaden in die Tiefe rauscht und angeblich der höchstgelegene Wasserfall der Antillen sein soll (um mal wieder einen Superlativ zu bemühen), und hielten erst einmal ein Picknick ab. Die ganze Umgebung des Wasserfalls war für dominikanische Verhältnisse richtig gut mit touristischer Infrastruktur ausgestattet: an verschiedenen Höhen des Wasserfalls Sitzmöglichkeiten und kleine Aussichtsplattformen aus Holz, ein Pavillon am Fuße des Wasserfalls, Toiletten, Kassenhäuschen (zum Glück war niemand da!). Während ich im einsetzenden Regen im Pavillon ausharrte, sprang Manuel in den kleinen See am Fuße des Wasserfalls wobei er meinte, dass es sich angefühlt hatte, wie als hätte er in der Arktis gebadet so kalt war das Wasser. Brrrrrrr! Im Winter gefriert der Wasserfall wohl auch regelmäßig und heißt wegen der weißen Farbe des Eises eben „Aguas Blancas“.

Den Abend verbrachten wir in einem als Pizzeria bezeichneten Restaurant, das aber (natürlich gerade an diesem Abend) keine Pizza hatte, weil der Ofen kaputt war. Die karge, an ein Bahnhofsbistro erinnernde Inneneinrichtung erinnerte mich an die einfachen Restaurants, in denen Yasmin und ich manchmal auf unserer Portugalreise im November/Dezember 2014 gegessen hatten. Der Flachbildfernseher zeigte komische Videos von Welpen oder Jetski-fahrenden Erdhörnchen, an der langen Tafel neben uns feierte eine riesen Freundesrunde was auch immer und gab von Zeit zu Zeit merkwürdige „Miau“-Laute von sich und dazu dann der super höfliche und förmliche, sehr schick gekleidete Kellner. Echt skurril! Danach fanden wir wie durch Zauberhand „La Esquina“ (Die Ecke), die Kneipe Constanzas, die uns alle wegen der großen internationalen Bierauswahl empfohlen hatten und die sogar ihr eigenes Schwarzbier herstellt, „Ferringer“, das von der Familie Ferrer gebraut wird. Es schmeckte richtig gut und kam schon fast an deutsche Schwarzbiere heran. Zudem wurde hier Rockmusik gespielt, eine Wohltat für unsere Bachata- und Merengue-geschädigten Ohren!

Am nächsten Tag waren wir noch ein bisschen in der Stadt (es war mal wieder haitianischer Markt (Pulga)) und in der Umgebung unterwegs, bevor wir uns auf den Rückweg über die Panoramastraße bis zur Autopista machten, die Autobahn, die Santo Domingo und Santiago miteinander verbindet. Ein echter Geheimtipp wie sich herausstellte! Die Panoramastraße schlängelt sich durch die grünen Berge des Schutzgebiets Ebano Verde und gab immer wieder den Blick auf die Zentralkordilleren und auf der anderen Seite auf das Cibao-Tal und die Presa de Rincon (Rincon-Stausee) bei Bonao frei. Wahnsinn, wie weit man schauen konnte! Als wir dann auf der Autopista angekommen und Kurs auf La Vega genommen hatten, brauten sich schon die dunklen Wolken über uns zusammen. Kurze Zeit später fuhren wir durch strömenden Regen nach La Vega ein und konnten sehen, dass zahlreiche Straßen wegen des fehlenden oder überforderten Abwassersystems schon komplett unter Wasser standen. Manuel brachte mich zum Glück noch bis zur Guagua-Station für Jarabacoa, so dass ich zumindest erst einmal im Trockenden sitzen konnte. Als sich das Guagua die Straße nach Jarabacoa hochquälte, konnten wir nur sehen, wie ein Reisebus in einer Kurve nur kurz vor dem Abgrund zum Stehen gekommen war und alle Passagiere verängstigt unter einem naheliegenden Mariendenkmal Unterschlupf gesucht hatten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Bremsen des Busses komplett versagt hätten…

Raus ins Grüne – Campo-Arbeit bei Plan Yaque

Neben der Büroarbeit bei Plan Yaque versuche ich jede Woche mindestens einmal rauszukommen und entweder die Kollegen des Wasser- oder des Wiederaufforstungsprogramms nach draussen, auf’s „Campo“, zu begleiten. Das Gute ist, dass ich so z. B. etwas über Wasserqualitätsmessungen, die Situation der Wälder und Landwirtschaft lerne und zum anderen an Orte komme, an die ein Tourist wohl nie kommen wird, da sie in der Regel recht abgelegen sind. Wir sind meist in der Umgebung von Jarabacoa, Santiago, Constanza und Manabao unterwegs. V. a. die Berglandschaft rund um Constanza , wo Landwirtschaft sogar an den steilsten Hängen betrieben wird, hat es mir echt angetan. Aber seht selbst:

Black Friday und Merengue auf der Straße – Familientreffen in Constanza

Letzter Sonntag im November 2015: Familientreffen meiner Gastfamilie in Constanza. Klar, dass das ganz anders sein würde als ein Familientreffen in Deutschland. Für den Weg von Jarabacoa nach Constanza hatten wir, also Lourdes, ihre Schwester, Lourdes‘ Tochter Eliana und Lourdes Vater, etwa 20 weitere Familienmitglieder und ich, bereits einen Kleinbus gemietet. Mit „nur“ etwa 60 Personen vor Ort in Constanza war, meiner Gastmutter Lourdes zufolge, auch nur ein kleiner Teil der ganzen Familie anwesend. Für mich ein beeindruckendes Familienspektakel, wobei sich einige Familienmitglieder vorher noch nie getroffen hatten und sich erst einmal gegenseitig vorstellen mussten.

Den ersten Teil des Treffens verbrachten die meisten (weiblichen) Familienmitglieder im Zentrum Constanzas, um im Rahmen des aus den USA herübergeschwappten „Black Friday“ erst einmal ordentlich und günstig shoppen zu gehen. Das Gewusel in den Geschäften kann man sich vorstellen. Zusätzlich war an diesem Sonntag auch der einmal im Monat stattfindende Flohmarkt („Pulga“) im Gange, wobei dieser nicht ganz mit einem Flohmarkt in Deutschland verglichen werden kann: Die Verkaufs“stände“ (meist liegen die Sachen einfach nur auf Planen auf dem Boden) werden mehrheitlich von Haitianern betrieben, die bergeweise gebrauchte (Marken-)Kleidung, Schuhe, günstige Kosmetikartikel und günstigen Elektronikkrams verkaufen.

Zurück beim Familientreffen war bereits die Musik angeschmissen worden, so dass Merengue und Bachata bereits die ganze Straße beschallten und man sich nur noch schreiend unterhalten konnte. Aber wozu auch unterhalten? Tanzen und Rumtrinken waren angesagt! Nach ein paar Stunden in dieser Geräuschkulisse traten wir den Rückweg wieder im Kleinbus an – doch auch im Bus herrschte keine Ruhe, da alle munter (weiter-)schnatterten. Für mich war es zwar am Ende ein echt anstrengendes, aber dafür ein sehr lebhaftes und lustiges Familientreffen. Ich bin gespannt, wann und wo das nächste stattfinden wird!

 

 

Salto Jimenoa Uno – Ausflug zum Wasserfall mit deutschen Überraschungen

Rund um Jarabacoa gibt es insgesamt drei Wasserfälle: Nummer Eins bzw. eigentlich Drei haben wir mit dem Salto de Baiguate bereits abgeklappert, bleiben nun noch Salto de Jimenoa Uno (Eins) und Salto Jimenoa Dos (Zwei) übrig. Nachdem wir uns nach einiger Verwirrung aufgrund der ähnlichen Namen darauf geeinigt hatten, den Numero Uno zu besuchen, verließen wir vergangenen Samstagmorgen Jarabacoa und wanderten ca. 6 km an der bergigen Straße nach Constanza entlang. Leider kein schöner Weg, aber wir wollten eben laufen und uns nicht mit dem Motoconcho hinkutschieren lassen. Am Abzweig zum Wasserfall kamen wir schweißnass gebadet an und mussten uns erst einmal ausruhen und Luft zufächeln (Ein Königreich für meinen Fächer!) bevor wir zum kleinen Kassenhäuschen gingen. Schon beim Reinkommen konnte ich sehen, wie die Frau am Einlass und eine andere Frau über einer Bibel gebeugt saßen und über bestimmte Passagen zu diskutieren schienen. Es stellte sich heraus, dass die andere Frau Deutsche war, die seit über 20 Jahren mit ihrem Mann in der Gegend lebte, ihren bayrischen Dialekt aber unüberhörbar beibehalten hatte. „Kann i eu was zu Lesen mitgeb’n?“ fragte sie uns beim Abschied. Ich lehnte dankend ab, Sarah bejahte und erhielt eine Broschüre der Zeugen Jehovas auf Spanisch! 😉 Das deutsche Ehepaar war also missionarisch in der Gegend unterwegs! In Jarabacoa hatten wir bereits eine Kirche der Zeugen Jehovas gesehen und auch ansonsten sieht man öfter Zeugen Jehovas mit diesen „Bibelwägen“, die an öffentlichen Plätzen versuchen Leute anzusprechen und religiöse Texte zu verteilen.

Nachdem wir also diese erste deutsche Überraschung des Tages (eine zweite sollte folgen) „verdaut“ hatten, stiegen wir zum Wasserfall hinab. Den steilen, aber gut angelegten Weg säumten diverse Informationstafeln zur heimischen Flora und Fauna, zum Wassersystem, zur Bodenbeschaffenheit, Geologie, etc., die in vier Sprachen verfasst worden waren (Spanisch, Englisch, Französisch und sogar Deutsch!). Unten am Wasserfall angekommen tat sich trotz Wasserknappheit ein herrliches Felspanorama mit Wasserfall auf. Der Wasserfall stürzt aus ca. 20 Metern Höhe hinab und ist von bewachsenen Felswänden gesäumt. Angeblich soll hier eine Szene aus dem ersten Jurassic-Park-Film von Steven Spielberg aus dem Jahr 1993 gedreht worden sein. Wir setzen uns erst einmal in den Schatten, packten wieder ein großes, gesundes Picknick aus und bestaunten den Wasserfall. Am Ende tauchte sogar noch Yonattan, ein Student der Umweltschule in Jarabacoa auf und konnte uns noch einiges mehr über Flora und Fauna des Ortes erzählen.

So steil der Abstieg zum Wasserfall gewesen war, so steil mussten wir auch wieder hinaufsteigen. Yonattan schaffte das mehr als uns und noch diese Woche jammerte er uns von seinen Beinschmerzen vor. Wie gesagt, Laufen ist hier ja eher out. 😉 So liefen wir diesmal auch nicht zurück, sondern trampten. Irgendwann erbarmte sich ein Autofahrer und ließ uns drei einsteigen. Der Typ war einfach nur abgefahren: Fette Sonnenbrille und nicht minder fette/fettige Haare, die er mit unglaublich viel Pomade nach hinten gelegt hatte, eine noch fettere Lautsprecherbox auf der Rückbank vor der ich saß, die aber Gottseidank nicht angestellt war, und natürlich die obligatorische Frage „Woher kommt ihr?“. Als wir ihm erzählten, dass wir aus Deutschland seien, fing er an, von seiner in Deutschland lebenden Tochter zu erzählen, begann irgendwelche Kuhkäffer in der Nähe von Mainz („irgendwas mit …heim am Ende“) aufzuzählen und von den dortigen Weinfesten zu schwärmen. Die deutsche Überraschung Numero Zwei des Tages! Und sicher nicht die Letzte hier… .

Feiertagsausflug nach Constanza, die höchstgelegene Stadt der Dominikanischen Republik

Diese Woche Donnerstag war Feiertag zu Ehren der Schutzpatronin der DomRep, der Día de las Mercedes. Eine der dominikanischen Städte, in denen sie besonders verehrt wird, ist Constanza, das etwa 50km südwestlich von Jarabacoa liegt. Mit ca. 1200 m Höhe ist sie die höchstgelegene Stadt der ganzen DomRep. Die Anfahrt im Público (Pick-Up) auf der gewundenen Cordilleren-Straße war herrlich, nur die Bequemlichkeit könnte noch verbessert werden! 😉 In den Pick-Up wurden drinnen sieben Leute gestopft (vorne: Fahrer + zwei Fahrgäste, hinten: vier Fahrgäste) und hinten auf der Ladefläche saßen noch einmal vier weitere. Ich musste nur an die Grands Taxis in Marokko denken, wo ich einmal 1,5 Stunden zu zweit auf dem Beifahrersitz gesessen hatte und mir der Hintern eingeschlafen war. Diesmal saß ich zusammen mit Sarah hinten auf die Rückbank gequetscht, wobei die beiden, nun ja, wohlbeleibten Frauen neben uns kaum Anstalten machten, mit den Beinen etwas zusammenzurücken. D. h. Sarah und ich nahmen 1/3 der Rückbank und die beiden anderen Ladies 2/3 ein. :-S Immerhin waren die beiden sehr nett und erzählten uns, wo wir in Constanza etwas vom Feiertag mitbekommen würden: Natürlich in der Kirche nahe des Parque Central. Nachdem wir uns mit einem Erdbeersaft gestärkt hatten, schlenderten wir auf den Kirchhof und konnten uns dort eine Essensmarke für die Festtagsspeise abholen, Paella Valenziana. Moment, werdet ihr jetzt stocken, das ist doch ein spanisches Gericht! Ja, ganz genau! In Constanza gab es Siedlungen von Spaniern (Colonia Española) und nicht nur das, auch von Ungarn, US-Amerikanern und Japanern (Colonia Húngara/Kennedy/Japonesa). Constanza ist nämlich aufgrund seiner Höhenlage durch ein sehr angenehmes, nachts kühles Klima geprägt und bietet sich daher für den Obst- und Gemüseanbau an. Daher gibt es hier für die Karibik so „exotische“ Früchte wie Erdbeeren und Äpfel zu kaufen. Während der Zeit der Trujillo-Diktatur wurden dann gezielt ausländische Fachkräfte angeworben, um zum Einen ihr landwirtschaftliches Wissen und neue Methoden mitzubringen und um sich zum Anderen in Constanza und Umgebung dauerhaft anzusiedeln. Trujillo hatte die perfide Idee die dominikanische Bevölkerung, die größtenteils aus Mesticios und einem kleineren Anteil schwarzer haitianischer Einwanderer bestand, „aufzuhellen“, in dem sie sich mit den weißen Einwanderen „vermischten“. Heute gibt es wohl nur noch einige Nachkommen der spanischen und der japanischen Einwanderer (einige sahen wir in der Kirche und auf der Straße) in Constanza und eben kulturelle Überbleibsel wie die spanische Paella oder das „Japanis Auto Service“-Unternehmen. Hier noch ein interessanter Wikipedia-Link zum Thema „weiße Dominikaner“.

Auf dem Rückweg nach Jarabacoa bekamen wir die Regenzeit im wahrsten Sinne des Wortes „volle Kanne“ zu spüren: Es schüttete wie aus Eimern, so dass man die Straße kaum noch sehen konnte und das Wasser sturzbachartig am Straßenrand herunterfloss. Wir kamen aber heil an und freuten uns eher über den wirklich dringend benötigten Regen für die Region.