Coímbra empfing uns zwar mit Regen, aber wir wurde am Bahnhof netterweise von Couchsurferin Ana eingesammelt, die uns mit zu sich in ihre Mädels-Dreier-WG nahm, wo wir die kommenden beiden Nächte bleiben würden. Was hatten wir für ein Glück bei diesen Mädels untergekommen zu sein! Wir erfuhren so nämlich sehr viel über die Studententraditionen Portugals, insbesondere die Coímbras, und die damit verbundenen Bräuche, Feste und „Accessoires“. Bereits in Aveiro waren wir nachts auf eine Ansammlung Studenten getroffen, die dabei waren eine Art Spiel oder Aufnahmeritus durchzuführen, Sprüche in die Nacht riefen, umhertanzten uns sangen. Die älteren Semester in langen schwarzen Harry-Potter-artigen Umhängen striezten die Erstsemester mit kleinen fiesen Aufgaben und Gängeleien. In Coímbra erzählten uns die Mädels, dass sich diese Rituale v. a. nachts über das ganze erste Studienjahr hinziehen und man sich, wenn man nicht gleich sozial isoliert werden will, der Sache stellen muss. In Coímbra sahen wir nachts eine Gruppe Studenten rund um ein Denkmal versammelt, wobei die armen Erstsemester im Pyjama anzutanzen hatten. Wir hörten des Weiteren von der Sitte, dass Erstsemester in ihrem ersten Jahr nicht nach Mitternacht von einem der höheren Semester in einer Kneipe o.ä. gesichtet werden dürfen, da dies eine Bestrafung nach sich ziehe. Gut, dass ich nicht in Coímbra studiert habe! 😉
Als wir am nächsten Morgen die berühmte Universität auf dem Hügel der Stadt besichtigten und den weitläufigen Campus betraten, war von der Ersti-Gängelei erst einmal nichts mehr zu spüren. Studenten in schwarzer Uniform und Umhang wuselten über den Campus und erzählten Touristengruppen sichtlich stolz von ihren Traditionen und dem Unileben. Wir besichtigten die berühmte, unter UNESCO-Weltkulturerbe stehende Universitätsbibliothek Biblioteca Joanina und noch einige repräsentative Räumlichkeiten der Uni. Das interessante in der Bibliothek war, dass sie dort Fledermäuse halten, damit sie die Insekten, die die Bücher anknabbern könnten, auffressen. A propos Essen: Wir gönnten uns an diesem Tag ein Octopusgericht in der Mensa, was echt lecker und natürlich sehr preisgünstig war.
Neben der Universität ist Coímbra auch für eine bestimmte Art der Fado-Musik bekannt, nämlich ein Fado, der nur von Männern gesungen wird. Leider verpassten wir es in eine der Fadokneipen zu gehen, um uns diese Musik anzuhören. Aber zumindest beim Vorbeigehen an den Souvenirläden in der hügeligen, verwinkelten Altstadt verfolgte einen die Fadomusik auf Schritt und Tritt. Und in Lissabon sollten wir noch genug Gelegenheit finden, diese Musik live zu hören.