Ab ans Meer – die Nordküste lockt mit Kolonialbauten, Strand und dem Dominican Jazz Festival

  1. Station: Puerto Plata

Puerto Plata, „Silberhafen“, so nennt sich die größte Stadt an der dominikanischen Nordküste. Der Legende nach näherte sich 1493 Kolumbus der Stadt von Seeseite aus, wobei das Meerwasser so stark reflektiert wurde, dass es an Silbermünzen erinnerte. Daher also der Name. Für eine 140.00 Einwohnerstadt kam mir das Stadtgebiet sehr weitläufig vor, so dass ich fast alle Strecken innerhalb der Stadt mit Motoconcho-Taxi zurücklegen musste. Und ich muss sagen, ich bin echt auf den Motoconcho-Geschmack gekommen – es macht einfach echt Spaß sich auf einem gut gepolsterten Hintersitz durch die Stadt cruisen zu lassen. Aber ja, eigentlich sind sie ja sehr umweltschädlich, laut, stinkend, …

Puerto Platas Altstadt bietet eine ganze Reihe schöner bunter Holzhäuser aus der spanischen Kolonialzeit. Ich hingegen wohnte in einem niegelnagelneuen Haus in einem schon eher bonzigem Reichenviertel, wo ich über AirBnB eine Unterkunft bei Martina, einer ausgewanderten Slowenin, gefunden hatte. Am Abend machte ich mich zum eigentlich Grund meines Besuchs in Puerto Plata auf, dem kostenlosen (!) Dominican Jazz Festival. Es fing selbst für dominikanische Verhältnisse mit extremer Verzögerung von 1,5 Stunden an und bei dem plötzlich einsetzenden Platzregen stürmten alle Zuschauer den VIP-Bereich, um sich unter dem Festivalzeltdach „in Trockenheit zu bringen“. Bis zum Ende der Konzerte konnten wir dort auch sitzen bleiben und so hatte ich einen hervorragenden Blick aus der dritten Reihe. Die Jazzkünstler kamen größtenteils aus der DomRep und der Karibik, sowie einige aus den USA. Insbesondere die Studenten des „Berklee Global Jazz Institute“ aus Boston waren super: eine aus allen möglichen Nationen bunt zusammengewürfelte Gruppe, die der Reihe nach jeweils die Komposition eines der Studenten spielte. Sie sollten am kommenden Tag in Cabarete gleich noch einmal spielen (das Jazzfestival fand den ersten Tag in Sosúa, den zweiten in Puerto Plata und die letzten beiden Tage in Cabarete statt).


Den nächsten Tag, Samstag, stand ich früh auf und ließ mich wieder per Motoconcho zum Fuße des Monte Isabel de Torres, dem Hausberg Puerto Platas, kutschieren. Auf den Berg kann man entweder hochwandern oder per Seilbahn (Teleférico) hochfahren. Aus Zeitgründen und wegen der Sicht entschied ich mich für die Seilbahn. Kurz vor der Abfahrt noch eine etwas peinliche, auf die Spende von Touristen abzielende Pseudo-Merengue-Einlage (und das obwohl man ohne Ermäßigung ca. 7€ Eintritt bezahlt! Okay, ich habe natürlich einen Freiwilligenrabatt rausgeschlagen! 😉 ) und dann ging’s in einer kleinen, schaukeligen Kabine nach oben. Der Blick war teilweise wolkenverhangen, aber trotzdem interessant, und als wir oben ankamen empfing uns ein weiterer Platzregen. Irgendwann ließ er nach und eine Christusstatue, ähnlich der in Rio de Janeiro, aber kleiner, tauchte aus den Wolken auf. Man konnte herrlich in dem auf dem Berg gelegenen Botanischen Garten herumspazieren, nur leider waren die Fußwege aufgrund des Regens dermaßen glatt, dass ich insbesondere auf-und-abführende Wege lieber mied um nicht auszurutschen. Auf dem Weg nach unten hatte ich eine etwas nervige Diskussion mit dem Kabinenwärter, der es nicht verstehen konnte, wie denn eine Frau alleine ohne die Erlaubnis ihres Freundes/Ehemanns auf Reisen sein könne, blabla. Machismus ist leider auch hier sehr verbreitet!

Noch ein schauriges Detail zu Puerto Plata: Auf einer Landstraße bei Puerto Plata kam am 6. Februar 1998 der Sänger Falco bei einem Autounfall ums Leben. Wer die Details nachlesen will, kann hier klicken.

2. Station: Sosúa

Zurück auf dem Boden von Puerto Plata fuhr ich weiter nach Sosúa, wo ich mich mit Sarah treffen wollte, um dann gemeinsam nach Cabarete weiterzufahren. Die Hauptstraße von Sosúa fand ich einfach nur abschreckend: viele Prostituierte, viele pseudo-deutsche Kneipen u. a. pseudo-europäischen Restaurants und Kneipen, viele ältere europäische Männer in Begleitung eines oder mehrerer dominikanischer Mädchen (die Frauen sahen teilweise so jung aus, dass ich wirklich „Mädchen“ schreiben muss). Zudem wurde in dem kleinen dominikanischen Open-Air-Restaurant, wo ich Mittag aß, gerade das Abendvergnügungsprogramm für einen in die USA ausgewanderten Dominikaner und seine zwei amerikanischen Freunde mit den vorbeilaufenden Frauen arrangiert. Es war echt widerlich den Typen zuhören zu müssen!!!

Nachdem ich Sarah in einem anderen Restaurant abgeholt hatte, wollten wir uns eigentlich noch das jüdische Museum Sosúas anschauen, das aber leider geschlossen war. Dahinter steckt eine perfide Geschichte: Diktator Trujillo hatte 1940 nicht ganz ohne Hintergedanken jüdische Flüchtlinge aus Europa aufgenommen: Er wollte durch deren Ansiedlung im Land und der Vermischung mit der dominikanischen Bevölkerung eine „Aufhellung“ der Hautfarben seiner Bevölkerung erreichen. Insgesamt kamen allerdings nur 350 Familien (u.a. die Schriftstellerin Hilde Domin alias Hilde Löwenstein) und viele siedelten nach Ende des 2. Weltkrieges in die USA oder Kanada um, da sie nicht daran gewohnt waren, Landwirtschaft zu betreiben, wie man es von ihnen erwartet hatte. Die jüdischen Familien, die blieben, stiegen in die Milch- und Fleischproduktion ein und so findet man bis heute Milch- und Fleischprodukte der Marke „Sosúa“ in jedem dominikanischen Supermarkt.

3. Station: Cabarete

Cabarete ist ein entspannter Surfort und gefiel mir deutlich besser als Sósua. Wir übernachteten wie auch einige andere Freiwillige in einem Hostel direkt am Meer. Herrlich! Bis zum Stadtzentrum, das von vielen Surfshops, Cafés, europäischen Bäckereien, etc. geprägt ist, waren es nur 10 Minuten Fußweg und auch die Bühne des Jazzfestivals lag direkt am zentralen Strand Cabaretes gelegen. Noch besser als das Festival war diesmal die Jamsession danach – alle brachten ihr Instrument mit und spielten drauf los. Danach konnten wir das Nachtleben Cabaretes in Augenschein nehmen, dass sich in Form vieler Oper-Air-Bars und -Clubs direkt am Strand zeigt. Und: Die DomRep ist schon jetzt ein Dorf, denn neben anderen Freiwilligen trafen Sarah und ich auch viele Leute aus der Eco Aldea wieder. Der zweite Abend endete mit einer Party in einer riesigen Villa direkt am Strand. Den nächsten Tag konnten wir noch bis mittags das Meer direkt vor der Haustür genießen bevor es per Caribe-Tours-Bus zurück ins Inland ging.