Jerusalem. Die Heilige Stadt im Konfessionswirrwarr

Etwa zwei Wochen vor Trumps umstrittener Äußerung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen zu wollen, besuchten wir als krönenden Abschluss unserer Nahostreise den „Zankapfel“ Jerusalem. Wir sollten nur 1,5 Tage Zeit für das Kennenlernen der „Heiligen Stadt“ (auf Arabisch heißt Jerusalem nämlich „al-Quds“ – die Heilige) haben und dementsprechend vollgepackt war unser Besichtigungsprogramm. Vom Hotel in Bethlehem aus fuhren wir mit unserem Reisebus durch den Checkpoint zwischen Westjordanland und Israel hindurch (keine Kontrolle und Wartezeit) und nahmen entlang der Mauer Kurs auf Jerusalem. Erste Station war der Ölberg – auf Arabisch und Hebräisch „Olivenberg“ genannt, da der Berg einst mit Olivenbergen bewachsen war. Am Aussichtspunkt, den wir nach Besichtigung der kleinen Himmelfahrtskapelle (bewahrt angeblich den letzten Fußabdruck Jesus‘ vor seiner Himmelfahrt auf) ansteuerten, war der Ölberg eher mit tausenden von Touristen „bewachsen“ so dass es schwer war, den historischen Ausführungen unseres Guides Ariel zu folgen. Aber der Panoramablick hinüber zur Altstadt Jerusalems mit dem die Al-Aqsa-Moschee und den Felsendom umfassenden Tempelberg, der Stadtmauer, zahlreichen Kirchtürmen, den konfessionellen Friedhöfen und der Stadtmauer waren mehr als beeindruckend. Ariel erzählte uns, dass es sich Juden, die auf dem Friedhof am Fuße des Ölbergs begraben werden wollen, bereits zu Lebzeiten Unmengen an Geld kosten lassen, um ein Grab mit „Ausblick“ auf den Tempelberg zu erkaufen.

Wir besichtigten die architektonisch interessante „Dominus Flevit“-Kirche (lat. für Der Herr weint), die von Franziskanern unterhalten wird und deren tränenförmige Gebäudeform an das Weinen Jesus‘ im Wissen um die baldige Zerstörung Jerusalems und die Diaspora des jüdischen Volkes erinnert. Über den untypischerweise nach Westen ausgerichteten Altar hinweg konnte man genau hinüber zur goldenen Kuppel des Felsendoms sehen. Ein schöner Effekt! Wir stiegen den Ölberg nun langsam einen extrem steilen Weg hinab und gelangten zum wunderschönen Garten Gethsemane, der Ort, an dem Jesus einen Tag vor seiner Kreuzigung gebetet und in Vorahnung seiner Festnahme „Blut geschwitzt“ haben soll. Die alten knorrigen Olivenbäume sollen teilweise fast eintausend Jahre alt sein! An den Garten angeschlossen befindet sich die römisch-katholische „Kirche aller Nationen“ oder, in Anlehnung an die biblische Geschichte, auch „Todesangstbasilika“ genannt. Die Kirche wurde zwischen 1919 und 1924 mit finanzieller Unterstützung aus zwölf Ländern erbaut (darunter Deutschland), wofür diese Länder zum Dank mit ihrem Wappen an der Kirchendecke verewigt wurden. Ein interessantes, farbenfrohes Interieur und – auf einmal – ein herzzerreißendes Schluchzen einer Touristin, die sich über den Stein beugte, an dem Jesus in Todesangst kurz vor seiner Verhaftung gebetet haben soll.

Als nächster Programmpunkt stand die Altstadt Jerusalems, genauer gesagt das Jüdische Viertel, auf dem Programm. Wir starteten zu Fuß aus vom Jaffator und liefen in den Basar hinein. Dieser wirkte mit den gelangweilten Verkäufern und den blankgeputzten Treppenstufen ein bisschen steril im Vergleich zu den orientalischen Märkten, die ich aus Marokko oder Syrien kannte. Ein Straßenschild jedoch erregte meine Aufmerksamkeit: Ein Verbotschild, mit dem E-Bike in den Basar hineinzufahren. Und tatsächlich konnten wir später in Jerusalem einige jüdische Bewohner, die man unschwer an Schläfenlocken und breitkrempigem, schwarzem Hut erkennen konnte, mit dem E-Bike durch die Gegend brausen sehen. Bei den vielen Hügeln ist es kein Wunder, dass sie auf elektrischen Antrieb setzen!

Ariel zeigte uns die Ausgrabungsreste des einstigen, tiefer als das heutige Jerusalem gelegenen Cardos, die Hauptstraße aus römisch-byzantinischer Zeit. Die steinernen Zeugen befinden sich teils im überdachten Basar, teils außerhalb. Vorbei an der Hurva-Synagoge ging es dann auch schon weiter in Richtung Klagemauer, Kotel genannt. Vorher musste allerdings noch eine Mittagspause eingelegt werden. Leider landeten wir an der wahnsinnig von Touristen überlaufenen „Fressmeile“ mit überteuertem israelischen Fast Food. Immerhin konnten meine Schwester und ich aber zumindest ein bisschen Ruhe finden, da wir uns nur einen Schritt weiter in eine Nebenstraße setzten und die Einheimischen beobachteten. Eine Horde Mädels kam uns entgegengelaufen, die schon – typisch jüdisch – knielange schwarze Röcke trugen. Später auf dem Vorplatz der Klagemauer konnten wir weitere jüdische Kleidungsvariationen beobachten: Männer ganz in Schwarz mit Schläfenlocken und Hut; Frauen teilweise mit Kopftuch oder gar mit Perücke. Wie Ariel uns erklärte, zeigen gläubige jüdische Frauen nach der Hochzeit ihr Haar nicht mehr öffentlich und verstecken es entweder unter einem Kopftuch oder rasieren es sich ab und tragen stattdessen eine Perücke. Jüdische Männer mit fetten braunen Pelzmützen (Schtreimel) und schwarzem Mantel wie ich sie in New York gesehen hatte, konnte ich hingegen an der Klagemauer nicht ausfindig machen und hatte sie nur einmal aus dem Busfenster heraus nahe des ultraorthodoxen Stadtviertels Mea Schearim gesehen. Der Schtreimel wird hauptsächlich von chassidischen Juden mit osteuropäischen Wurzeln getragen, von denen es heutzutage noch größere Gemeinden in Jerusalem und New York gibt. Doch zurück zur Klagemauer: Ich hätte es nicht gedacht, aber wir durften tatsächlich bis an die Mauer herangehen. Sie ist in einen (größeren) Abschnitt für Männer und einen (natürlich kleineren :-/) Abschnitt für Frauen unterteilt und kann 24 Stunden am Tag besucht werden. Es steckten wahnsinnig viele kleine Zettel in den Mauerritzen. Fallen sie raus oder werden es zu viele Zettel, so werden sie aufgesammelt und auf dem Ölberg „beerdigt“; wergwerfen darf man sie nicht. Vor der Mauer waren Plastikstühle aufgestellt, auf denen man sich mit einem der ausleihbaren religiösen Bücher hinsetzen und lesen oder beten konnte.

Die Davidstadt, der älteste besiedelte Teil Jerusalems, bildete den vorletzten Höhepunkt des Tages. Man hatte auf dem Gelände bereits Siedlungsspuren aus der Kupferzeit (4500-3500 v. Chr.) gefunden – benannt aber ist die Davidstadt nach König David, der etwa 1000 v. Chr. gelebt hatte und damals König von Israel gewesen war. Zunächst liefen wir zwischen den Ausgrabungen der Davidstadt umher und konnten auf den gegenüberliegenden palästinensischen Stadtteil Silwan von Ostjerusalem schauen, der auf dem Fundament von etwa 50 Felsgräbern erbaut worden war. Danach ging es hinab in den Hiskija-Tunnel, der seit der Antike Trinkwasser aus der Gihonquelle in den Teich von Siloah leitete und somit die Trinkwasserversorgung Jerusalems sicherstellte.

Nach einem kurzen Abendessen im Hotel in Bethlehem ging es abends erneut nach Jerusalem zum Rundgang „Jerusalem by Night“, bei dem wir zuerst durch die nahe des Jaffators gelegene Open-Air-Einkaufsmeile „Mamilla Mall“ schlenderten. Sie war eindeutig für eine junge, reiche Generation gebaut worden und soll das Nachtleben Jerusalems (das bis vor einigen Jahren quasi nicht existent gewesen sein muss) mit seinen schicken Geschäften, Cafés und Restaurants etwas aufpeppen. Makabererweise ist die Mall wohl teilweise auf dem Gelände des muslimischen Mamilla-Friedhofs errichtet worden. Vom Ende der Mall ging es wieder, wie schon tagsüber, zum Jaffator und durch den geschlossenen Basar hindurch bis zur Klagemauer. Danach drehten wir eine weitere Runde mit dem Bus zu einigen angestrahlten Sehenswürdigkeiten (Damaskustor, Parlament, genannt „Knesset“, einige Museen) und waren – ziemlich müde – danach froh wieder ins Hotel zu kommen und schlafen gehen zu können.

Am letzten Reisetag besuchten wir morgens eine Behinderteneinrichtung in Beit Jala bei Bethlehem, über die ich in meinem vorherigen Blogeintrag bereits berichtet habe. Danach standen weitere Highlights in Jerusalem auf dem Programm. Zunächst betraten wir durch das Löwentor die Via Dolorosa (lat. Leidensweg) , den Prozessionsweg Jesus‘, auf dem er das Kreuz durch Jerusalem getragen haben soll. Der Weg ist mit 14 Stationen markiert und über und über mit Touristen überlaufen. Man kann sich absurderweise an vielen Stellen entlang der Via Dolorosa ein Holzkreuz  sowie eine Dornenkrone ausleihen und den Kreuzweg Jesus‘ nach“spielen“. Ich möchte nicht wissen, was jeden Freitag bzw. an den Ostertagen für ein Gedränge herrscht, wenn die Prozession von vielen tausenden Gläubigen begangen wird… Entlang der Via Dolorosa findet man allen nur erdenklichen religiösen Kitsch: Ikonen, Kreuzketten, Lampen, Kerzen, aber auch jüdische Kippas und etc., die zumeist von arabischen Verkäufern verkauft werden. Die Krönung an Massentourismus war die Grabeskirche, die Kirche also, die über der Stelle errichtet ist, an der sich Jesus‘ Kreuzigungs- (Golgota) und Grabesstätte befunden haben soll. Ich weiß nicht wie viele tausende Menschen sich in dieser Kirche drängten und wie viele sich um die Ädikula (eine Art Grabüberbau) herumschlängelten, um an das Grab Jesus‘ heranzukommen. Ich fand es merkwürdig, dass man bei der Besichtigung der Klagemauer noch einmal durch einen Checkpoint hatte durchgehen müssen währenddessen beim Eintritt in die Grabeskirche weder Personen noch Taschen kontrolliert wurden. Die Grabeskirche stellt übrigens auch einen wahren Zankapfel der christlichen Konfessionen dar. Verschiedene Teile der Kirche sind unter sechs christlichen Denominationen aufgeteilt: armenisch-apostolisch, äthiopisch-orthodox, griechisch-orthodox, syrisch-orthodox, römisch-katholisch und koptisch (interessanterweise nicht protestantisch). Da sich die Konfessionen jedoch untereinander nicht einigen konnten, wer denn die Kirche auf- und zuschließt, haben sie den Schlüssel schon seit Jahrhunderten an eine muslimische Familie abgegeben wie dieser Beitrag von Deutschlandfunk Kultur sehr schön veranschaulicht.

Den Nachmittag hatten wir zur freien Verfügung und so machten meine Schwester und ich den Basar unsicher: Gewürze shoppen, arabische, siruptriefende Süßigkeiten ausprobieren und einen Mango-Granatapfel-Saft trinken – lecker, aber auch sehr teuer. Die Preise in Israel sind nämlich ziemlich hoch; so liegt das Niveau der Lebenshaltungskosten sogar um etwa ein Viertel höher als in Deutschland. Auch Mieten sind extrem teuer.

Der letzte Programmpunkt in Jerusalem war das so genannte „Gartengrab“, dessen Besichtigung uns Ariel vorschlug nachdem wir in der Grabeskirche vor lauter Touristenmassen nichts vom Grab Jesus‘ hatten sehen können. Die Gartenanlage mit einigen Grabstätten wird von anglikanischen und freikirchlichen Christen als die Grabesstelle Jesus‘ angesehen und so mussten wir, um sie zu sehen, zumindest ein bisschen Schlangestehen. Aber nichts im Vergleich mit der Grabeskirche!

Somit war unser Jerusalembesuch auch schon beendet. Klar, dass wir alles nur im Sauseschritt hatten sehen können; für einen ersten Eindruck aber hat es allemal gereicht. Bei einem nächsten Besuch warten auf jeden Fall noch zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten, Museen und interessante Stadtviertel auf einen.

Mal wieder in aller Herrgottsfrühe ging es am Dienstagmorgen mit dem Bus von Bethlehem zum Flughafen in Tel Aviv. Diesmal wurde nur eine Person aus unserer Gruppe und einer der Reisebegleiter zum „Verhör“ durch die israelischen Sicherheitskräfte zitiert, was diese aber mit Bravour meisterten. Vormittags kamen wir wieder im novembergrauen Berlin an – randvoll mit schönen, aber auch nachdenklich stimmenden Reiseerinnerungen, die erst einmal verdaut werden mussten. Es war u.a. wirklich eine Bildungsreise zu unseren westeuropäischen, (christlich-) kulturellen Wurzeln gewesen, von denen man zwar viele Namen und Begriffe (z. B. Jordan, See Genezareth, Golgata) irgendwie kennt, aber nie eine Vorstellung davon gehabt hat. Nun haben wir die Bilder und die Geschichten dahinter vor Augen.

Lang nicht mehr gesehen und doch erkannt – der Norden Jordaniens

Tag 2 unserer Reise führte uns auch schon wieder aus Israel heraus über die Grenze nach Jordanien. Nach einer fast zweistündigen Grenzprozedur kamen wir im Norden Jordaniens an, wo uns unser zweiter Guide Mohamed wohlgelaunt empfing. Wir tuckerten mit dem Bus durch eine karge, wüstenhafte Landschaft. Der Unterschied zu Israel fiel sofort ins Auge: überall lag Müll in der Landschaft herum und die Häuser am Straßenrand sahen um einiges ärmer als im Nachbarland aus. Zwischen Jordanien und Israel besteht seit 1994 ein Friedensvertrag, der den Jordan als Grenze zwischen beiden Ländern festlegt und Jordanien zusichert, größere Mengen Trinkwasser aus dem Jordan entnehmen zu dürfen. Einst nämlich hatte sich der Jordan in Teilen auf jordanischem Staatsgebiet befunden. Im Sechstagekrieg von 1967 zwischen Israel auf der einen und Jordanien, Syrien und Ägypten auf der anderen Seite jedoch verlor Jordanien seine gesamten Gebiete westlich des Jordans (heute in etwa: Westjordanland, Gaza, Ostjerusalem). In Folge dessen flüchteten hunderttausende Palästinenser, die in diesen Gebieten gelebt hatten, nach Jordanien, dessen arabische Bevölkerung heute etwa zur Hälfte palästinensische Wurzeln aufweist. Insgesamt leben derzeit offiziell 6,5 Mio. Menschen im Haschemitischen Königreich, wobei inoffiziell von 9,5 Mio. Bewohnern ausgegangen wird, wenn man irakische (ca. 300.000) und syrische Flüchtlinge (mehr als 1,2 Mio. (!!!)) sowie Gastarbeiter hinzuzählt. Ich habe in mehreren Artikeln, wie z. B. diesem von qantara.de, gelesen, dass Jordanien wegen der Aufnahme so vieler Flüchtlinge seit 2015 eigentlich kurz vor dem Kollaps steht – das Trinkwasser wird immer knapper, die Mieten und Lebensmittelpreise immer höher und die Löhne immer niedriger. Und: Die Touristen bleiben weg wie dieser Welt-Artikel aufschlüsselt und wie wir es vor Ort größtenteils auch erleben konnten. An unserer ersten Besichtigungsstätte, den Ruinen der antiken Handelsstadt Jerasch (Gerasa), waren wir fast die einzigen Touristen. Der Postkartenverkäufer versuchte uns derart verzweifelt und nervig seine Ware feilzubieten, dass sich schließlich einer aus unserer Gruppe erbarmte und ihm etwas abkaufte. Unser Guide Mohamed erklärte uns derweil die einstige Stadtstruktur, die u.a. aus einer Einkaufsstraße, Tempeln, Bädern und einem Amphitheater bestanden hatte. Dort versammelten wir uns kurz vor Sonnenuntergang, um den ungewöhnlichen Dudelsackklängen dreier Herren zu lauschen, die doch nicht tatsächlich „Freude schöner Götterfunken“ anstimmten! So langsam wurde es frisch und so traten wir den Rückweg zum Bus an, der uns in die Hauptstadt Amman bringen sollte.

Bevor es am Mittag aus Amman heraus Richtung Totes Meer ging (dazu me(e)hr in meinem nächsten Blogeintrag) stand noch eine kleine Stadtrundfahrt in der Hauptstadt an. Zunächst hielten wir für eine „japanische Pause“, d. h. einem megakurzen Fotostop ;-), an der riesigen König-Abdullah-Moschee bevor wir weiter auf den Zitadellenhügel hinauffuhren. Von dort aus hatten wir einen fantastischen Rundumblick auf das weiße Häuserwirrwarr Ammans und konnten erstmalig die riesigen Ausmaße dieser Molochstadt erahnen. Und um die Superlative noch auf die Spitze zu treiben: Wir konnten von da oben den 2003 erbauten, mit 126,8 m damals höchsten freistehenden Fahnenmast auf dem Gelände des königlichen Raghadan-Palastes in der Ferne ausmachen. Das Ding soll auch noch von 20 km Entfernung sichtbar sein und im Dunkeln leuchten. Naja, wer’s braucht…

Auf dem Zitadellengelände umherlaufend lernten wir, dass Amman früher einmal „Philadelphia“ geheißen hatte und konnten auf dem Zitadellengelände Reste eines Umayyaden-Palastes, sowie Ruinen des Herkulestempels und einer byzantinischen Kirchen entdecken. Uns als exotische Touristen „entdeckten“ bald einige jordanische Schulklassen, die unzählige Gruppenfotos auf den Stufen zum kleinen historischen Museum machten. Auf dem Rückweg zum Ausgang war ich, schwups, von einer Horde Smartphone- und Tabletschwingenden Schulmädchen eingenommen und musste Fotos mit ihnen machen. Als ich dann noch ein paar Worte Arabisch auspackte, kannte deren Freude keine Grenzen. 🙂 Die Lehrerin hatte Mühe die Mädels unter Kontrolle zu halten und entschuldigte sich bei mir für die „Belästigung“. Aber ich fand, dass das doch mal eine „nette Belästigung“ gewesen war!

Wie in meinem ersten Blogbericht zu dieser Reise versprochen, möchte ich es nicht auslassen, ein bisschen von meiner ersten Reise nach Jordanien im Jahre 2009 zu berichten. Damals hatte ich im September im Rahmen meines Studiums der Islamwissenschaft einen vierwöchigen Arabischsprachkurs in Damaskus, Syrien, absolviert. Nach Ende des Sprachkurses bereiste ich zunächst Beirut, die Hauptstadt des Libanon, und traf mich danach mit meiner damaligen Mitstudentin Vera in Amman. Vera hatte ein Praktikum in Palästina absolviert und Jordanien stellte damals das einzige Land dar, in das wir beide ohne Probleme einreisen konnten um uns zu treffen. Wir hatten ein Couchsurfingpärchen aufgetan, bei dem wir übernachteten – er palästinensischstämmiger Jordanier, sie Kanadierin und mangels Arabischkenntnissen komplett von ihm abhängig. Schrecklich! Sie konnte sich nicht einmal selbst ein Taxi bestellen. Ich erinnere mich, dass wir am ersten Abend mit der Kanadierin und ihrer kanadischen Freundin in einer Shisha-Bar im Zentrum Ammans landeten. Vom Sightseeing in Amman selbst hatten uns die beiden Couchsurfer abgeraten und stattdessen empfohlen, den Norden Jordaniens zu erkunden. Mit ihrer Vermittlung mieteten Vera und ich ein Taxi samt Fahrer und kurvten einen ganzen Tag lang durch die Gegend. Wir besichtigten bereits damals Jerasch (Gerasa), aber auch noch die Festung Adschlun (Ajlun), die Sultan Saladin vor über 800 Jahren hatte bauen lassen, um dem Vordringen der Kreuzritter Einhalt zu gebieten. Schließlich klapperten wir auch noch Umm Qais ab – Ruinen eines einst als „neues Athen“ bezeichneten kulturellen Zentrums, von dessen Hügel aus man ins Jordantal und auf den See Genezareth blicken kann. Und hier kommen die entsprechenden Bilder dazu:

Auf Reisen in Jordanien I: Umm Qais, Jerasch, Festung Adschlun & Amman

P.S.: Ein Déjà-Vu-Erlebnis hatte ich bei meiner gerade zurückliegenden Reise in Amman: Als meine Schwester und ich nach Einbruch der Dunkelheit zum Hinterausgang des Hotels hinausgingen, um noch Wasser kaufen zu gehen, landeten wir auf einem riesigen Parkplatz, der mir irgendwie bekannt vorkam. Als ich die Fotos von 2009 von Amman durchschaute, fiel es mir schließlich wie Schuppen von den Augen: Der Parkplatz war derselbe gewesen wie der, von dem ich 2009 aus nach meiner Jordanientour mit dem Bus wieder zurück nach Damaskus gefahren war! Da hatte sich scheinbar seitdem nicht sehr viel verändert!