Surrealer Wüstentrip

Nach dem Spanienausflug waren noch zwei Woche in Marokko übrig. Eine Woche Sprachkurs hielt ich noch durch, aber eine Weitere? Keine Chance, mein Kopf war vollkommen informationsübersättigt, und so beschloss ich das bereits gezahlte Geld für einen von der Sprachschule organisierten Ausflug einzusetzen. Mein Traum wurde war: Es wurde ein Wüstentrip angeboten! Also, Freitagmittag ab in den Minibus und über Mèknes auf zur ersten Übernachtung im Mittleren Atlas, in Midelt. Unterwegs passierten wir Azrou und trafen die gleichen Berberaffen, die ich eine Woche zuvor auf Gibraltar gesehen hatte. Leider waren die marokkanischen Affen vollkommen überfüttert und bekamen immer wieder die Plastiktüten, in denen sich die Nüsse zum Verfüttern befanden, in die Hände. Tolles Naturschutzgebiet, wenn die Tüten von den Affen dann nutzlos auf den Boden geworfen wurden… Aber ich hatte eher größere Sorge, dass sich die armen Viecher mal an den Tüten verschlucken könnten.

De Abend verbrachten wir in einem super Hotel bei Midelt mit großem Swimming-Pool und sehr schön im „Berber-Style“ eingerichteten Zimmern. Den nächsten Tag trainierten wir unser Sitzfleisch weiter und fuhren durch die Dattelstadt Erfoud (nein, nicht Erfurt!) hindurch bis Er-Rissani. Dort besichtigten wir das Mausoleum für Moulay Ali Cherif, sowie die angrenzende Ksar, eine Art Wohnburg aus Lehmhäusern. Dann tätigten wir noch ein paar Einkäufe für die Wüstenübernachtung und fuhren weiter zum nächsten Programmpunkt, ein Gnawa-Konzert mitten in der Pampa. Zunächst aber wurden wir mit „Berber-Pizza“ verköstigt, eine Art gefülltes Fladenbrot, bevor die (Pseudo-)Gnawa-Show losging. Die Musiker trugen Badelatschen statt traditioneller Lederschlappen, man sah ihre Shorts durch die übergeworfenen weißen Djellabas hindurch und die CD sollte man im Anschluss natürlich auch gleich kaufen …

Wir stiegen schließlich in „4×4“ um und auf ging’s Richtung Wüste. Die orange-gelben Dünen tauchten am Horizont auf und sahen so surreal wie eine Filmkulisse aus. Und tatsächlich: In der Gegend um Merzouga werden viele Filme gedreht. Wir kamen an einem Hotel an, wo wir unsere Sachen unterstelln konnten und wo bereits die Kamelkarawane auf uns wartete. Ja, zwei Stunden Kamelreiten standen uns bevor! Eine nicht ganz schmerzfreie Angelegenheit, aber wenn man mit den Schaukelbewegungen mitging, war es halb so schlimm. Und diese Dünen um uns herum – einfach wunderschön!!!

Wir konnte später sogar unter freiem Himmel übernachten, mussten aber am nächsten Tag bereits 5 Uhr aufstehen, um gleich loszureiten und den Sonnenaufgang unterwegs beobachten zu können. Die Sonne stieg wahnsinnig schnell nach oben und sofort wurde es wieder heiß. Wir waren übrigens nur etwa 50 km von der algerischen Grenze entfernt und konnten das Land theoretisch am Horizont sehen. Nach Frühstück und Dusche im Hotel mussten wir auch schon den langen Weg zurück nach Rabat antreten. Wir machten nur in der „marokkanischen Schweiz“, Ifrane, Zwischenstop, was mit seinen Springbrunnen, grünen Bäumen und Fachwerkhäusern das komplette Kontrastprogramm zur Wüste bildete. Rabat später dann ebenso.

Very British – 3. Akt: Gibraltar

Neben Córdoba hatte ich schon immer einmal vorgehabt Gibraltar zu besuchen. Was viele nicht wissen: Gibraltar ist ein britisches Überseegebiet an der Südspitze der iberischen Halbinsel, ist von Spanien allerdings nie vollständig anerkannt worden. Von weitem war der Halbinselzipfel schon durch den berühmten Kalksteinfelsen Upper Rock zu erkennen und die britischen Stereotypen ließen kurz nach Grenzübertritt (zu Fuß) nicht lange auf sich warten: Da rollte schon der erste rote Doppeldeckerbus vorbei, man passierte die erste rote Telefonzelle und im Hauptort der Halbinsel stolpert man haufenweise über „Fish’n’Chips“-Restaurants, konnte sein Post in den roten Briefkasten werfen und sah sich überall Plakaten mit der winkenden Queen bzw. Großbritannien und/oder Gibraltar-Fahnen ausgesetzt. Die Leute sind schon „very proud“ auf ihr Ländle hier! Das witzige ist, dass man auf der Straße sowohl schönstes British English, als auch Spanisch und Darija, marokkanisches Arabisch, hört und genauso bunt wie der Sprachenmix, so bunt sehen auch die hier lebenden Leute aus. „Very British“ war dann auch der Preis für die Übernachtung in der Jugendherberge (20 Pfund) und die Erkenntnis, dass ich mein Handy wegen mangelnden Adapters nicht aufladen konnte (stimmt, die haben ja andere Steckdosen…).

Ich unternahm einen Ausflug bis zum Ende Gibraltars, dem Europa-Point, den ein Leuchtturm, sowie eine offensichtlich Saudi-geponserte Moschee ziert. Dort hinten entdeckte ich auch schon die ersten der berühmten Gibraltaraffen – auf der Müllhalde! Später sollte ich am Endpunkt der Seilbahn noch viele weitere sehen.

Nach einem Tag Gibraltar hatte man fast alles gesehen (obwohl ich gerne noch länger geblieben wäre) und so überquerte ich wieder die Grenze nach Spanien, nahm den Bus nach Tarifa und von dort die Fähre back to Morocco nach Tanger. Eine sehr schöne Überfahrt durch die Meerenge von Gibraltar! Diese soll ja übrigens von Herkules aufgetan worden sein, als er sich gegen die zwei „Säulen“ Gibraltar und Ceúta stemmte und beide auseinanderdrückte (vielleicht erinnert ihr euch an daie Herkulesstatue in meinem Ceúta-Eintrag?).

„Flucht“ vor dem Ramadanende nach Andalusien – 1. Akt: Sevilla und Sierra de Grazalema

Die Blogchronologie wird nun zwar etwas unterbrochen, aber ich möchte euch meine Erlebnisse und Fotos aus Andalusien und von Gibraltar nicht vorenthalten, wohin ich Ende August die „Flucht“ vor dem Ramadanende angetreten hatte. Ich hatte die Feierlichkeiten des ‚id al-fitr, des Fastenbrechenfestes, nämlich noch aus Syrien in Erinnerung und ahnte, dass auch in Marokko alles geschlossen und „nüscht los“ sein würde, da alle mit ihren Familien feiern. Also, auf nach Spanien! Den Hinflug von Marrakesch nach Sevilla erwischte ich nur mit Mühe und Not, da der sch*** Zug von Rabat nach Marrakesch zwei Stunden Verspätung hatte. Ich schwitzte Blut und Wasser im Zug und musste mich in Marrakesch ärgerlicherweise vom Taxi abzocken lassen, um noch rechtzeitig am Flughafen zu sein. Als ich in Sevilla ankam, knallte mir eine Hitze von etwa 35 °C entgegen – wärmer als in Marokko! Zum Glück holte mich Couchsurfer Ignacio direkt am Flughafen ab und brachte mich erst einmal in sein kühles Appartment, wo auch gerade eine weitere Couchsurferin, Essi aus Finnland, übernachtete. Wir beide erkundeten am Nachmittag noch Sevilla, übrigens die Hauptstadt Andalusiens, und unternahmen am nächsten Tag einen Ausflug mit Ignacio in die umliegende Sierra de la Grazalema. Dort besichtigten wir kleine, schnuckelige weiße Bergdörfer und Ignacio deckte sich mit frischem Käse ein, der dort in der Region hergestellt wird. Er kannte wirklich jede Ecke in dem Naturpark, da er zum Thema regionaler Lebensmittelproduktion promovierte und selbst einige Monate in einem solchen Bergdorf gelebt und gelernt hatte Käse herzustellen. Abends schließlich Feria in Benaocaz, ein Dorffest und zweifelhaftes Vergnügen, zumindest für die eingebundenen Tiere. Dabei wird nämlich ein Stier an ein Seil gebunden und durch das Dorf gejagt. Es gilt v. a. unter jungen Männern als Mutprobe dem Stier so nah wie möglich zu kommen, ihn immer wieder zu provozieren und ihm dann geschickt auszuweichen. Das endete damit, dass alle Leute an den Fenstergittern der Gassen hingen und der Stier versuchte, sie mit seinen Hörnern zu erreichen. (Es kam übrigens keiner zu Schaden.) Bei einer zweiten Partie wurde dann eine ganze Horde junger Stiere durch das Dorf gejagt und die abenteuerlustigen Leute mittendrin. Nun ja, immerhin kein Stierkampf! Das hätte ich mir echt nicht angeschaut! Immerhin trafen wir echt nette Leute und nach einigen Gläsern des sehr günstigen Biers intus wurde die Stimmung auch immer lebhafter und lauter. „El Torro, el torro“ („Der Stier, der Stier“) sollte noch lange in meinem Kopf nachhallen…

Ana shwia mnirvi – khassni nbdl l-jau!

= Ich bin leicht genervt – ich muss mal raus! … Das bedeutet dieser Satz auf Darija. Tja, der Ramadan ist in seiner letzten Woche angekommen und nervt einfach nur noch! Es wird echt Zeit, dass er diese Woche zu Ende geht und man endlich wieder auf der Straße essen und trinken darf und wieder alle Restaurants, Cafés und Kneipen tagsüber auf haben. Obwohl ich nicht mitfaste, habe ich trotzdem oft das Gefühl, dass sich eine gewisse Schwere und Trägheit über den Alltag gelegt hat, die ich so z. B. während der Ramadanzeit in Syrien  nie erlebt hatte. Der Ramadan wird mit dem so genannten „Kleinen Fest“ (3id sghir) abgeschlossen; man könnte sagen, dass es so etwas wie das muslimische Weihnachten darstellt: Die Familien besuchen sich, die Kinder bekommen Geschenke, v. a. neue Klamotten, und es gibt wahnsinnig viel zu essen. So sind dann hier Montag und Dienstag frei, da angenommen wird, dass Samstag oder Sonntag der Neumond gesichtet wird, der den neuen Monat, Schawwal, ankündigt und somit den Fastenmonat Ramadan beendet. Aber das wird erst wieder ganz kurz vor knapp offiziell bekanntgegeben wie schon zu Beginn des Ramadans. Ich werde mich für dieses verlängerte Wochenende jedenfalls nach Spanien verdrücken und Sevilla, Cordóba und Gibraltar (okay, das ist dann Großbritannien) besichtigen.

Hier gibt’s für alle Französischlesenden unter euch auch noch einen interessanten Zeitungsartikel zu einer Gruppe, die sich „Masaymich“ (Ich faste nicht) nennt und sich für die Abschaffung von Artikel 222 aus dem Strafgesetzbuch einsetzt, der das Essen und Trinken von Muslimen in der Öffentlichkeit unter Strafe stellt :

http://www.aufaitmaroc.com/maroc/societe/2012/8/14/les-rebelles-du-ramadan-suscitent-les-critiques_187486.html

Facebook-Gruppe von „Mouvement Masaymnich“: https://www.facebook.com/groups/324972917597130/ (diese Gruppe hat 1982 Mitglieder)

Und natürlich gibt es auch eine Facebook-Gruppe „Anti Mouvement Masaymnich“: https://www.facebook.com/antimouvementmasayminch?filter=1 (diese Gruppe hat 110 Likes)

Hier der Gesetzestext:

„Derjenige, der durch sein Äußeres offenkundig als der muslimischen Religion zugehörig gilt und das Fasten ohne einen durch die Religion erlaubten Grund während des Ramadans deutlich sichtbar in der Öffentlichkeit bricht, wird mit einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten oder einer Geldbuße bestraft.“

« Celui qui, notoirement connu pour son appartenance à la religion musulmane, rompt ostensiblement le jeûne dans un lieu public pendant le temps du Ramadan, sans motif admis par cette religion, est puni de l’emprisonnement d’un à six mois » ainsi que d’une amende.

Ist natürlich die Frage, wie denn DER typische Muslim so von außen aussieht…

Ansonsten gibt’s hier noch ein paar Eindrücke der letzten Zeit aus Rabat und vom Strand „Plage des Nations“, der echt schön ist, wo aber die Wellen wahnsinnig stark sind:

Vor zwei Wochen lernte ich zudem einen weiteren neuen Kulturaspekt Marokkos kennen: Direkt vor meinem Fenster in meiner Straße wurde ein riesen Zelt für eine Trauerfeier, „Gnaza“ genannt, aufgebaut und dann die erste Trauernacht hindurch von allen teilnehmenden Männdern der Koran rezitiert und Trauerlieder, „Amdah“, gesungen. Das klang eigentlich echt schön, war nur furchtbar laut, so dass ich die halbe Nacht mit Ohrstöpseln schlafen musste. Zwei Tage danach gab es dann noch einmal eine weitere Trauernacht, aber mit deutlich leiseren Gesängen. Hier ein Video zur Veranschaulichung, das ich von meinem Fenster aus aufgenommen habe, und noch ein interessanter Online-Beitrag zur Trauerfeier in Marokko (runterscrollen zum Interview mit Mounia Moussaoui):

http://www.trauerort-duesseldorf.de/wie-wird-bei-euch-getrauert-kulturelle-besonderheiten-im-personlichen-ruckblick/

 

Und wie sieht meine weitere Planung aus?

Nächste Woche werde ich bis Dienstag oder Mittwoch auf Reisen sein und auch keinen Sprachkurs mehr haben. Mein Kopf ist einfach randvoll mit Vokabeln und neuem Wissen, das ich jetzt erst einmal setzen lassen muss. D. h. die Tage bis zum 2. September, an dem ich zurück nach Deutschland fliege, werde ich wohl mit Entspannen, Leute treffen und vielleicht etwas Rumreisen verbringen, insofern es denn meine Finanzen zulassen 😉

Tja und danach ist schon die nächste verrückte Reise geplant: Ich werde nämlich vom 8. September bis 6. Oktober eine Reise nach Usbekistan starten, denn ich habe noch ein DAAD-Stipendium für eine Sommerschule in Samarkand abstauben können, die über das Zentralasien-Institut der Berliner Humboldt-Uni organisiert wird. Da bin ich schon wahnsinnig gespannt drauf, muss mir nur vorher vielleicht ein paar Brocken Usbekisch und Russisch aneignen und v. a. die kyrillische Schrift lernen. Nun gut, diese sollte nicht so schwer wie die arabische Schrift sein! Alles Weitere dann demnächst und wer Reisetips für Usbekistan hat, immer her damit!

Wieviele Paradiese gibt es eigentlich in Marokko? Wochenendtrip nach Taghazout und ins Paradise Valley

Letzte Woche hatten  wir das Glück ein verlängertes Wochenende zu haben, denn am Montag, den 30. Juli, war aufgrund des Festtags zur Thronbesteigung Mohammed VI Feiertag. Also, nix wie weg aus der Großstadt und diesmal ab in den Süden. Es war das letzte Wochenende von Rodrigo, der Marokko verlassen und nach Australien gehen wird, und daher fiel seine Entscheidung auf Taghazout, ein verschlafener kleiner Fischerort nördlich von Agadir. Diesmal waren wir zu neunt und fast in derselben „Besetzung“ wie das Wochenende vorher unterwegs: Die portugiesische Fraktion bestehend aus Rodrigo, Luís und Marcia, die spanische Fraktion repräsentiert durch Alberto, Claire, eine Französin und schließlich Fredy, Nathalie und ich als deutsche Fraktion.  Dementsprechend durcheinander war dann auch immer das babylonische Sprachgewirr 😉

Die Fahrt nach Taghazout war schon ganz schön ätzend lang, dafür hatten wir schon eine herrliche Ferienwohnung direkt am Meer gebucht und wachten am nächsten Morgen mit dem Meeresrauschen in den Ohren auf. Die nächsten zwei Tage verbrachten wir wahlweise am Strand bzw. Pool, erkundeten die herrlichen Grotten mit ihrem lila und grünem Gestein nah am Strand und nutzten die Ferienwohnungsküche bis zum Umfallen aus. Es gab schön gemütlich Frühstück auf dem Balkon und abends dann mal portugiesische, mal spanische Küche. Okay, die spanische Tortilla kannte ich ja noch, aber die portugiesischen Gerichte waren schon echt was Neues: Die Jungs hatten am Strand nämlich Muscheln und sogenannte „percebes“ (zu Deutsch „Entenmuscheln“) gesammelt, die man im heißen Wasser kocht, dann abkühlt und als Vorspeise isst. In Spanien und Portugal muss im Restaurant wohl 1kg davon allein schon 30 € kosten. Hatten wir ein Glück, dass die Dinger direkt bei uns am Strand zu finden waren! Und dann der Klassiker: Bacalhau, Stockfisch, für den es ja einem portugiesischen Sprichwort zufolge 1001 Rezepte geben soll. MMH!

Montag hatte sich unsere Gruppe dann auf fünf Personen verringert, weil manche doch schon nach Casa hatten zurückfahren müssen. So steuerten wir Übriggebliebenen ein weiteres Mal einen paradiesischen Ort Marokkos an, das Paradise Valley in den Vorläufern des Hohen Atlas. Im Oasental war es unglaublich heiß, aber der türkisblaue See versprach herrliche Abkühlung. Die Strecke zur Autobahn schließlich erinnerte in ihrer Abenteuerlichkeit sehr an den Tizi N’Test-Pass zwischen Marrakesch und Ouarzazate, den ich im Dezember mit Göran und seinem Vater entlanggefahren war.

Kunst und Natur: Asilah, Paradise Beach und Moulay Bousselham

Vorletztes Wochenende hieß es nach langem unentschiedenen Hickhack endlich mal wieder auf in den Norden – mit sieben Leuten und zwei Autos ging es nach Asilah. Dieses kleine ruhige Küstenstädtchen könnte glatt die Schwesterstadt von Azemmour südlich von Casablanca sein: Auch ihre Medina ist von dicken Mauern umrahmt, die noch aus der Portugiesenzeit (15. Jahrhundert) in Marokko stammen, und die Häuserwände innerhalb der Medina sind mit den kunterbuntesten Malereien u. a. Streetart (z. B. Teppiche) verziert. Nachdem wir Freitag- auf Samstagnacht in einer ziemlichen Abstiege verbracht hatten, zogen wir Samstag in ein schönes Hotel mit tollem Pool um und fuhren zunächst an den nahgelegenen Paradise Beach. Ein Strand, der seinen Namen tatsächlich auch verdient hatte: sauber, kein Wind, angenehme Wassertemperatur, gemäßigte Wellen, wenige Leute  – einfach herrlich! An diesem Samstag war auch der erste Tag des Ramadans, aber gegen ein kühles Bier am Strand um die Mittagszeit hatte dann vor Ort auch keiner was einzuwenden, zumal fast nur Touristen am Strand lagen. Abends schlenderten wir dann durch die schönen weißen Medinagässchen, warteten auf den Sonnenuntergang und „attackierten“ dann das nächste Fischrestaurant. Den nächsten Tag fuhren wir nachmittags auf dem Rückweg nach Rabat bzw. Casa noch im Lagunenörtchen Moulay Bousselham vorbei. Dort kann man mit ein bisschen Verhandlungsgeschick ein Fischerboot mieten und sich über den Lagunensee schippern lassen. Leider fehlte uns dafür die Zeit, da das verspätete Mittagessen doch mehr Zeit als gedacht einnahm und noch nicht einmal gut war L Naja, ein guter Grund noch einmal wiederzukommen!

Nachtrag zum Ramadanbericht

Hassan II-Moschee in Casablanca während der Ramadanzeit

So sieht es gerade nachmittags an der großen Hassan II-Moschee in Casa aus und so hört es sich an. Abends muss dann wohl der ganze Vorplatz mit Betenden gefüllt sein, weil gar nicht alle Leute in die Moschee reinpassen.

Hier noch ein paar sehr interessante Artikel zum Ramadan im Allgemeinen und teilweise mit spezifischen Infos zum Ramadan in Marokko:

„Ramadan ohne Ramadan“:

http://de.qantara.de/Ramadan-ohne-Ramadan/19584c20830i0p422/index.html

„Fastenzeit in Marokko: Politisierung des Ramadan“:

http://de.qantara.de/Politisierung-des-Ramadan/4156c143/index.html

„Ramadan in der islamischen Welt: Wenn der Glaube den Durst löscht“:

http://de.qantara.de/Wenn-der-Glaube-den-Durst-loescht/4008c142/index.html

Kleine Anekdote von gestern Abend: Anders als in den Jahren zuvor kann man in Marokko gerade als Ausländer auch keinen Alkohol mehr kaufen. Sonst war dies mit Vorweisen des Passes möglich, ist aber meiner Theorie nach dieses Jahr durch die neue islamistische Regierung unterbunden worden. Aber: Gestern Abend war ich mit zwei Freunden in Rabat im Irish Pub „Upstairs“, da wir wussten, dass dies eine der wenigen noch offenen Bars ist, in der auch Alkohol ausgeschenkt wird. Prompt werden wir am Einlass nach unseren Pässen gefragt, den aber keine dabei hat. Bei mir und Joseba reicht der Führerschein und Studentenausweis; Troels, der dänische Freund hat gar nichts dabei, sieht aber mit seinen blonden Haaren so unmarokkanisch aus, dass er auch reingelassen wird. Die Theke mit wenigen Tischen drumherum ist mit einem dicken Vorhang vom Rest der Kneipe abgetrennt; von den paar wenigen Leuten, die dort sitzen, schnappt man nur englische und französische Wortfetzen auf. Wir kommen uns schon ein bisschen kriminell vor wie wir hier unser Bier trinken …

Auch das Goldene M stellt sich auf Ramadan ein: „Während des Ramadans: Nur Kindern und Nicht-Muslimen wird im Restaurant serviert. Andere Bestellungen sind nur zum Mitnehmen möglich.“ (Abgesehen davon, dass auch Schwangere, Kranke und Frauen, die gerade ihre Tage haben, eigentlich was essen dürften…) Ab Sonnenuntergang gibt es dann aber sogar ein spezielles Ramadan-Menü zum Fastenbrechen.

Ramadan-Messe in Casa: Essen, Stoffe, Kleidung, kitschige Möbel und Haushaltsgegenstände en masse und zu echt günstigen Preisen

Alltagsbeobachtungen aus Ramadanien

Seit anderthalb Wochen sind alle Muslime nun in den Fastenmonat Ramadan gestartet und hier in Marokko geht  dieser natürlich auch nicht spurlos an mir vorüber. Zunächst zur Klärung, weil diese Frage immer wieder auftaucht: Muslime essen UND trinken von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang NICHTS und NEIN, ich habe keine Ahnung, wie sie das einen ganzen Monat lang schaffen, ohne regelmäßig wegen eines Kreislaufkollers zusammenzuklappen. Muss wohl einfach Gewohnheit sein, die man vom jugendlichen Alter an trainiert. Zwei Freundinnen von mir in Rabat, eine Deutsche und eine Dänin, haben die ersten drei Tage mitgefastet und waren danach fix und fertig. Gerade gegen Abend hin konnte Viktoria, die Dänin, kaum noch laufen und Katharina, die Deutsche, erzählte mir, dass sie schon beim Sehen einer Fernsehwerbung von Coca Cola Halluzinationen bekam und meinte, die erfrischende Cola im Mund schmecken zu können. Ich frage mich echt, wie gerade gegen Abend, wenn das Fastenbrechenessen „Ftour“ bei Sonnenuntergang immer näher rückt, immer so viele Leute Sport machen. Auch zum Aerobickurs, wo ich zweimal die Woche hingehe, kommen weiterhin alle Frauen, aber man merkt schon, dass ihre Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt ist und – welch ein Segen – die Trainerin auch nicht mehr so viel Energie hat, ihre Anweisungen zu schreien.

Im alltäglichen Straßenbild merkt man v. a. an den tagsüber geschlossenen Cafés und Restaurants, dass Ramadan ist. Das ist nix mit sich mal schnell ein Sandwich oder einen Saft um die Ecke kaufen – alles macht erst nach Sonnenuntergang wieder auf. Aber immerhin haben alle kleinen Lebensmittelgeschäfte und Supermärkte auf, so dass man sich zumindest für zu Hause essen kaufen kann. In der Öffentlichkeit faste ich nun zwangsweise immer mit, indem ich nichts mehr draußen trinke oder esse und auch während des Arabischunterrichts versuche, nicht vor meiner fastenden Lehrerin zu essen oder zu trinken. Das ist für mich, die eigentlich immer gern einen Schluck aus der Wasserflasche nimmt, etwas anstrengend und gerade nach dem Aerobickurs und beim Weg zur Sprachschule (je 45 min. hin und zurück) nicht einfach, aber man gewöhnt sich daran. Klar, ich könnte auch naiv auf den „Ausländerbonus“ setzen und öffentlich essen und trinken, aber ich will eigentlich jegliche verärgerte Reaktion der Marokkaner vermeiden. In der Straßenbahn ist es übrigens auch deutlich ruhiger als sonst, da kaum noch jemand telefoniert und alle versuchen so wenig wie möglich zu reden.

Es ist interessant, dass der Ramadan in Marokko Umfragen zufolge von über 90 % der Bevölkerung begangen wird. Hier gibt es eben keine christliche Minderheit wie damals als ich zum Ramadan in Damaskus, Syrien, war, wo das alles etwas entspannter ablief. Man bekam überall in den Restaurants und Imbissständen Snacks verkauft und konnte im christlichen Viertel ohne Probleme öffentlich essen und trinken. Im Straßenbild aber ähneln sich der syrische und der marokkanische Ramadan: es sieht aus wie Weihnachten mit der Sternen-, Glitzer- und Lichtdeko überall. Ich würde das Begehen des Ramadans hier in Marokko tatsächlich auch mit unserem Weihnachten vergleichen, das man mehr aus kulturellen denn aus religiösen Gründen begeht. So wie viele Leute bei uns nur zu Weihnachten in die Kirche gehen, kramen hier im Ramadan viele den Koran hervor und lesen darin (dann allerdings täglich). Es gibt v. a. aber auch in Casa genug andere, die nach dem Fastenbrechen schon wieder einen Joint rauchen und Alkohol trinken (eigentlich während des ganzen Ramadans verboten). Die Alkoholstellen im Supermarkt sind, wie ich ja bereits geschrieben hatte,  geschlossen, wurden aber vor dem offiziellen Ramadanbeginn noch ordentlich leergekauft. Und das waren nicht nur die hier lebenden Ausländer… Ansonsten kommt man gerade nur in wenigen Läden unter der Hand an Alkohol, wo man dann ins Hinterzimmer geführt wird und über einen guten Preis verhandeln muss.

Im Ramadan fangen die meisten Leute etwas später an zu arbeiten, meist gegen 10 Uhr, und fahren dann nachmittags nach Hause (Achtung, Verkehrschaos mit hohem Aggressivitätsfaktor!), um bis zum Sonnenuntergang zu schlafen bzw. vorher noch einzukaufen. Alles dreht sich nur ums Essen in dieser Zeit. Wenn man zur Zeit des Sonnenuntergangs raus geht, sind die Straßen wie leergefegt und hier in Rabat konnte ich tatsächlich mitten auf einer großen Hauptverkehrsstraße entlanglaufen ohne ein Auto anzutreffen. Die Straßenbahnen halten während dieser Zeit auch an, damit die Fahrer essen und trinken können und die Fahrpläne sind gerade in eine Zeit vor und eine Zeit nach dem „Ftour“ getacktet.

Das Fasten wird mit dem Abendgebet mit einer Dattel gebrochen; zudem gibt es eine nahrhafte Suppe, „Harira“, und dieselben fettigen Teigspezialitäten (Msemmen, Bghrir, etc) wie zum Frühstück, sowie die honiggetränkte und sesambestreute Süßigkeit Shbakiya. Das ist ein großer Unterschied zu Syrien, wo immer die herzhafte Vorspeisenpalette (Mutabal) zum „Iftar“, so heißt das Fastenbrechen auf Hocharabisch, aufgefahren wurde. Ich war letzten Montag mit ein paar Freunden aus Rabat im Restaurant zum Ftour. Das Essen war zwar sehr lecker, lag mir aber wegen seines hohen Fettgehalts noch am nächsten Morgen wie ein Stein im Magen. Und das dann jeden Abend und womöglich noch einmal gegen 4 Uhr in der Frühe, um noch das letzte Mal vor Sonnenaufgang zu essen? Unvorstellbar für mich! Und vor allem ungesund… Im staatlichen Radio wird auch fast jeden Tag über das Essen während des Ramadans diskutiert, soweit ich das mit meinen Arabischkenntnissen verstehen kann, geht es dabei v. a. um gesundheitliche Aspekte.

Tja, und ein Aspekt macht den Ramadan dann insbesondere für mich als Ausländerin sehr angenehm: man wird nicht mehr von Männern auf der Straße angequatscht und kann auch abends ohne Probleme allein in der Dunkelheit umherstiefeln, weil dann nämlich alle unterwegs sind und ihre Einkäufe machen. Die Nacht wird zum Tag gemacht – ich mag diese ausgelassene, fast festliche Stimmung nach dem Ftour sehr gerne und erinnere mich noch an Syrien, wo der Souk bis 2 Uhr nachts rammelvoll mit Menschen war.

Letztendlich ist alles halb so wild und ich werde auch die restlichen Ramadanwochen bis 21. oder 22. August ohne Probleme überstehen. In diesem Sinne: Mbruk Ramadan (auf Darija) bzw. Ramadan Karim (auf Hocharabisch)! – Glückwunsch zum Ramadan!

P.S.: Bei den Zimtschnecken auf dem Foto oben handelt es sich übrigens nicht um eine Ramadanspezialität, sondern ein dänisches Backwerk, das es zum Abschied zweier dänischer Freunde letzte Woche in Rabat gab.

Nach BOUknadel nun BOUskoura und BOUznika und ACHTUNG: erneute Zeitumstellung!

Wie ich heute Abend taufrisch erfahren habe, fängt der Ramadan hier in Marokko diesen Samstag, 21.07.2012, an. Damit die Leute eine Stunde weniger fasten müssen wird jedoch, wie ich schon einmal angekündigt hatte, die Uhrzeit wieder umgestellt und zwar um 1 STUNDE ZURÜCK. Für diesen einen Monat wird also quasi wieder die Winterzeit in Marokko eingeführt. Also, Achtung für die kommenden Skypeverabredungen – dann bin ich 2 Stunden vor der deutschen Zeit.

Und weil Alliteration etwas Schönes sind, habe ich letztes Wochenende nach Bouknadel nun Bouskoura und Bouznika besucht. Ersterer ist ein künstlich angelegter Wald südlich von Casa. Die Anreise war etwas beschwerlich und langwierig (Zugverspätung, ewiger Fußmarsch & abzockerische Autofahrt mit einem Einheimischen), aber der Wald einfach herrlich ruhig und lauschig-erfrischend. Am Abend dann das Kontrastprogramm: Abschiedsparty von Diego, der nach Spanien zurückgeht, d. h. WG-Party mit anschließendem Weggehen (diesmal aber wirklich das letzte Mal vor dem Ramadan ;-)). Den Samstag ließen wir dann am schönen Surferstrand von Bouznika ausklingen, der etwa auf halber Strecke zwischen Casa und Rabat liegt. Und Montag bis Freitag hieß es wieder fleißig Darija büffeln und Vokabeln nacharbeiten. Es zeigen sich aber schon langsam Ergebnisse: Ich verstehe die Leute auf der Straße immer besser und bekomme auch halbwegs vollständige Sätze zusammen – juhuuu!!!

Arabischlernen und Umgebung erkunden: Rabat, Bouknadel, Témara

Als ich während des Praktikums in Casa gewohnt hatte, war Rabat immer das ruhige, entspannte und saubere Gegenbild gewesen, in dem man sich eine Stunde Fahrzeit entfernt, ein bisschen von der hektischen Wirtschaftsmetropole erholen konnte. Nun wohne ich seit fast einem Monat in Rabat und muss eingestehen: Irgendwie war Casa doch „cooler“ zum Wohnen und Rabat mit seinem Charakter als Verwaltungs- und politische Hauptstadt wirkt tatsächlich immer ein bisschen „bieder“ (wenn man das für marokkanische Städte überhaupt sagen kann). Es ist einfach zu ruhig – das Hassan-Viertel, in dem ich wohne, ist einfach zu geleckt und menschenleer, weil sich das Botschaftsviertel gleich um die Ecke befindet, und so viele kleine Läden und Einkaufsmöglichkeiten wie in meinem „quartier populaire“ (volkstümliches Viertel) in Casa gibt es bei Weitem nicht. Auch in der ganzen Stadt ist das Kultur- und Weggehangebot weitaus geringer als in Casa (wobei das dort im Vergleich zu europäischen Städten natürlich auch dürftig war) und die Leute an sich sind viel reservierter als in Casa. Das hat aber zumindest den Vorteil, dass man als Frau weit weniger von Männern angelabert wird und einen die Händler auf dem Suk auch weitgehend in Ruhe gucken lassen.

Nun ja, demnächst, voraussichtlich ab dem 20. oder 21. Juli wird es in ganz Marokko ohnehin viel ruhiger zugehen, zumindest tagsüber, denn dann wird einen Monat lang Ramadan sein. Der Starttag steht vorab immer nicht genau fest, da er sich nach dem Mond richtet; der Neumond muss gesichtet werden, was irgendwie erst kurz vorher festgestellt werden kann.

In meinem Umfeld schwebt der Fastenmonat schon wie die große Unbekannte über allen Gesprächen und alle Ausländer, die dies noch nicht in Marokko miterlebt haben, überlegen sich, wann die Lebensmittelläden dann überhaupt aufmachen (vermutlich trotzdem ab Mittags) und ob man öffentlich essen und trinken darf (werde ich auf der Straße einfach aus Respekt nicht machen; Marokkaner können dafür von der Polizei angehalten und bestraft werden). Zumindest werden alle Restaurants und Cafés tagsüber und alle Clubs und Kneipen den ganzen Ramadan über geschlossen sein. Alkohol wird es den ganzen Monat über nirgendwo zu kaufen geben, weswegen wir uns auch schon ernsthaft überlegt haben, jetzt noch einen kleinen Alkoholvorrat anzulegen 😉 Ein bisschen Angst macht mir dann schon die erhöhte Unfallgefahr auf den Straßen, weil viele natürlich sehr unkonzentriert Auto fahren (kein Essen, kein Trinken, wenig Schlaf) und auch das Aggressionspotenzial der Leute gerade gegen Abend hin massiv ansteigt, wenn alle nur noch den Sonnenuntergang erwarten, um das Fasten brechen zu können … Ich werde, mal wieder, abwarten und Minztee trinken und schauen, was mich nächste Woche erwartet. Ich vermute, dass sich an meiner Sprachschule, bei der ich seit Wochen Arabischunterricht nehme, und bei meinem kleinen Fitnesscenter, bei dem ich nun dreimal die Woche zum Aerobickurs gehe (ja, ihr habt richtig gelesen!), alle Zeiten nach hinten verschieben. Für den Sprachkurs wäre das auch echt ein Segen, denn die letzten zwei Wochen musste ich dort täglich 8.30 Uhr antanzen und das (versnobte) Stadtviertel befindet sich leider genau am anderen Ende der Stadt L Das heißt, laufen, Straßenbahn nehmen (gibt es seit einem Jahr in Rabat) und wieder laufen. Dort hatte ich dann vier Stunden jeden Tag volle Dröhnung Arabisch, erst in einem mittleren Kurs für klassisches Arabisch (Fusha), was mir aber nicht viel brachte und ich daher wieder in einen Darija-Kurs (marokkanisches Arabisch) wechselte, was mir hier für den Alltag auch viel mehr bringt. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Einzelunterricht für Media Arabic zu nehmen, aber da die Schule leider gerade ach so ausgebucht ist, gab es keine freien Lehrerkapazitäten :-S Aber bezahlen soll ich natürlich trotzdem schön! Da muss ich mich echt noch einmal beschweren und werde bis dahin einfach zu Hause selbst noch ein bisschen Medienarabisch lernen. Ich werde ja während des Ramadans ohnehin nichts anderes machen können 😉 Die Sprachschule an sich ist überfüllt mit stipendiumsgefütterten jungen, enthusiastischen Amis und vereinzelten weiteren Ausländern von überall her, die in der Regel alle echt nett sind. Unten findet ihr ein paar Fotos vom heutigen Freitag, an dem eine Französin aus meinem Kurs marokkanische Frühstücksspezialitäten für alle mitbrachte, die wir nach unserem ersten Zwischentest im schönen Garten der Sprachschule verspeisten. Ich kann mich nun mit dem „Beginner I“-Titel in Darija rühmen und werde nächsten Montag den „Beginner II“-Kurs starten. Während der wenigen Tage, die ich nun wieder Darija hatte, konnte ich die Leute draußen echt schon viel besser verstehen. Vor allem habe ich nun endlich einmal die Konjugation der Verben gelernt – ich weiß gar nicht, wie ich sechs Monate lang mit Darija überlebt habe, ohne Verben benutzen zu können 😉 Es ist zudem sehr erstaunlich, wie viel Französisch im Darija drinsteckt. So funktioniert z. B. die Verneinung wie im Französischen (statt „ne…que“ schließt „ma…schi“ das gebeugte Verb ein), es gibt zeitliche Ausdrücke, die vom Französischen übernommen wurden (z. B. heißt „seit drei Jahren“ auf Französisch „il y a trois ans“ und auf Darija „hadi tlata sanawat“) und natürlich gibt es tonnenweise einarabisierte französische Wörter. Dann kommen so lustige Wortschöpfungen wie „l-busta“ von  „la poste“ (die Post), „sufitma“ von „souvêtements“ (Unterwäsche) oder „tnabr“ von „timbre“ (Briefmarke) zustande. Umgekehrt sind aber auch ins Französische einige Begriffe aus dem maghrebinischen Arabisch eingewandert. Dort spricht man ebenso wie z. B. die Marokkaner vom „bled“ (Heimatland), „kif kif“ (das ist dasselbe“) oder französisiert arabische Ausdrücke, z. B. „le Chérif/chérifien“ (von arab. Scharif = Nachkomme des Propheten Muhammads) oder „le Makhzen“ (marokkanischer Regierungsapparat). Lingustisch ist dieser Sprachmix also höchstinteressant! Ich muss nur mal Nachforschungen anstellen, wie es mit dem Spanisch-Darija-Mix in Nordmarokko aussieht.

Neben der gestarteten Sprachschule habe ich ein bisschen die Umgebung von Rabat bzw. Rabat selbst unsicher gemacht. Ich war auf dem Jazzfestival in der Chellah, war auf ein paar Abschiedsabenden eingeladen, die oft mit Fußball-EM-Schauen verbunden waren, und bei Kochabenden (Sushi & deutsche Küche) mit anschließendem Weggehen in einen der wenigen Clubs Rabats (Al Yacout, vermutlich ein Club von Senegalesen). Außerdem entdeckte zusammen mit einer anderen Deutschen, Katharina, die eine Ausbildung beim der Deutschen Botschaft macht, leckere Couscousrestaurants und gute Shoppingmöglichkeiten in der Medina. Am Wochenende waren wir auch schon am Strand in Témara, ein kleiner Küstenort südlich von Rabat, und ich besuchte letztes Wochenende Bouknadel im Norden von Rabat mit seinem Botanischen Garten und dem kuriosen Belghazi-Museum. Das sah einfach aus wie eine riesen Rumpelkammer aus allen möglichen marokkanischen Einrichtungs- und Alltagsgegenständen. Ich konnte mir ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen. Vor allem die trottlig reinschauenden Porträts am Ende (siehe Fotos unten) und die Tatsache, dass ich die einzige Besucherin war, und mir jeder Raum einzeln aufgemacht und das Licht angemacht und gleich nach Besichtigung des Saals wieder ausgemacht wurde, trugen dazu bei. Aber ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, denn man bekommt viel von der marokkanischen Kultur mit, auch wenn die eine oder andere Erklärungstafel durchaus von Vorteil gewesen wäre!