Santiago de los Caballeros – Kulturwochenende in der zweitgrößten Stadt der Dominikanischen Republik

Das erste Oktoberwochenende nutzten Sarah und ich um unser Jarabacoanisches Kulturdefizit auszugleichen und in die zweitgrößte Stadt der DomRep, nach Santiago de los Caballeros, zu fahren. Uns hatte ein argentinisch-brasilianisches Pärchen, Fernando und Renata, eingeladen, die wir über die Arbeit bei Plan Yaque kannten, die ein Haus in Santiago haben und die zudem genauso kulturbegeistert sind wie wir. Es traf sich somit gut, dass in Santiago gerade ein Filmfestival stattfand, auf das wir Samstagabend gingen. Der brasilianische Film, der gezeigt wurde, war auf Spanisch synchronisiert – zum Einen zu unserem Grauen, da manche Synchronstimmen einfach gar nicht passten, zum Anderen zu Sarahs und meinem Glück, da man das synchronisierte Spanisch ziemlich gut verstehen konnte. Das Einkaufszentrum, in dem sich das Kino befand, war Samstagabend keineswegs leer, denn halb Santiago schien entweder ins Kino zu pilgern oder sich im Foodcourt mit Fastfood vollzustopfen.

Doch nicht nur der Abend in Santiago war mit Kultur gefüllt, sondern bereits der Rest des Tages. Wir hatten Samstagmorgen zwei Guaguas von Jarabacoa über La Vega genommen und waren spontan ausgestiegen als wir das monumentale Denkmal Santiagos sahen, das Monumento a los Héroes de la Restauración de la República. Ursprünglich während der Trujillo-Ära (1930-61) erbaut, um den Diktator selbst zu feiern, wurde es nach seiner Ermordung umgewidmet und den Soldaten geweiht, die 1865 für die Unabhängigkeit der Republik von Spanien gekämpft hatten. Man hat vom Sockel und von der Aussichtsplattform des Denkmals einen herrlichen Blick ins Cibao-Tal, das von den Zentral- und den Nördlichen Kordilleren eingerahmt wird. Im Inneren des Denkmals wurde die Geschichte des dominikanischen Unabhängigkeitskriegs mit Wachsfiguren und sozialistisch anmutenden Gemälden nacherzählt. Zudem kam ich zum ersten Mal mit der dominikanischen Karnevalskultur in Berührung, da einige der farbenfrohen und echt abgefahren aussehenden Kostüme ausgestellt waren.

Nach der Monumento-Besichtigung sammelten uns Fernando und Renata ein und wir fuhren zum Kulturzentrum Centro Leon, in dem just an diesem Tag Geburtstag gefeiert wurde und Tag der offenen Tür war. 🙂 Neben einer Dauerausstellung zur indigenen Geschichte der DomRep (die indigene Bevölkerung der Taínos ist allerdings leider von den spanischen Kolonisatoren im 16. Jahrhundert komplett ausgerottet worden) gab es einer weitere Ausstellung zur neuzeitlichen Alltagsgeschichte. Dazu passend war im Garten eine Bierausstellung aufgebaut worden, da die lokale Biermarke „Presidente“ in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feiert. Eine sehr interessante Biergeschichte, auch wenn das Bier selbst für deutsche Verhältnisse fast wie Wasser schmeckt. Es könnte aber schlimmer sein, denn Renata erzählte uns, dass das brasilianische Bier im Gegensatz zu „Presidente“ wie Wasser sei… 😉 Die Marke „Presidente“ wurde übrigens von Diktatur Trujillo ins Leben gerufen und da es zu seiner Zeit nur einen „El Presidente“, nämlich ihn selbst, geben durfte, musste sich das Bier damals „Presidente Especial“ nennen.

Sonntag schauten wir uns noch Santiago Downtown, das historische Zentrum, an. Viele der traditionellen karibisch-bunten Holzhäuschen erinnerten mich an Häuser, die ich als Kind bei einem Familienurlaub in Südflorida, v. a. Key West, gesehen hatte. Oft wird Florida ja auch zur Karibik gezählt und Miami ist nach New York der Ort, in dem die meisten Auslandsdominikaner leben.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s