Von Leiria aus fuhren wir mit einem direkten Bus Richtung Südwesten nach Peniche, einem der Suferhotspots Portugals an der Atlantikküste. Yasmin hatte nämlich einen Surferkurs im Nachbardorf Baleal gebucht und ich wollte mir in dieser Zeit die Festung Peniches anschauen, die zu Zeiten der Salazar-Diktatur ein Gefängnis gewesen war. Ursprünglich hatten wir geplant ein Hostel in Baleal zu buchen, doch aufgrund der Nebensaison wurde das von uns ausgesuchte Hostel gerade renoviert. Die Besitzerin, Zé, bot uns jedoch an bei ihr im Haus im Gästezimmer zu übernachten, was wir gerne annahmen. Wir hatten ein Zimmer ganz oben im Haus mit kleiner Dachterrasse, von der wir einen herrlichen Blick aufs Meer und die umliegenden Häuser hatten. Die umliegenden Häuser waren allerdings wenig herrlich – weißgestrichene blockartig zusammengedrängte Bettenburgen ohne jegliche Individualität, scheußlich! Was in dem Ort los ist, wenn dort im Sommer Horden von Surfern einfallen und die weißen Bettenburgen bevölkern, möchte ich gar nicht wissen…
Während sich Yasmin also am nächsten Morgen in die Fluten des Atlantiks stürzte, gurkte ich mit einem alten Fahrrad Zés nach Peniche und besichtigte die Festung. Darin war zum einen das didaktisch sehr altmodisch aufgemachte Stadtmuseum untergebracht und ich lernte, dass Peniche die portugiesische Klöppelhauptstadt sei. Später entdeckte ich sogar noch ein Denkmal einer klöppelnden Frau im Zentrum. Ich wusste gar nicht, dass diese Art der Handarbeit so verbreitet ist, denn ich hatte die hässlichen geklöppelten Spitzentischdeckchen das letzte Mal als Kind im Dresdner Stadtmuseum gesehen. Nun gut, man lernt nie aus!
Des Weiteren war in der Festung zu Salazars Zeiten ein Gefängnis für Oppositionelle eingerichtet gewesen und man konnte sich die Gefängniszellen anschauen und einiges über die Geschichte erfahren, auch wenn alles nur auf Portugiesisch erläutert war. Danach machte ich einen Spaziergang auf einer weit ins Meer hinausragenden Landzunge, an der sich die Wellen meterhoch und nicht ganz ungefährlich zerbrachen. Peniche war einst, wie uns Zé erzählt hatte, ein wichtiger Fischereihafen Portugals gewesen, doch mit der Wirtschaftskrise sei diese Branche völlig eingebrochen. Die Stadt wirkte auch ziemlich verlassen und nur da Sonntag war, hatten sich ein paar mehr Menschen vor der Kirche versammelt – gegenüber von verlassenen Geschäften, deren Fenster mit Packpapier zugehangen waren…