Was sollte man tun, um dem Berliner Novembergrau zu entkommen? Richtig, der Stadt den Rücken zukehren und gen Süden reisen! So war der Plan als Yasmin und ich am 21. November den Flieger nach Porto nahmen und zwei Wochen Portugal vor uns lagen. Trotz diverser Regen- und anderer Schlechtwetterwarnungen wegen der Atlantiknähe des Landes war es eine sehr gute Idee gewesen im November dorthin zu fahren. Denn erstens meinte es das Wetter bis auf etwas Regen in Porto und Coímbra sehr gut mit uns, zumindest war es viel sonniger , heller und anfangs wärmer als in Berlin (naja, kein Kunststück!) und zweitens konnten wir so die Touristenmassen umgehen, die wohl sonst das Land in der Hochsaison bevölkern. Der erste „Kulturschock“ im positiven Sinne erwartete uns am Flughafen von Porto, dessen moderne, stylische Architektur in keinster Weise mit einem mickrigen Flughafen à la Schönefeld zu vergleichen ist. Auch unsere Ferienwohnung bei einem AirBnB-Pärchen war bis auf den letzten Zentimeter durchgestylt und perfekt komponiert. Den zweiten Kulturschock bzw. der, der sich über den ganzen Aufenthalt in Portugal hin entwickelte, erhielten wir beim Essen in einem der kleinen traditionellen Snackrestaurants, wie man sie zuhauf an jeder Ecke findet. Die Auswahl an süßen Teilchen war grandios – beim ersten Bissen dachte man jedoch schon fast daran Diabetis zu bekommen… Die herzhaften Snacks waren meist frittiert; Salateilagen unbekannt. Diese sehr kohlenhydratreiche Küche sollte an einigen Tagen unserer Reise in uns noch einen wahren Heißhunger auf frische Orangen und Tomaten wecken…
Wie kann man Porto nun als Stadt beschreiben? Sehr bergig, schmale, bunte Häuser, von denen viele jedoch einen eher maroden Charme versprühten, vor sich hinmoderten, deren Fenster mit Papier abgehangen waren und die vielfach zum Verkauf standen. Daneben schöne Jugendstilhäuser, azulejogetäfelte Kirchen (Azulejo = typische portugiesische Keramikfliesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Azulejo) bzw. die berühmte azulejogeschmückte Bahnhofsvorhalle, urige Buchläden, Portweinkeller. Trotz der sichtbaren Wirtschaftskrise eine schöne, vor allem schön am Douro und auf den Hügeln gelegene Stadt! Den Fluss überquert man übrigens über die Brücke Dom Luís I, die ein bisschen wie der auf die Seite gelegte Eiffeltum aussieht. Und tatsächlich: Sie ist made by Gustave Eiffel!
In Porto trafen wir uns einen Abend mit Luís und einigen seiner Freunde, den ich noch aus Marokko kannte, und der, ungewöhnlich für die derzeitigen jungen Portugiesen, vor drei Wochen nach Portugal zurückgekehrt war. Zu diesem Thema gibt es hier einen schönen ZEIT-Artikel. Zur Feier des Abends gingen wir dann (im wahrsten Sinne des Wortes) richtig fett traditionell portugiesisch essen (natürlich gab es den „Nationalfisch“ Bacalhau – hier ein interessanter Artikel dazu) und lernten hinterher das lebhafte Nachtleben Portos kennen, das sich dank der milden Temperaturen mehrheitlich draußen abspielte.
Am nächsten Tag besichtigten wir das Museum für moderne Kunst „Serralves“, das uns neben der Ausstellung sowohl mit seiner Architektur als auch dem riesigen rundherum angelegten Park und dem dazugehörigen Bauernhof beeindruckte. In PORTo durfte natürlich auch eine Besichtigung einer der PORTweinkellereien nicht fehlen. Wir begaben uns auf die andere Flussseite und buchten eine Besichtigungstour bei „Ferreira“, eine interessante Wahl wie sich herausstellte: Die Traditionsfirma wurde im 18. Jahrhundert von einer Frau, Dona Antónia Adelaide Ferreira, geleitet und hat bis heute einen Emu als Markenzeichen. Was hat denn nun ein Emu (bzw. Nandu wie auf der Homepage geschrieben wird) mit Portwein zu tun, könnte man sich fragen. Eigentlich gar nichts! Die PR-Beauftragten damals wollten einfach nur ein ungewöhnliches Logo fern von klassischen Emblemen wählen. Das hat ja offensichtlich gut funktioniert! Denn der Emu schmückte den Ferreira-Portwein bis heute und zum Abschluss der Kellereiführung durfte natürlich eine Kostprobe nicht fehlen!