Letzten Donnerstag und Freitag hatte ich endlich einmal zwei Tage hintereinander frei und da zwei japanische Freundinnen, Maki und Haru, Sansibar bald verlassen und Ayda seit längerem ihren Onkel besuchen wollte, starteten wir einen Ausflug nach Pemba, die nördliche Nachbarinsel Sansibars. Auf dem kleinen Flughafen von Sansibar reichte es vollkommen aus, eine halbe Stunde vor dem Start da zu sein, denn das Gepäck steht noch halb auf der Straße und schwupps, ist man schon in der Abflug“halle“. Wir saßen dann pünktlich 9.45 Uhr in der kleinen Zanair-Maschine als es nach einer Viertelstunde Warten hieß, wieder aussteigen, wir haben ein Propellerproblem. Sehr vertrauenserweckend… Wir gingen zurück in die Abflughalle und konnten nach einigem Warten wieder an Bord gehen, zum Glück aber an Bord einer anderen, noch viel kleineren Maschine. Ich saß direkt hinter dem Piloten und hatte eine super Sicht nach draußen. Es war so beeindruckend, Sansibar und später dann Pemba von oben zu sehen! Insbesondere die hellblauen Lagunen und die leuchtenden Sandstrände sahen einfach fantastisch aus! In Pemba angekommen, stellten wir fest, dass es hier einen noch viel kleineren Flughafen als auf Sansibar gibt. Vor dem „Karume Airport“ wartete schon ein Fahrer auf uns, den Maki über ihre Kollegen beim Landwirtschaftsinstitut hatte organisieren können, und der uns die ganzen zwei Tage auf der Insel herumfuhr und natürlich viel über die Insel zu erzählen wusste. Nachdem wir ein nettes Gästehaus in Chake Chake, dem Hauptort Pembas, ausgekundschaftet hatten, ging es an die nördlichste Spitze Pembas durch den Ngezi Forest hindurch nach Ras Kigomasha. Die Fahrt war echt zum Schießen: Der Fahrer hatte eine Kassette mit japanischer 80er-Jahre- und japanischer Weihnachtsmusik dabei, die Maki und Haru natürlich mitsingen konnten, und mit dieser Backgroundmusik im Ohr ging es die hügeligen, an eine Achterbahn erinnernden, grünbesäumten Straßen von Pemba entlang. Immer wieder rannten unerwartet wahlweise Hühner, Katzen oder Kinder über die Fahrbahn und Fahrradfahrer, sowie Daladalas trugen zu weiteren „interessanten“ Ausweichmanövern des Fahrers bei. Am Ras Kigomasha angekommen, stiegen wir den von den Briten 1900 erbauten Leuchtturm empor. Der Blick war in zweierlei Hinsicht fantastisch: Erstens konnte man bereits Kenia sehen, das nur 60 km westlich von Pemba liegt, und zweitens zogen gerade tief dunkelblaue Gewitterwolken auf, die einen herrlichen Kontrast zu den grünen Palmen und dem gelben Sandstrand bildeten. Wir fuhren weiter, passierten eine Kautschukbaumplantage und landeten schließlich in der Lodge, wo wir die am Strand versteckte Sklavenhöhle besichtigten. Von dort ging es weiter an den Vumawimbi Beach, wo wir schon ganz ausgehungert unsere Mittagspause mit „Chipsi Mayai“ (Omelett mit Kartoffelspalten) einlegten und anschließend im Meer badeten. Witzigerweise kamen immer wieder Schüler (erkennbar an der blau-weißen Schuluniform) an den Strand gelaufen, starten uns die ganze Zeit an und gingen dann natürlich genau an der Stelle ins Wasser, wo wir auch waren. Vor allem Ayda muss für sie sehr interessant gewesen sein, denn sie hatte ihr Kopftuch abgelegt – und dass auf einer Insel, auf der Muslime einen konservativeren Glauben als auf Sansibar leben.
Letzte Tagesstation war Pembas größte Stadt Wete, wo unserer Fahrer genau unter den Bäumen hielt, in denen der so genannte Pembaflughund im wahrsten Sinne des Wortes tagsüber „abhängt“: Mit Füßen und Flügelhaken am Ast eingehängt schläft der Flughund den ganzen Tag, was aussieht, als würden riesige Früchte am Baum hängen. Er hat eine Flügelspannweite von bis zu 160 cm (!), ernährt sich aber ausschließlich von Früchten, Blumen, Nektar, Pollen und Blättern. Also, kein Vampiralarm! Wobei es ja angeblich den sagenumwobenen „Popobawa“ („popo“ = Kiswahili für Fledermaus/Flughund, bawa = Flügel), eine einäugige Riesenfledermaus, auf Sansibar gibt, die schon Menschen getötet haben soll: http://de.wikipedia.org/wiki/Popobawa
Mit Einsetzen der Dämmerung erwachten die Flughunde und fingen an, durch die Gegend zu schwirren. Es klang wie ein riesiger Vogelschwarm, wie ihr im Video unten sehen könnt:
Tja, somit war ein ereignisreicher Tag zu Ende gegangen und wir fielen wie die Steine ins Bett. Natürlich nicht ohne vorher noch lecker essen gegangen zu sein. Es gab „Urojo“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Urojo), eine Art Eintopf mit allem drin, was man an den lokalen Imbisständen so findet. Und das ganze für unschlagbare 1500 TSH, also 0,70 €!
Am nächsten Morgen ging es nach einem erstaunlich reichhaltigen Frühstück (Weißbrot, Omelette, Obstplatte) in den Süden nach Mkoani. Dort kommt Aydas Familie ursprünglich her und wir schauten bei ihrem Onkel, ihrem Cousin und zwei älteren weiblichen Verwandten vorbei. Vorher hatte uns der Fahrer noch zu einem chinesischen älteren Ehepaar gebracht, die schon vor langer Zeit nach Pemba gekommen waren und nun als einzige noch auf Pemba lebten. Maki und Haru konnten die beiden immerhin mit „Nihao“ (chin. „Guten Tag“) begrüßen, wobei der Mann auch fließend Kiswahili sprach, seine Frau hingegen kaum. Nachdem wir uns in Aydas Dorf ein bisschen die Umgebung angeschaut hatten, fuhren wir weiter zu den Mkama Ndume Ruins. Die Ruinen waren leider in einem echt schlechten Zustand – daher war die grüne Umgebung weitaus sehenswerter als die Ruinen selbst. Aber immerhin gab es ein paar interessante Informationstafeln zur Geschichte: Mkama Ndume nämlich war ein persischer Prinz, der Pemba im 15. Jahrhundert mit Gewalt beherrscht hatte, bevor die Portugiesen die Insel einnahmen und ihn umbrachten.
Von den Ruinen zum Flughafen war es nur noch ein Katzensprung und so warteten wir im Flughafen“restaurant“ auf unseren Abflug. Das witzige war, dass es in diesem einfachen Minirestaurant außerhalb des eigentlichen Flughafengebäudes W-Lan gab und ein paar Passagiere konzentriert hinter ihrem Laptop hockten und „ganz busy“ Emails checkten – selbst auf dieser scheinbar abgeschotteten Insel. Auf dem Rückflug durfte ich übrigens sogar NEBEN dem Piloten sitzen – absolute „pole position“!
Fazit: Pemba hat mir super gefallen und ich werde vermutlich noch einmal hinfahren bzw. –fliegen. Ich hatte die Architektur in den „Städten“ ja nur beim Durchfahren gesehen, möchte aber unbedingt noch einmal Fotos davon machen bzw. mehr über die Geschichte hinter den Gebäuden erfahren. So gibt es auch auf Pemba, wie auf Sansibar, diese DDR-gesponserten sozialistischen Plattenbauten. Hier ein interessanter Artikel der Deutschen Welle dazu: http://www.dw.de/ddr-plattenbauten-auf-sansibar/a-4762753