Am Nachmittag des 10. März (Montag) stand der zweite Besuch ins Haus: Theresa, eine Studienfreundin aus Jena, gerade von ihrem Auslandssemester in Argentinien zurück, trudelte in Rennes ein. Da gab’s natürlich erst einmal eine Stadtführung und abends einen obligatorischen Crêperie-Besuch.
Die nächsten Tage ging es auf Reisen in den Norden der Bretagne bis nach Brest im äußersten Westen Frankreichs gelegen. Am Dienstag fuhren wir morgens mit dem Bus nach Dinan, wo ich im November ja schon einmal mit Rianne gewesen war. Dank Theresa aber entdeckte ich noch ein paar neue Ecken dieser schnuckeligen mittelalterlichen Stadt mit ihren zahlreichen Fachwerkhäusern.
Am Abend nahmen wir den Bus in Richtung Westen und ließen uns in einem kleinen Ort im Süden von Lannion von Benji und Romain abholen, bei denen wir (mal wieder) über den Hospitality Club übernachteten. Sie statteten uns mit Infos über ihren Ort Perros Guirec, und Kartenmaterial für den nächsten Tag aus, an dem wir die wohl schönste Küste der Bretagne, die Côte de Granit Rose (Küste der rosanen Granitfelsen) besuchen wollten.
Den Abend hatte es noch gestürmt und geregnet doch der nächste Morgen empfing uns mit strahlendem Sonnenschein. In fünf Minuten waren wir am Strand und nach etwa einer halben Stunde konnten wir sie von weitem sehen: Die rosanen Granitfelsen, die einen ganzen Küstenabschnitt bedeckten und ein bisschen surreal in der Landschaft wirkten. Der Wind hatte bizarre Formen in den Stein geschliffen und richtige Sitzkuhlen hinterlassen. Doch Vorsicht, der Stein war recht grobkörnig und rau – wir mussten bei unseren Kletteraktionen echt aufpassen uns nicht die Hände auszuschürfen. Ein Stück des Weges weiter dann das große Naturschauspiel: Der Wind ließ meterhohe Wellen ans Ufer schlagen und das Wasser wurde tatsächlich so sehr aufgeschäumt, dass einzelnen Schaumfetzen durch die Luft flogen. Ich weiß nicht wie lange wir gebannt diesen Naturgewalten zusahen, aber es war einfach zu beeindruckend!
Als wir schließlich im nächsten Küstenort angekommen waren, ließen wir uns wieder von den beiden Hospitality Clubbern abholen und abends fuhren sie uns sogar noch zum Bahnhof. Nächste Reisestation: Brest. Hier übernachteten wir bei Gilles, der uns auch vom Bahnhof abholte. Am nächsten Tag gab er uns eine kleine Stadtführung, in der wohl so ziemlich hässlichsten Stadt, die ich jemals gesehen habe. Überall triste, graue Betonbauten, klobige Betondenkmale und –brücken, wenig Grün. Und das grieselige Regenwetter verbesserte meinen Eindruck auch nicht gerade. Die Stadt war im 2. Weltkrieg von den Alliierten fast vollständig zerstört worden, weil sie eine deutsche Marinestation beherbergt hatte, und wurde danach schnellstmöglich und mit wenigen Mitteln einem geometrischen Plan folgend wieder aufgebaut. So entstand z. B. auch diese gruselige Kirche, die Theresa und mich besonders schockiert hatte. Heute befinden sich vor der Küste Brests eine Lagerstätte der französischen Nuklearwaffen – auch nicht gerade beruhigend…
Fußweg,
kein „Kackweg“
Kulturell jedoch muss die Stadt wohl so einiges zu bieten haben, es gibt zahlreiche Festivals und Bars, was wir am Donnerstag Abend dann auch in Erfahrung bringen konnten: Wir machten mit einigen Freunden von Gilles und zwei Französinnen, die auch über HC bei Gilles übernachteten, eine kleine Kneipentour.
Freitag nahmen Theresa und ich den Regionalbus zur Pointe St. Mathieu, dem westlichsten Zipfel an der Küste. Wir fanden einen Leuchtturm und eine Kirchenruine vor, von der eine recht mythische Atmosphäre ausging. Wir folgten zunächst dem Jakobsweg (ja, der führt hier tatsächlich lang!) an der Küste. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich hier „les blockhaus“ (das ist tatsächlich das frz. Wort dafür), die deutschen Bunker, die zur Überwachung und Verteidigung der Küste als riesige Betonklötze in die Landschaft gebaut worden waren. Das war schon eine komische und auch ein bisschen beunruhigende Erfahrung für mich – diese graffitibeschmierten Betonklötze in der gelb blühenden Landschaft…
Nach einem kleinen Picknick nahmen wir dann den Weg Richtung Norden nach Le Conquet und gelangten per Anhalter zurück nach Brest. Theresa reiste am späten Nachmittag leider schon wieder ab und ich trat am nächsten Tag die Rückreise nach Rennes an. Natürlich nicht ohne noch zwei weitere bretonische Orte abzuklappern: Roscoff, am Meer gelegen und bekannt für seine Algen und Zwiebeln und schließlich Morlaix, berühmt für seine weltweit einzigartigen Laternenhäuser, mittelalterliche Fachwerkbauten.
…ah la frace… wuderschoene Bilder wie immer…es una paisje tan lindo…saludos al la argentina desconocido 😉
Jonas