Hier also endlich der etwas verspätete Parisbericht: Am Sonntagabend, 28.10., nahmen Eva, Maria und ich den TGV von Rennes nach Paris. Wir übernachteten via Hospitality Club in einer Zweier-WG im Norden von Montmartre, schon fast an der Peripherie von Paris, die aber mit der Metro gut zu erreichen war. Montag holte uns erst einmal das Wetter ein, dass uns bisher in der Bretagne ungewöhnlicherweise erspart geblieben ist: Es regnete den ganzen Tag und das ordentlich! Wir flüchteten in ein kleines Parfummuseum nahe der Oper und danach in ein gemütliches, aber wie für Paris leider typisch, sauteures Café. Da Marias und auch meine Schuhe ziemlich durchnässt waren, mussten wir am Nachmittag erst einmal shoppen gehen (tolle Ausrede, oder? ;-)) und so landeten wir am anderen Ende der Stadt im Einkaufszentrum von La Defense, der zweite, aber moderne Triumphbogen von Paris. Den Abend verbrachten wir in einer kleinen Bar in Montmartre.
Am Dienstag dann weckte uns strahlender Sonnenschein – perfekt um den Tag an der frischen Luft zu verbringen. Ich machte mich mit Maria, wie viele andere Touristen auch, auf den Weg zum Friedhof, der (ehemals) Reichen, Schönen und Berühmten, Père Lachaise. Wir hatten Rendez-vous mit Oscar Wilde (Grab mit zahlreichen Lippenstift-Bisous, siehe unten), Edith Piaf, Chopin, Honoré de Balzac, Molière, etc. Das Grab von Jim Morrison war interessanterweise abgesperrt (waren wohl zu viele schwarze Messen auf seinem Rücken abgehalten worden) und so hatten es sich zahlreiche The Doors-Jünger mit einer Flasche Rotwein auf den benachbarten Grabsteinen gemütlich gemacht um ihrem Idol zu huldigen. Nach dem Friedhof marschierten wir mit einem kleinen Zwischenstop in einem Café in Richtung Zentrum um Eva zu treffen – sie wollte uns eine kleine Führung durch das Univiertel Quartier Latin geben. Daraus wurde jedoch nicht viel, denn wir blieben an einem kleinen Kino hängen, das gerade für eine Woche Fritz-Lang-Filme zeigte, und entschieden uns spontan einen Film zu schauen. Dieser spielte kurioserweise in Prag (Eva stammt ja aus Prag) während der Besetzung durch die Nazis und enthielt somit auch einige deutsche Dialoge, die jedoch selbst für mich schwer zu verstehen waren. Es ging um das Attentat auf Heydrich, was jedoch in einer völlig fiktiven Geschichte aufgerollt wurde.
Den nächsten Vormittag verbrachte ich dann mit einem kleinen Spaziergang im völlig von Touristen überfluteten Montmartre-Viertel und den Nachmittag mit dem Besuch einer Filmausstellung in der Cinématheque. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch gleich einen Blick auf die wirklich sagenhaft riesige Bibliothek von Mitterand werfen, die architektonisch äußerst interessant ist. Sie besteht aus vier Hochhäusern, die die Form aufgeklappter Bücher haben, und einem Kellergeschoss, bei dem man eher denkt in einem Konferenzzentrum oder einer Messe zu sein als in einer Bibliothek.
Am Donnerstagmorgen kehrte Eva dann schon nach Rennes zurück, so dass ich allein mit Maria eine neue Tour in Paris startete. Wir besuchten das Musée Rodin mit seinem Skulpturengarten und nahmen am Nachmittag den (angeblich) schnellsten Aufzug Europas um auf den Tour Montparnasse zu gelangen. Trotz des nebligen Wetters bot sich uns ein atemberaubender Blick über die ganze Stadt! Am Abend trafen wir uns dann im Café „Les deux Moulins“, das aus dem Amélie-Film bekannt ist, mit Bénédicte, einer französischen Freundin, mit der ich in Jena zusammen im Wohnheim gewohnt hatte.
Maria hatte schon die ganze Woche vor sich hingekränkelt, es war absolut keine Besserung in Sicht und so bot Bénédicte ihr an, am nächsten Tag in Paris mit ihr zum Arzt zu gehen. Ich machte mich derweil auf, um „Iéna“ suchen zu gehen – so heißt in Paris nämlich eine Metrostation und wie ich dann vor Ort auch noch mitbekam, eine Straße, ein Platz und die Brücke, die direkt auf den Eiffelturm zuführt. Hier wird natürlich an die große Schlacht Napoleons von 1806 gedacht, in der er gegen die Österreicher und die Preußen gewonnen hatte.
Als ich ein bisschen weiter westlich das Seine-Ufer entlang spazierte stieß ich zu allem Überfluss auch noch auf eine kleine Version der amerikanischen Freiheitsstatue – mit dem riesigen Gebäude von Radio France im Hintergrund. Den Rest des Tages verbrachte ich dann im Stadtteil Marais damit einkaufen zu gehen und die vielen kleinen Gassen und Nebenstraßen zu entdecken bevor es am Abend wieder mit dem TGV zurück nach Rennes ging. Am Bahnhof und in der Metro war fast niemand zu sehen – welch entspannte Stille im Gegensatz zu Paris…
P.S.: Sonntagabend und die folgenden Tage hatte es mich dann auch erwischt: Der Hals kratzte und tat so sehr weh, dass sich die ganze Sache bis zu den Ohren hinaufzog – dieselben Symptome wie bei Maria. Heute habe ich erstmal den Arzt hier aufgesucht. War echt lustig, denn wir haben erst einmal einen kleinen historischen Exkurs über Jena und seine Napoleonische Schlacht gemacht (er wollte natürlich wissen wo ich herkomme) bevor er sich dann meinem gesundheitlichen Problem zuwandte. Naja, nichts weiter Schlimmes, wird sich in den nächsten Tagen geben.
Klasse, Conny, dass du in Paris warst!!!
Ich war gestern am Fluss zum Baden, weil es sehr heiß war und habe mir dermaßen den Rücken verbrannt, dass ich jetzt ein Krebs bin.. :s
Nun regnet’s hier in Córdoba und es ist angenehm kühl.
Hoffe, dass wir bald mal telen können!
Schöne Grüße, RESA.
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